Politik

"Team um den Hausarzt" wurde einstimmig fixiert

Heute Redaktion
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Im Gesundheitsministerium werden am Montagnachmittag die Weichen für die neue ambulante Primärversorgung in Österreich gestellt. Künftig sollen Ärzte und andere Gesundheitsberufe für die Patienten besser zusammenarbeiten und die Spitäler entlasten - durch Vernetzung oder in neuen Gesundheitseinrichtungen. Die Finanzierung ist aber noch offen.

Im Gesundheitsministerium wurden am Montagnachmittag die Weichen für die in Österreich gestellt. Künftig sollen Ärzte und andere Gesundheitsberufe für die Patienten besser zusammenarbeiten und die Spitäler entlasten - durch Vernetzung oder in neuen Gesundheitseinrichtungen. Die Finanzierung ist aber noch offen.

Das Konzept zur Primärversorgung in Österreichs Gesundheitswesen kann umgesetzt werden. Im Gesundheitsministerium wurde es am Montag von Vertretern von Bund, Ländern und Sozialversicherung einstimmig beschlossen. Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ) freute sich in einer Aussendung über einen "Brückenschlag in die Zukunft".

Der Beschluss fiel in der (durch die jüngste Gesundheitsreform geschaffenen) Bundeszielsteuerungskommission. Für die Bundesregierung stimmte neben Stöger auch Finanzstaatssekretär Jochen Danninger (ÖVP) dafür. Für die Länder waren Oberösterreichs Landeshauptmann Josef Pühringer (ÖVP), Wiens Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely (SPÖ), Vorarlbergs Gesundheitslandesrat Christian Bernhard (ÖVP) und Kärntens Gesundheitslandesrätin Beate Prettner (SPÖ) vertreten, für die Sozialversicherungen unter anderen Hans Jörg Schelling, Vorsitzender des Hauptverbands der Sozialversicherungsträger.

Finanzierung noch unklar

Unklar sind vor allem Geldfragen. Die Jahre 2015 und 2016 - also jener Zeitraum, in dem man gerade einmal ein Prozent der Patienten in Primärversorgungseinrichtungen unterbringen will - will man noch aus den bisherigen Quellen finanzieren. Wie danach das Geld umgeschichtet werden soll, ist zwischen Ländern und Sozialversicherung noch umstritten.

Ebenso offen sind die Fragen der Honorierung. Die Letztfassung des Konzepts listet verschiedenste Varianten auf, von fixen Budgets (bzw. Gehalt) über Kopfpauschalen pro Patient, Fallpauschalen je Behandlungsfall, Einzelleistungsvergütung bis zu "Pay for Performance", also Bezahlung für das Erreichen bestimmter Ziele. Angepeilt wird jedenfalls eine "eigenständige gesamtvertragliche Vereinbarung". Sollte diese nicht zustande kommen, können von der Sozialversicherung "Sonder-Einzelverträge mit Zustimmung der zuständigen " abgeschlossen werden.

Hausarzt als Mediziner-Chef

"Das Team um den Hausarzt" lautet der Titel der Beschlussvorlage, die von der - mit Vertretern von Bund, Ländern und Sozialversicherung besetzten - Bundeszielsteuerungskommission beschlossen werden soll; ein Titel, mit dem wohl die bis zuletzt sehr skeptischen Ärzte besänftigt werden sollen. Ihre Rolle soll gestärkt werden, wird in dem Papier betont, sie übernehmen die "medizinische Leitung".

Ordinationen wie Firmen

Die sonstige Organisation der Zusammenarbeit sollen sich die Teams selbst festlegen. Es sollen "alle möglichen gesellschaftsrechtlichen Organisationsformen" anwendbar sein. Angedacht ist entweder die vertraglich vereinbarte Zusammenarbeit von Freiberuflern, ärztliche Gruppenpraxen mit Angestellten (oder vertraglich gebundenen Kooperationspartnern) aus anderen Berufsgruppen oder aber Ambulatorien. Neben den offenen Finanzierungs-und Honorierungsfragen müssen erst noch die rechtlichen Voraussetzungen für die Zusammenarbeit der verschiedenen Berufsgruppen geschaffen werden.

Neue Wege für Einsteiger

Positiv für die von der Ärztekammer vertretenen Mediziner: Am System der Gesamtverträge soll nicht gerüttelt werden, und man will die Ärzte "ausdrücklich nicht in eine neue Struktur zwingen", heißt es. Vielmehr sollen "zukünftigen Einsteigern" neue Wege eröffnet werden.

Besser für die Patienten

Für die Patienten sollen die Primärversorgungseinrichtungen zur ersten Anlaufstelle im Gesundheitssystem werden. Sie sollen örtlich und zeitlich gut erreichbar sein (auch am Abend, am Wochenende, per Telefon und Web und durch Hausbesuche), neben Krankheitsbehandlung auch Gesundheitsförderung und Prävention anbieten und die Lotsenfunktion durch das gesamte Gesundheitswesen übernehmen. Die freie Arztwahl bleibt bestehen, Patienten sollen sich aber über längere Phasen (über das Quartal hinaus) binden können.