Österreich

"Ungenütztes" Baugerüst ärgert Gemeindemieter

Heute Redaktion
Teilen

Das Gerüst steht, doch die Arbeiten lassen auf sich warten. Die Initiative WIFF sieht darin eine Einschränkung der Lebensqualität und fordert eine Mietzinsreduktion.

Ende Oktober 2017 "schälte" ein Sturmtief mit Spitzengeschwindigkeiten bis zu 140 km/h die Fassade eine Eckstiege der Großfeldsiedlung, im Bereich der Oswald Redlich-Straße und Herzmanovsky Orlando-Gasse (Floridsdorf) regelrecht ab – "Heute" hat darüber berichtet. Damals trugen Einsatzkräfte die lockeren Fassadenteile ab, verletzt wurde zum Glück niemand.

Stiege seit Herbst 2017 eingerüstet

Dazu wurde temporär ein Gerüst errichtet. Nun, Monate später sind die Mieter wieder mit einem Baugerüst konfrontiert. Gebaut wird trotzdem nicht, wie die WIFF-Bezirksräte Hans Jörg Schimanek und Ossi Turtenwald gegenüber "Heute" kritisieren. "Weil die Sanierung der vorherigen 'Sanierung' nach wie vor auf sich warten lässt, blicken sie seit Monaten aus ihren Fenstern erneut direkt auf ein Baugerüst und dessen Ummantelung". Die beiden Floridsdorfer Bezirkspolitiker sehen darin eine Einschränkung der Lebensqualität und fordern von Wiener Wohnen eine "Mietzinsreduktion auf Zeit".

Auch wollen sie wissen, wer für die Kosten für das seit Monaten unbenutzte Gerüst und die Sanierung aufkommen soll. "Immerhin kostet eine solche Einrichtung nicht gerade eine Bagatelle. Wir werden jedenfalls genau darauf achten, dass die Kosten nicht etwa über das von den Mietern finanzierte Erhaltungsbeitragskonto abgedeckt werden", so Schimanek.

Wiener Wohnen: Gerüst wichtige Sicherheitsmaßnahme

Von "zwei Sanierungen" oder "ungenütztem" Baugerüst könne keine Rede sein, erklärt auf "Heute"-Anfrage Wiener Wohnen-Sprecherin Renate Billeth. "Die Schäden an der Fassade der Stiege 7 wurden Ende Oktober 2017 von einem heftigen Sturm verursacht. Um Personen- und Sachschäden durch eventuell weitere sich lösende Fassadenteile zu verhindern, wurde im November 2017 ein Fassadengerüst aufgestellt und erste Sicherungsarbeiten an der Fassade durchgeführt".

Anschließend daran habe die Magistratsabteilung 39 (Prüf-, Überwachungs- und Zertifizierungsstelle der Stadt Wien) für Wiener Wohnen eine umfassende Fassadenprüfung und Befundung durchgeführt: Damit sollten die erforderlichen Sanierungsmaßnahmen bestimmt werden. "Leider haben die Gutachter festgestellt, dass die gesamten Fassadenteile im Schadensbereich abgebrochen und entsprechend erneuert werden müssen", so Billeth.

Um diese Arbeiten durchführen zu können, wurde die Stiege 7 erneut mit einem Baugerüst versehen. "Auch wenn die Arbeiten erst jetzt im Sommer beginnen, war das Gerüst nicht ungenützt, weil es die Funktion eines Sicherungsgerüsts erfüllt", betonte Billeth.

Warten wegen Bundesvergabegesetz

Auch den Vorwurf der Verzögerung lässt die Sprecherin nicht gelten. "Wiener Wohnen unterliegt den Bestimmungen des Bundesvergabegesetzes. Daher können wir so umfassende Arbeiten nicht sofort vergeben, sondern müssen erst in einem aufwändigen Bieterverfahren den Bestbieter ermitteln", erklärte Billeth.

Dies sei nun erfolgt und die tatsächlichen Sanierungsarbeiten können im Sommer durchgeführt werden. Die Dauer schätzt Billeth auf rund sechs bis acht Wochen. Nach derzeitigem Stand sei eine Fertigstellung der Arbeiten für Anfang September geplant. Den Mietern entstünden durch die Sanierungsarbeiten keine zusätzlichen Kosten, verspricht Wiener Wohnen.



Mietzinsminderungen klar geregelt

Das Mietrechtsgesetz habe klare Regeln, in welchen Fällen eine Reduktion des Mietzinses zu gewähren sei, betonte Billeth. "Bau- und Sanierungsarbeiten lassen sich in einer Großstadt grundsätzlich nicht vermeiden. Die Stadt Wien sieht aber strenge Auflagen und Vorschriften vor, die auf öffentlichen wie privaten Baustellen gleichermaßen einzuhalten sind. So wird sichergestellt, dass bei Bauarbeiten keine vermeidbare Lärm- oder Staubbelastung für die Bevölkerung entsteht. Wenn diese Vorschriften eingehalten werden, sind Bauarbeiten als ortsüblich anzusehen und daher kein Anlass für eine Mietzinsminderung".

(lok)

;