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"Tiger Girl": Musikvideo-Action trifft Sozialdoku

Zwei Mädels gegen den Rest der Welt: Die Review zu "Tiger Girl".

Heute Redaktion
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Regisseur Jakob Lass legt nach "Love Steaks" (2013) den zweiten Spielfilm vor, der nach dem von ihm entwickelten FOGMA-Regelwerk gedreht wurde. Statt mit einem ausformulierten Skript arbeitet der Filmemacher mit einem "Handbuch", in dem Szenen und Dialoge nur rudimentär skizziert sind; Improvisation und Authentizität stehen im Vordergrund. Über weite Strecken erinnern Lass' Filme daher an Dokumentationen. Passagen, die nicht von der Spontanität der Schauspieler leben, könnten hingegen direkt aus einem MTV-Clip stammen. Düstere Alltagsbeobachtungen wechseln sich mit bunten Choreographien ab. Der Mix funktioniert, ist oft aber mehr erschütternd als unterhaltsam.

Maggie (Maria Dragus) ist durch die Polizeiaufnahmeprüfung gefallen und lässt sich nun bei einem privaten Wachdienst ausbilden. Durchsetzungskraft und selbstbestimmtes Auftreten sind ihr völlig fremd. Das ändert sich schlagartig, als die wilde Tiger (Ella Rumpf) sie unter ihre Fittiche nimmt. Gemeinsam ziehen die beiden durch Berlin, versuchen sich als Vandalen und ziehen Passanten ab. Maggie, von Tiger in Vanilla umgetauft, blüht merklich auf, wird aber zusehends aggressiver.

Spaßige Randale und fröhliche Trinkgelage werden in "Tiger Girl" schnell von asozialen Junkies und Gewaltexzessen abgelöst. Der Film zerrt die Zuseher aus ihrer Komfortzone und serviert ihnen ein Drama mit hohem Realitätsanspruch. Sehenswert, aber nicht immer leicht zu verkraften.

"Tiger Girl" startet am 7. April 2017 in den österreichischen Kinos. (lfd)

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