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"Teenager werden Mütter": Das läuft im ATV-Kreißsaal

Ab 18.4. (20.15 Uhr) wird wieder im Rampenlicht entbunden. Quotenmacherei oder Hilfe für verzweifelte Jungeltern – der Fakten-Check.

Heute Redaktion
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Kettenrauchende Hochschwangere, schockerstarrte Jungväter, Einblicke bis ins Nirwana – und ATV hält seit 2009 unbeirrt drauf. Heute (20.15 Uhr) geht das meistdiskutierte Format des Senders in die neue Runde, Tiefpunkt der sechs neuen Folgen: Marcell (18) und Kerstin (24), die ihr insgesamt drittes Kind erwarten (Achtung, Spoiler: Nr. 4 ist nicht ausgeschlossen!) und sich noch kurz vor der Sectio verbal zur Sau machen.

Quotenmacherei oder Hilfe für junge Eltern in spe

„Teenager werden Mütter": Gnadenloses Trash-TV, das in Sachen Sozialvoyeurismus seinesgleichen sucht – oder eine echte Chance für (durch den Rost) gefallene Kinder, sich ihrer Elterschaft in kontrollierten Verhältnissen anzunähern? Wir wollen es genau wissen und fragen bei ATV und dem behandelten Gynäkologen, Dr. Armin Breinl, nach: Was geht im Kreißsaal wirklich ab, wozu sind die Teenies vertraglich verpflichtet und wer nascht am Ende aller vom (Mutter-)Kuchen mit? Der Fakten-Check:

Medizinische Versorgung

Die Teenies entbinden bei Dr. Armin Breinl in der Privatklinik Graz Ragnitz, auf Wunsch übernimmt er auch Vor- und Nachsorgeuntersuchungen. Aufklärung bzw. Geburtsvorbereitungskurse finden auch off-camera statt, eine Wahl-Hebamme wird vermittelt.

Kameras

Mitgefilmt wird immer und überall, Ausnahme ist in Sonderfällen nur die Geburt selbst. Hier dürfen die werdenden Mütter die Kameras verbannen. Ein Beispiel: Jasmin (13!) entband in Staffel 10 nicht on-air, von der Tür aus wurde aber trotzdem in den Kreißsaal hineingefilmt.

Gage

Die Persönlichkeitsrechte werden den Protagonisten laut ATV mit einer „fairen" Gage abgegolten: "Reich wir davon aber keiner". Außerdem stellt der Sender je nach finanziellen Bedürfnissen auch die Babyausstattung zur Verfügung.

Weitere Unterstützung

Die verantwortlichen Sendungsmacher werden zu wichtigen Bezugspersonen, die von den Jugendlichen in diversen Situationen kontaktiert werden. Die Hilfe geht so weit, dass bei der Wohnungs- und Jobsuche geholfen wird. „Dass viele dann aber nicht beim Vorstellungsgespräch auftauchen, ist halt eine andere Geschichte."

Interview mit Dr. Armin Breinl

"Heute": Herr Dr. Breinl, wie sind Sie zu diesem ungewöhnlichen TV-Job gekommen?

Breinl: ATV hat mich angerufen und gefragt. Zunächst kam das für mich nicht in Frage, ich hab' mich dann aber anders entschieden und bin froh darüber. Empfohlen wurde ich ausgerechnet von Hebammen. Das hat mich sehr gefreut, denn diese Damen sind ja ein ganz eigenes Berufsvolk. Sie haben mich als sehr einfühlsam beschrieben.

"Heute": Ganz ehrlich, warum macht ein angesehener Gynäkologe bei so einem Trash-Format mit? Suggeriert die Sendung nicht, dass Schwangerschaften mit 13 normal sind?

Breinl: Nein, denn auch diese Kinder müssen entbunden werden. Und da ist es doch besser, das in einem geschützen Umfeld mit optimaler medizinischer Versorgung zu tun.

"Heute": Welche Gefahren lauern auf Junggebärende?

Breinl: In ganz wenigen Fällen ist der Körper einfach noch nicht reif genug dafür. Das sind Risikoschwangerschaften. Außerdem rauchen viele extrem, ernähren sich von Junkfood und Zuckerwasser. Dadurch explodieren sie, neigen zur vermehrten Streifenbildung. Das ist natürlich ganz schlecht.

"Heute": Gab's schon bereits brenzlige Situationen?

Breinl: Medizinisch gesehen bisher zum Glück nicht. Zwischenmenschlich ist das schwieriger: Oft streiten die Paare heftig, wie Marcell und Kerstin in Folge eins. Kerstin brüllt und zetert sich vor dem Eingriff in Panik, da macht sie eine kleine Showeinlage. Das geht gar nicht, so kurz vor einer Geburt, da muss ich als Mediziner eingreifen.

"Heute": Wie?

Breinl: Ich rede Klartext, das ist notwendig.

"Heute": Behindern Sie die Kameras nicht bei der Arbeit?

Breinl: Gar nicht. Ich fürchte mich vor keiner Kamera. Ich tu, was ich als Arzt tun muss, völlig authentisch. Auch die Teenies vergessen die Kameras ganz schnell: Da ist, im Gegensatz zu anderen Reality-Formaten, nichts inszeniert. Sie schreien und streiten und reden und lachen genau so, dazu muss sie niemand provozieren.

"Heute": Wie ist das Verhältnis zwischen Arzt und Patientin?

Breinl: Gut, ich komme mit allen klar, mittlerweile sogar mit Marcell. Ich behandle die Kinder nicht wie kleine Dummerln, sondern wie Erwachsene. Das ist wichtig. Und ich stehe auf Wunsch auch ohne Kamera zur Verfügung. Aber intensive Beratungsgespräche führen die Hebammen, dafür bin ich nicht zuständig.

"Heute": Bemühen Sie sich nicht um Aufklärung. Das müsste Ihnen doch ein Anliegen sein?

Breinl: Natürlich, aber so weit dringt man bei diesen Teenagern leider gar nicht durch.

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