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"Trotz Trennung schreibt er mir täglich SMS!"

Heute Redaktion
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Bild: iStock

Ohne Grund hat Helens Freund vor zwei Monaten Schluss gemacht. Dennoch erkundigt er sich dauernd danach, was sie gerade macht und ob sie schon einen anderen hat. Was tun?

Frage von Helen (25) an Doktor Sex: Ich war gerade mal ein Jahr mit meinem Freund zusammen, als er vor knapp zwei Monaten die Beziehung ohne plausiblen Grund, aber unter Tränen beendete. Trotzdem schreibt er mir seither fast täglich und vergewissert sich, was ich mache und mit wem ich unterwegs bin. Gelegentlich will er wissen, ob ich schon einen Neuen kennengelernt habe. Auf mein Nein antwortet er mir dann jeweils, dass er froh wäre, wenn ich mich verlieben würde, was ich jedoch schwer bezweifle.

Ich versuche, im Umgang mit ihm nicht aufdringlich zu sein und suche das normale Gespräch – so, als ob nichts passiert wäre. Denn sobald ich ihn auf unsere Beziehung anspreche, blockt er ab. Ich weiß nicht, wie es weitergehen soll. Und es lässt mich nicht los, dass er behauptet, keine Gefühle mehr für mich zu haben, aber dennoch ständig den Kontakt sucht. Könnte sein Verhalten damit zu tun haben, dass er als Geschäftsführer tätig ist und viel zu tun hat? Und soll ich weiterhin Verständnis aufbringen oder ist es Zeit für ein Ultimatum?

Antwort von Doktor Sex

Liebe Helen

Was ihr zwei da aufführt, nenne ich einen Eiertanz. Ihr windet euch, weicht den harten Fakten aus und spielt einander etwas vor, das nichts mit der Realität zu tun hat, die ihr als Einzelne tatsächlich erlebt. Man könnte auch sagen, ihr belügt euch gegenseitig, um – so scheint mir – dadurch eine Situation aufrechtzuerhalten, die für euch beide wichtig ist. In diesem beidseitigen Versuch, weiterhin den Schein zu wahren, genauer gesagt im Sinn, den dieses ausweichende Verhalten für euch beide macht, scheint mir ein Lösungsansatz verborgen. Denn es ist letztlich immer der Gewinn, den eine Sache oder eine Tat zu versprechen scheint, die ein Individuum zu einer bestimmten Handlung verleitet.

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Ob das Verhalten deines Ex-Freundes auf die Belastung am Arbeitsplatz zurückzuführen ist, kann ich aufgrund deiner Angaben nicht sagen. Es ist aber anzunehmen, dass sie eine Rolle spielt. Die zeitliche Präsenz und die Identifikation mit dem Unternehmen sind für einen Kadermitarbeiter sehr hoch. Sie können daher unmöglich spurlos an ihm vorbeigehen.

Dass ein Ultimatum in dieser Situation ein erfolgversprechendes Vorgehen ist, bezweifle ich. Jemanden vor eine Entweder-oder-Entscheidung zu stellen, macht nur dann Sinn, wenn beide vorgeschlagenen Möglichkeiten auch tatsächlich realisiert werden können. In eurem Fall scheint mir dies ziemlich unwahrscheinlich. Zu offensichtlich dreht ihr euch im immer gleichen Kreis.

Sinnvoller scheint mir, wenn ihr euch mit eurer Kommunikation auseinandersetzt. Im Moment verhaltet ihr euch beide nach dem Rumpelstilzchen-Prinzip: "Ach wie gut, dass niemand weiß ..." Findet für euch je einzeln heraus, was ihr glaubt, mit diesem Verhalten zu erreichen. Und prüft, welche Vorannahmen ihr in Bezug auf euer Vis-à-vis damit verbindet. Überzeugungen wie beispielsweise "Er oder sie wird mit der Wahrheit nicht umgehen können" oder "Das muss ich mit mir alleine ausmachen" führen häufig zu unklaren Beziehungssituationen. Vielleicht ermöglichen euch die neu gewonnenen Informationen, euren Umgang, aber auch den Menschen, mit dem ihr es zu tun habt, mit anderen Augen wahrzunehmen. Und vor allem zu euch und der neu entdeckten Seite in euch zu stehen. (wer)

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