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"The Program": Doping-Wahn als Biopic

Heute Redaktion
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Sieben Mal gewann er die Tour de France, galt jahrelang als großer Strahlemann des Radsports und setzte sich aufopfernd für krebskranke Kinder ein: Lance Armstrong. Seine Titel und sein Ansehen ist der überführte Dopingsünder mittlerweile los. Mit "The Program" kommt nun das erste Biopic über den gefallenen Star-Athleten in die Kinos.

Sieben Mal gewann er die Tour de France, jahrelang galt er als großer Strahlemann des Radsports und Spenden-Guru im Kampf gegen Krebs: Lance Armstrong. Seine Titel und sein Ansehen ist der überführte Dopingsünder mittlerweile los. Mit "The Program" kommt nun das erste Biopic über den gefallenen Star-Athleten in die Kinos. 

Sid Vicious ist tot, weil er begann, an sein eigenes Image zu glauben. Das zumindest soll "Sex Pistols"-Sänger Johnny Rotten über seinen verstorbenen Bassisten gesagt haben. Wird ein Mensch von seiner Selbstdarstellung verschlungen, kann das nur übel für ihn enden. Regisseur Stephen Frears errichtet sein Biopic über Lance Armstrong auf diesem Prinzip. Der Film zeigt den Ex-Sportler nicht als schurkenhaften Blender, der nach Ruhm und Reichtum giert. Er zeigt ihn als Menschen, der sein eigenes Lügenkonstrukt als Realität annimmt, bis es über ihm zusammenbricht.

Plot

Angetrieben von Ehrgeiz und wütend über die Dominanz seiner gedopten Konkurrenten, beginnt der junge Radprofi Lance Armstrong (großartig dargestellt von Ben Foster) sich EPO zu spritzen. Erste Erfolge stellen sich ein, bevor ihn eine Hodenkrebserkrankung aus dem Sattel hebt. Als der Athlet die Krankheit bezwingt und in den Spitzensport zurückkehrt, wird er zum Vorbild für Millionen. Seine Stiftung unterstützt krebskranke Kinder, sein Erfolge bei der Tour de France verhelfen dem angeschlagenen Radsport zu neuem Aufschwung. Nur der Sportjournalist David Walsh (Chris O'Dowd) beharrt darauf, dass Armstrong dopt - und wird bald darauf von allen Seiten angefeindet. 

Kein Moralstück

Betrug, Lügen, Einschüchterungen - gut kommt Armstrong in "The Program - Um jeden Preis" nicht gerade weg. Er wird aber auch nicht verteufelt. Vielmehr befasst sich der Film mit Doping als System, an dem viele profitieren und noch mehr nicht zu rütteln wagen. Armstrong ist am Ende lediglich ein Rädchen in der großen Maschinerie. Kein Schurke, sondern, wenn überhaupt, ein Größenwahnsinniger. "The Program" hält sich nicht mit einer moralischen Message auf, sondern konzentriert sich auf den Wahn - und ist vor allem dadurch so gut geworden. 

"The Program" startet am 9. Oktober in den österreichischen Kinos.