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"Und Äktschn!": Filmamateur zeigt "Hitler Privat"

Heute Redaktion
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"Ohne Geld wäre Armut gar nicht denkbar!", sagt der altersweise Hobbyfilmer Hans Pospiech in Frederick Bakers "Und Äktschn!" an einer Stelle. Solche Sprüche machen die Hommage an den "kleinen Mann" sympathisch, die ganz nebenbei noch einen neuen Blick auf Adolf Hitler werfen will. Denn der Führer ist immer noch aktuell, wie Regisseur Baker im Interview versichert. Sein Film selbst scheint auf groteske Weise aus der Zeit gefallen.

"Ohne Geld wäre Armut gar nicht denkbar!", sagt der altersweise Hobbyfilmer Hans Pospiech in Frederick Bakers "Und Äktschn!" an einer Stelle. Solche Sprüche machen die Hommage an den "kleinen Mann" sympathisch, die ganz nebenbei noch einen neuen Blick auf Adolf Hitler werfen will. Denn der Führer ist immer noch aktuell, . Sein Film selbst scheint auf groteske Weise aus der Zeit gefallen.

Hans Pospiech (Gerhard Polt) hat keine Frau, kein Geld, aber eine Leidenschaft: Er nutzt jede Minute, um Amateurfilme abzudrehen und beim örtlichen Filmabend zu präsentieren. Um den Kulturzweig zu fördern, schreibt der Sparkassenchef () eines Tages einen Filmpreis aus, mit sattem Honorar. Das kann der mittellose Pospiech (Bankeinstufung: Risikokunde) dringend gebrauchen und erhält endlich die Chance, seine Passion in Kapital umzuwandeln. Zusammen mit seinem Neffen (Maximilian Brückner) macht er sich ohne Umschweife an das kühne Unternehmen.

Hitler privat

Ein Filmthema ist auch schnell gefunden: Auf einem vergessenen Buch basierend, will der Nostalgiker Pospiech "Hitler privat" zeigen. Denn Hitler war nicht nur die große Geste, die Massenikone, er war auch ein Provinzler von schlichtem Kleinbürgertum. Den alternden Führer soll der örtliche Musiklehrer Fleischbauer (Robert Meyer) spielen, für Pospiech die Idealbesetzung. Doch mit seiner Eva Braun-Darstellerin (Gisela Schneeberger) hat Fleischbauer nicht nur kreative, sondern auch private Differenzen.

Wie Robert Meyer diesen Hilter spielt, wie er abseits des Amateurdrehs unbewusst die Hitlergesten verinnerlicht und sich immer weiter der tragischen Historienfigur angleicht, das ist eine von vielen subtilen Stärken des Films, die in ganz kleinen Momenten aufblitzen, abgetrennt vom Restfilm. Der altersmüde, menschliche Hitler kommt fast wie ein kleiner Bruder von Bruno Ganz im Bunkerdrama "Der Untergang" daher. Leider sind Szenen, wie Meyers Klogang im Hitlerkostüm während einer Drehpause, mit stumpfen Kommentaren kombiniert, die der Groteske oft ihrer Schlagkraft beraubt.

Hingabe für die Mittelmäßigkeit

Hans Pospiech ist (ähnlich wie Hilter) eine tragikomische Figur, denn seiner endlosen Leidenschaft für den Film steht sein begrenztes Talent gegenüber. Die Comedy-Ikone der Achtziger, Gerhard Polt, hat sich mit seinem austro-britischen Regisseur Frederick Baker zusammengetan, um einen Film über den letzten "Kinosaurier" zu machen, den zum Genie "nur das Geld fehlt".

Solche Selbstüberschätzungen sind komisch, weil Polt sie mit einer glaubhaften Hingabe spielt, die man ihm einfach abnimmt. So hat der Film auch seine lustigsten Momente, wenn Pospiech im Selbstgespräch mit der Kamera einfach so lange vor sich hin philosophiert, bis er nicht mehr weiß, wie er den Satz beenden soll. Diese Heinz Prüller-Gedenkmonologe sind köstlich und konsequent – hier verlässt sich Baker vollends auf die Improvisationsgabe seines Stars.

Nostalgie durch und durch

Solche Konsequenz hätte man sich öfter gewünscht. Denn "Und Äktschn!" ist am Ende zu unentschlossen, um seine großartige Grundidee über 90 Minuten auszukosten. So pendelt dieser Film zwischen Dorfgroteske, Hitlerparodie, Satire, Märchen und Kabarett. Das Endergebnis scheint dabei merkwürdig aus der Zeit gefallen, Rhythmus, Tempo, Storyaufbau wirken nostalgisch-überholt, stecken geblieben in einer vergangenen Zeit des Filmemachens. Bei einem Werk, das sich mit dem Medium und seiner Geschichte beschäftigt, wirkt diese Altbackenheit zwar durchaus sympathisch. Vollends überzeugend ist sie leider nicht.

Hingegen darf sich der Film für sein Ensemble auf die Schulter klopfen. Gisela Schneeberger als Hitlers "Tschapperl" Eva Braun ist hinreißend, Michael Ostrowski macht wie immer Spaß beim Zusehen. Und Kabarettkaiser darf endlich einmal die Klappe halten.

"Und Äktschn!" ist schlussendlich ein ungewöhnliches Statement für den Amateurkünstler, der in uns allen steckt. Feine Humorspitzen und der besondere Protagonist machen den Film trotz unausgegorener Inszenierung zu einem witzigen Kinoabend, der zum Selbermachen inspiriert.