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"Tatort": Langweilig statt kaltblütig

Heute Redaktion
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Bild: ARD

Es hätte Sonntagabend auf ORF2 ein guter Krimi werden können: intimes Kammerspiel, gute Schauspieler, Mordmotive im Dutzend. Doch am Ende war "Kaltblütig" aus Ludwigshafen doch nur ein öder Lena-Odenthal-"Tatort".

Es hätte Sonntagabend auf .

Rund 740.000 Zuseher verfolgten Sonntagabend den "Tatort"-Krimi auf ORF2. Liebe, Verrat, Intrigen, jeder beschuldigt jeden. Der Hauptverdächtige schweigt, seine Schwester manipuliert Polizei und Beteiligte, es geht um Schulden, Vaterfreuden und Eifersucht. Auch die Schauspieler geben ihr Bestes und doch: Ein Lena-Odenthal-"Tatort" ist und bleibt ein Lena-Odenthal-"Tatort", 90 Minuten festgefahren in langweileiger Krimi-Routine und den immer gleichen Krimi-Phrasen.

"Spiegel Online" kürte die Folge vom vergangenen Sonntag zum "langweiligsten Tatort aller Zeiten" - unberechtigt und voreilig. Denn die jetzige Episode "Kaltblütig" hätte diesen zweifelhaften Titel eher verdient. Allein der Anfang ist derartig trocken und altmodisch, dass ihn höchstens hartgesottene Fans als "klassisch" bezeichnen würden: Katharina Brenner, Roza Lanczek und Szimon Pecht blicken einander an, im Hintergrund schwillt vielsagend die Musik empor. Kurz darauf ist Roza tot, ihr Wagen hat sich um einen Baum gewickelt.

Offenbar waren die Bremsleitungen angeschnitten.

Langweiligster "Tatort" aller Zeiten?

Dass der Krimi aus Ludwigshafen dann doch gerade so am Titel "Langweiligster 'Tatort' aller Zeiten" vorbeischrammt, liegt auch daran, dass Regisseur Senn sämtliche Verhöre, Gespräche und Ermittlungen als Kammerspielszenen zusammenstellt. Aktion und Reaktion folgen immer schön der Reihe nach - was es leicht macht, den immer neuen Wendungen, Ausreden und Schuldzuweisungen zu folgen. Leider aber ist die an sich schöne Idee bald ausgelutscht. Gerade noch rechtzeitig, kurz vor Schluss - der Fall ist bereits zum zweiten Mal gelöst - sprengt unerwartete Action das starre Format.

Da tötet der mittlerweile als unschuldig entlassene Frank Brenner zunächst den Hund von Ex-Frau Katharina, verschleppt sie in einen Wohnwagen, übergießt sie und sich selbst mit Benzin, um ihren Leben ein Ende zu setzen. Natürlich retten Odenthal und Kopper beide in allerletzter Sekunde, und es stellt sich heraus, dass der Bauunternehmer aus Versehen die falsche Partnerin getötet hat, und dass er eine immer noch sehr klaffende Psychowunde aus seiner Kindheit mit sich herumschleppt. Eine Nummer kleiner hätte auch gereicht. Letztlich geht es in den anderthalb Stunden um fast nichts anderes als um sein mysteriöses Verhältnis zu sich selbst und zu seinen diversen Frauen.