Wirtschaft

"Tötet Trump" geht nicht, "Fick dich und stirb" geht

Geleakte Dokumente zeigen, nach welchen Regeln Facebook-Mitarbeiter Beiträgen löschen. Und mit welchen Problemen der Konzern konfrontiert wird.

Heute Redaktion
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Mark Zuckerbergs Facebook bemüht sich zumindest, das Problem in den Griff zu bekommen.
Mark Zuckerbergs Facebook bemüht sich zumindest, das Problem in den Griff zu bekommen.
Bild: Reuters

Was löscht Facebook und was darf stehenbleiben? Bisher kannte man nur nichtssagende allgemeine Kriterien dafür. Nun haben Journalisten erstmals einen Einblick in die internen Richtlinien bekommen, mit denen Facebook gegen kritische Inhalte vorgehen will. Der britische "Guardian" berichtet von rund 100 Dokumenten, die den Lösch-Truppen von Facebook zeigen sollen, wie sie mit Hasskommentaren, mit verstörenden Bildern, mit Gewalt, Sex und Terror umzugehen haben.

Facebook zeigt Einsatz



Die geleakten Dokumente – darunter Schulungsunterlagen, Präsentationen und Diagramme, in die auch die "Süddeutsche Zeitung (SZ)" Einblick hatte – belegen, dass das soziale Netzwerk das Problem durchaus ernst nimmt. "Die Dokumente zeigen, dass sich der Konzern von Mark Zuckerberg bemüht, das Problem in den Griff zu bekommen", heißt es in der "SZ". Trotzdem gebe es jede Menge Zündstoff.

Hauptschwierigkeit sei, dass die Facebook-Löscher unter enormen Zeitdruck werken – laut Guardian blieben den Mitarbeitern oftmals "nur zehn Sekunden", um eine Entscheidung zu treffen.

Selbstmord-Streams bleiben



Das komplexe Regelwerk des Konzerns lasse notgedrungen viele Grauzonen zu. So stellen vor allem Selbstmordversuche Facebook vor Probleme: Das soziale Netzwerk will auch künftig solche Spots live streamen. Die Begründung: Es sei für die Sicherheit der Personen das Beste. "Nutzer posten selbstzerstörerische Inhalte als Hilfeschreie – diese zu entfernen könnte verhindern, dass sie gehört werden", zitiert die SZ aus den Papieren. Erst wenn die Möglichkeit ausgeschlossen sei, der betroffenen Person zu helfen, werden die Aufnahmen gelöscht. Andere User sollen aber auch nicht zu etwas Vergleichbarem ermutigt werden.

"Erschießt Trump" geht gar nicht

Auch bei Gewalt bleibt Facebook zweideutig. Gelöscht werden sollten jedenfalls Mordaufrufe gegen den derzeitigen US-Präsidenten. "Tötet Trump" oder "Jemand soll Trump erschießen", fliegt raus, weil der Mann ein Staatsoberhaupt sei und als "angreifbare Person" gelte.



"Fick dich und stirb" geht



Äußerungen wie "Fick dich und stirb", "Lasst uns blade Kinder prügeln", "Tritt eine rothaarige Person" oder "Ihr Arschlöcher solltet zu Gott beten, dass ich klar im Kopf bleibe, denn wenn nicht, werde ich Hunderte von euch töten" stellen hingegen laut "Guardian" kein Problem dar, weil es sich nicht um glaubwürdige Drohungen handle. Auch "Um einer Schlampe das Genick zu brechen, stelle sicher, dass du am meisten Druck auf die Mitte des Halses anwendest" geht durch. Diese Ausdrücke heftiger Emotionen würden nicht gegen die Facebook-Richtlinien verstoßen.

Zum Umgang mit Tötungs-Videos meint Facebook: "Videos von gewaltsamen Todesfällen sind verstörend, können aber helfen ein Bewusstsein zu schaffen. Bei Videos, glauben wir, dass Minderjährige geschützt werden müssen und Erwachsene wählen können sollen." Die Videos würden deshalb mit einem entsprechenden "Verstörend"-Hinweis für die Nutzer versehen.

Sex muss „handgemachte" Kunst sein

Zum Thema Sex heißt es: Beiträge dürften gezeigt werden, wenn es um Darstellungen in "handgemachter" Kunst geht. Digital erzeugte Darstellungen von Sex seien hingegen nicht erlaubt.

"Facebook hat die Inhalte nicht mehr unter Kontrolle", wird eine nicht namentlich genannte Quelle zitiert, "es ist zu schnell zu groß geworden". Einem Dokument zufolge soll Facebook pro Woche allein 6,5 Millionen Meldungen erhalten, in denen gefragt wird, ob ein Konto echt oder eine Fälschung ist.

(gp)