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"Trotz Reizwäsche hatte er keinen Spaß!"

Julia setzte alles daran, um ihren Freund zu verführen. Doch dieser war nur halb bei der Sache. Was kann sie tun, damit er sie wieder ganz begehrt?

Heute Redaktion
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Bild: iStock

Frage von Julia (37) an Doktor Sex: Mein Freund und ich sind seit mehr als eineinhalb Jahren zusammen. Die meiste Zeit hatten wir tollen Sex. Seit zwei Monaten ist unsere Beziehung nun offiziell. Seither versuchte ich, ihn zu vereinnahmen und mehr Zeit mit ihm zu verbringen, um mehr in sein Leben integriert zu werden. Vor einem Monat wollte ich ihn verführen. Ich zog tolle Reizwäsche an und gestaltete ein schönes Ambiente. Jedoch spürte ich, dass ihm der Spaß fehlte und er nur halb bei der Sache war. Seitdem vermeidet er es, mit mir intim zu werden und geht Situationen aus dem Weg, die zu mehr führen könnten. Wie kann ich es schaffen, dass er mich wieder begehrt und die alte Leidenschaft in unsere Beziehung zurückkehrt?

Antwort von Doktor Sex

Liebe Julia

Begehren und Leidenschaft kann man nicht planen. Sie stellen sich von selbst ein – oder eben nicht. Zwar werden der Zeitpunkt ihres Auftretens und die Intensität, mit der sie sich zeigen, bis zu einem gewissen Grad auch von biologischen Zyklen beeinflusst – bei Frauen beispielsweise vom Eisprung. Letztlich aber sind diese Faktoren von Mensch zu Mensch komplett verschieden. Bei jedem Individuum entscheiden unzählige Einflussgrößen darüber, ob und wie sich der Hunger auf das körperliche Zusammensein mit einer anderen Person zeigt.

Dass Lebensaspekte wie das körperliche und psychische Wohlbefinden und die Gesundheit des oder der Einzelnen, seine oder ihre alltäglichen Sorgen, die Jahreszeit und möglicherweise sogar völlig irrationale Phänomene wie die aktuelle Planetenkonstellation hierbei eine Rolle spielen, macht die Sache nicht einfacher.

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Für viele Menschen – du scheinst ebenfalls dazu zu gehören – ist es schwierig, auszuhalten, dass die erotischen Bedürfnisse sich weitgehend selbst organisieren und einem ständigen Auf und Ab unterworfen sind. In ihren Köpfen hat sich die medial vermittelte Idee festgesetzt, dass Sex regelmäßig stattfinden muss, weil andernfalls entweder mit der Beziehung oder den daran Beteiligten etwas nicht stimmt. Hinzu kommt, dass sie bezüglich der körperlichen und seelischen Bedürfnisse häufig keine individuellen Differenzierungen vornehmen. Während es für viele Männer nach wie vor keine andere Möglichkeit gibt, als ihr wie auch immer geartetes Sehnen und die damit einhergehende Spannung mit Geschlechtsverkehr abzubauen, sind es für viele Frauen immer noch Kuscheln und der Austausch von Zärtlichkeiten, mit denen sie versuchen, ihre Sehnsüchte zu befriedigen.

Auch du scheinst in Vorstellungen gefangen zu sein. Geradezu blind versuchst du, mit allen dir zur Verfügung stehenden Kräften und Tricks etwas zu erzwingen, was nicht erzwungen werden kann. Sich durch ein bestimmtes Verhalten in das Leben eines anderen Menschen zu integrieren oder dadurch bestimmte Gefühle auszulösen, ist unmöglich. Das Einzige, was so entstehen kann, sind Gewohnheiten. Wenn ich dich richtig verstehe, ist es aber nicht das, was du erreichen willst. Ich denke, es führt kein Weg am offenen Gespräch mit deinem Freund vorbei. Bevor du ihm von deinem Bedürfnis erzählst, in seinem Leben eine wichtige Rolle zu spielen, solltest du dir aber erst einmal in Ruhe überlegen, was die tieferliegenden Beweggründe für dein Handeln sind. Mir scheint nämlich, dass sich hinter deinem scheinbar nur von Liebe getragenen Verhalten auch unbewusste Kontroll- und Besitzansprüche verbergen, die wiederum auf unbewusste Ängste zurückzuführen sind.

Ihre Frage an Doktor Sex: [email protected]

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