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"Unknown User": Innovativer Horror, schwacher Plot

Heute Redaktion
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Sechs Freunde, ein Video Chat, ein rachelüsterner Geist: "Unknown User" (im englischen Original "Unfriended") kombiniert innovativen Horror mit abgestandenen Teenie-Slasher-Klischees. Viel Licht und viel Schatten in einem Film, der allein schon durch seine ungewöhnliche Perspektive einige Sequels und Nachahmer motivieren wird.

Sechs Freunde, ein Video Chat, ein rachelüsterner Geist: "Unknown User" (im englischen Original "Unfriended") kombiniert innovativen Horror mit abgestandenen Teenie-Slasher-Klischees. Viel Licht und viel Schatten in einem Film, der allein schon durch seine ungewöhnliche Perspektive einige Sequels und Nachahmer motivieren wird.

Die Horrorfilmgeschichte ist nicht gerade arm an Meilensteinen, die das Grusel-Genre und nicht selten die gesamte Kinoindustrie maßgeblich beeinflussten. Hitchcocks "Psycho" (1960) machte es etwa salonfähig, das Geschehen auf der Leinwand durch die Augen eines wahnsinnigen, abnormen Gewaltverbrechers zu betrachten. "Blairwitch" (1999) verbreitete den pseudo-dokumentarischen, verwackelten Handkamera-Stil, der immer noch durch Hollywood geistert.

Ähnlich innovativ (aber vermutlich weit weniger wegweisend) präsentiert sich "Unknown User". Der gesamte Film (immerhin 83 Minuten) spielt sich ausschließlich auf dem Laptop der Protagonistin ab. Wir sehen was sie sieht: Skype- und Facebook-Konversationen, YouTube-Videos, obskure Seiten im World Wide Web.

Regisseur Levan Gabriadze und Drehbuchautor Nelson Greaves ziehen ihr Konzept eisern durch. Zuallererst fällt das Fehlen der Filmmusik auf - spannungsgeladene orchestrale Untermalung gibt es hier nicht, Songs kommen nur dann zum Einsatz, wenn sie manuell am Laptop abgespielt werden. Visuell wird der Technik-Frust des Alltags zum todernsten Horror-Szenario: Lags und Grafikfehler sind plötzlich Ouvertüren zu grausigen Schockmomenten, Fehlermeldungen sorgen für Gänsehaut, nicht vorhandene Eingabefelder für Panikattacken.

"Unknown User" schöpft seine perspektivischen Möglichkeiten aus, treibt es dabei aber nicht zu weit. Kein leichtes Unterfangen, das daher auch einen fettes Thumbs-up verdient hat. Leider entpuppt sich die Story aber als altbacken und stereotyp: Laura Barns (Heather Sossaman) wurde einst durch ein anonym im Netz verbreitetes Video in den Selbstmord getrieben. An ihrem Todestag sucht ein "Unknown User", der sich als Laura ausgibt, sechs ihrer Freunde via Skype und Facebook heim - darunter Blaire (Shelley Hennig), deren Laptop-Screen die Kinoleinwand ausfüllt. Der Reihe werden die Kids ins Jenseits befördert.

Zweifellos schneidet der Film wichtige Themen an. Cybermobbing beispielsweise, soziale Verwahrlosung in den sozialen Medien oder die Gefahren hetzerischer Shitstorms. Im Herzen bleibt "Unknown User" aber ein konservativer Teenie-Slasher mit unausgegorenen Charakteren und exklatanten Plot-Mängeln. Bleibt abzuwarten, ob es die nächsten Desktop-Horrorstreifen, die unausweichlich folgen werden, besser machen.

"Unknown User" startet am 16. Juli in den österreichischen Kinos.