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"Tomb Raider" macht Indiana Jones Konkurrenz

Und das will vor allem für eine Videospielverfilmung etwas heißen!

Heute Redaktion
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Als Michael Fassbender und Marion Cotillard für die Leinwand-Version von "Assassin's Creed" zusagten, schien die erste gelungene Videospielverfilmung der Kinogeschichte greifbar nahe. Zumal ein gewisser Justin Kurzel Regie führte, unter dessen Ägide die beiden Edelmimen in Shakespeares "Macbeth" wahre Glanzleistungen abgeliefert hatten. Am Ende erwies sich das Projekt - wie so viele andere im Metier der Game-Adaptionen, von "Super Mario Bros." (1993) bis "Warcraft" (2016) - leider als blamable Enttäuschung.

Auch das aktuelle "Tomb Raider"-Reboot weckte schon allein durch die Besetzung der Hauptrolle große Hoffnungen. Nicht weil Alicia Vikander (übrigens Fassbenders Ehefrau) eben erst mit dem Oscar ausgezeichnet worden war, nicht, weil sie seit Jahren zu den Hollywoods aufstrebenden Superstars zählt. Nein, Vikanders frappante Körbchengrößen-Differenz zu der von ihr zu verkörpernden Videospiel-Ikone Lara Croft gab den Ausschlag.

Sah Angelina Jolie in den ersten beiden Kinofassungen der "Tomb Raider"-Reihe (2001 und 2003) noch wie ein großbusiges Topmodel bei der beruflichen Neuorientierung aus, kaufte man Vikander die taffe, Wind-, Wetter-, Schlamm- und Kriechtier-geeichte Abenteurerin rein optisch sofort ab. Echte Story statt bloßer Blickfang, genau das versprach die Personalentscheidung. Der Film hält sich nun tatsächlich daran.

Trailer von "Tomb Raider":

Abenteuer statt Liebesgeschichte

Wir lernen Vikanders Lara als Kickbox-Enthusiastin und Fahrradbotin kennen. Eine der besten Entscheidungen des dreiköpfigen Skriptteams tritt gleich in dieser Anfangsphase zutage. Ein junger Koch schmachtet Lara an, wagt es aber nicht, sie um ein Date zu bitten. Die Love Story, die Hollywood nahezu jeder weiblichen Titelheldin anhängt, wird damit gleich im Keim erstickt.

Lara Croft kann sich auf die wichtigen Dinge des Lebens konzentrieren: Ein Rätsel ihres seit sieben Jahren verschollenen Vaters (Dominic West) lösen, ans andere Ende der Welt reisen, einen betrunkenen Kapitän (Daniel Wu) zu einem halsbrecherischen Abenteuer überreden und auf einer einsamen Insel mitten im Nirgendwo stranden. Dort muss Lara den skrupellosen Mathias Vogel (Walton Goggins) und seine Söldner, davon abhalten, eine sagenumwobene Waffe aus dem Grab einer japanischen Kaiserin zu bergen.

Beste Game-Adaption bislang

Im Lauf der Jahrzehnte versuchten sich viele Filme als "Indiana Jones"-Kopie. "Tomb Raider" kommt näher heran als alle anderen Aspiranten. Erstaunlich, ist der Film doch zugleich eine würdige Umsetzung der Videospielreihe - die übernommenen Bewegungsabläufe und Szenerien bereichern die Actionszenen statt sie (wie befürchtet) ins Lächerliche zu ziehen und etablieren den Streifen trotz Indy-Vorbild als eigenständiges Werk.

Je länger "Tomb Raider" dauert, desto mehr Patzer und logische Fehler schleichen sich ein. Macht nichts. Hier haben wir endlich eine Videospielverfilmung, die nicht bloß Profit daraus schlagen will, eine bekannte Figur in einen generischen Plot zu packen. Hier haben wir eine Videospielverfilmung, deren generischer Plot den Geist der Game-Vorlage einzufangen weiß, und eine Hauptdarstellerin, die ihrer Heldin Leben einzuhauchen vermag.

"Tomb Raider" startet am 16. März in den österreichischen Kinos.