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"Todesangst ist das große Thema"

Heute Redaktion
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Eine Seuche, ein toter Flüchtling, ein abgeriegeltes Dorf – und zwei Ermittler in Panik. "Virus" eröffnete am Sonntag (27.8.: 20.15 Uhr, ORF 2) die neue Krimi-Saison.

Wenn sich eine Barbara Eder an ihren ersten "Tatort" wagt, dann aber gleich richtig. Der Talk mit der Regisseurin:

"Heute": Ein toter Schwarzafrikaner und Ebola – in Sachen Brisanz ein deftige thematische Paarung…

Barbara Eder: Ja, das Buch sieht das so vor. Und von mir werden diese heiklen Themen in einem Extrem dargestellt, in dem jede Vernunft flöten geht. Mit Sagern, die man einfach kennt, à la "Ich hab's ja immer schon gewusst". Alles ist wunderbar, solange die Flüchtlinge auf ihrem Hof bleiben. Aber wenn sie rauskommen und dann auch noch eine mögliche Ansteckung droht, dann schaut die Sache anders aus.

"Heute": Explosive Materien scheinen Ihre Spielwiese zu sein, auch in Hinblick auf Ihren preisgekrönten Kriegsfilm "Thank You For Bombing". Brauchen Sie Katastrophen, um als Regisseurin in Ihrem Element zu sein?

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Eder: Es reizt mich einfach, in Themen reinzugehen, von denen man eigentlich nichts weiß. Wie ist denn das wirklich, wenn ein Ebola-Virus in Österreich ausbricht, wie lautet der Notfall-Plan, wer agiert? Warum gibt's 2017 noch keinen Impfstoff dagegen. Warum forscht man hier nicht, sehr wohl aber bei Krankheiten, die ein kaufkräftiges Klientel betreffen?

"Heute": Zu sehen ist auch eine Ebola-Station in Afrika, wo wurde das gedreht?

Eder: In Österreich. Ich hätte das durchaus gerne in Afrika gemacht, aber das war natürlich nicht möglich. Also mussten es hier ein paar Plastikplanen, ein Stück abgefackelte Wiese und aufgeschüttete rote Erde tun.

"Heute": Laiendarsteller, teils mit ähnlichem Schicksal, spielen im Krimi die Flüchtlinge. Ein bedrückendes Szenario?

Eder: Im Gegenteil. Ich bin heute noch mit ein paar von ihnen in Kontakt und sie sind schon extrem aufgeregt, wann sie endlich zu sehen sind.

"Heute": Aber wie schafft man hier die nötige Distanz?

Eder: Sie spielen ja nicht ihr persönliches Schicksal, sondern etwas, womit sie trotzdem vertraut sind. Dass sie Fremde sind, von der Polizei nicht mit Samthandschuhen angefasst werden. Diese Menschen sind nicht dumm: Sie wollen genau das drehen und zeigen, wer sie sind und wie sie behandelt werden.

"Heute": Was ist DAS große Thema dieses Falls?

Eder: Todesangst. Diese authentisch rüberzukriegen, zu vermitteln, dass man weiß, dass man jetzt sterben könnte, ist eine große Leistung und eine große Herausforderung. Krassnitzer und Neuhauser lehnen sich nicht zurück, nur weil's ihr x-ter Fall ist. Da gibt's eine extrem emotionale Szene mit Adele, in der sie diese Angst wirklich greifbar macht.

"Heute": Ihr zweiter "Tatort" ist bereits abgedreht – ist diese Krimiserie für Regisseure wirklich das ultimative Ding?

Eder: Für mich ist immer das ultimativ, was ich gerade mache. Aber ja, man weiß, wie wichtig dem ORF der "Tatort" ist. Gefragt zu werden, ist einfach eine große Ehre. Bei mir hat's dann noch drei Jahre gedauert, bis es endlich soweit war.