Szene

"The Bassarids": Man trägt in Salzburg vornehm Haut

Heute Redaktion
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Passion, Ekstase, Leidenschaft – selten wurde ein Festspiel-Motto so hemmungslos umgesetzt, wie heuer. Ab 16.8. schweinigelt ein Halbgott auf Rachefeldzug.

Natürlich steht bei diesen Schlagworten nicht die rohe Fleischeslust im Fokus, sondern viel mehr das Aufspüren subtiler zwischenmenschlicher Macht-Mechanismen. Ganz egal, am Ende gelingt aber wohl auch das mithilfe besonders nackter Tatsachen am besten.

Regisseur Warlikowski kennt auf der Bühne keine Tabus

Da verdrehen beim heurigen Festspiel-Reigen hauptlose Nackerpatzerln der manisch begehrenden "Salome" den Kopf, geht einander ein skrupelloses Kaiserpaar an die Wäsche ("L'incoronazione di Poppea"), endet das Liebes-Spiel für Hermann und Lisa ("Pique Dame") tödlich. Und auch im nächsten Streich, der Neuinszenierung von Hans Werner Henzes "The Bassarids", wird ab 16.8. im Sinne der Kunst der Maßlosigkeit gefrönt – die kraftvolle Bildsprache verdanken wir dem polnischen Provakateur Krzysztof Warlikowski. Der Regisseur scheut in seinen Inszenierungen keine Tabus und schickt Dionysos auf inbrünstigen Rachefeldzug in die Felsenreitschule.

Krzysztof Warlikowski über die Handlung von "The Bassarids"

Zwei Mütter, zwei Söhne und inzestuöse Begierde

Dem Halbott stellt sich sein Cousin, der junge König Pentheus in den Weg. Pentheus und Agaue, Dionysos und Semele – zwei Söhne und zwei Mütter. Zwischen inzestuöser Begierde und unerträglicher Trauer schwankend, verbindet die beiden verfeindeten Cousins die zwanghafte, außergewöhnliche Liebe zu ihren Müttern, die von den anderen missbilligt und verwünscht wird; eine wahnhafte Leidenschaft, die zur Vernichtung führt.

"The Bassarids": Leading Team

Kent Nagano, Musikalische Leitung

Krzysztof Warlikowski, Regie

Magorzata Szczniak, Bühne und Kostüme

Felice Ross, Licht

Denis Guéguin, Video

Claude Bardouil, Choreografie

Christian Longchamp, Dramaturgie

"The Bassarids": Besetzung

Sean Panikkar, Dionysos

Russell Braun, Pentheus

Willard White, Cadmus

Nikolai Schukoff, Tiresias / Calliope

Károly Szemerédy, Captain / Adonis

Tanja Ariane Baumgartner, Agave / Venus

Vera-Lotte Böcker, Autonoe / Proserpine

Anna Maria Dur, Beroe

Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor

Huw Rhys James, Choreinstudierung

Wiener Philharmoniker

Nur "Jedermann" zügelt heuer seine Triebe

Seine Triebe auffallend gut im Griff hat in dieser Festspiel-Saison eigentlich nur der als Oberstrizzi verrufene „Jedermann" (Tobias Moretti, derzeit vertritt den an einer Lungenentzündung laborierenden Mimen aber Philipp Hochmair). Und das soll was heißen.

HIER gibt's mehr Infos zu "The Bassarids"