Österreich

Arzt-Kinder: "Unser Leben war Hölle auf Erden"

Heute Redaktion
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"Vater verdient eine harte Strafe wie in den USA"
"Vater verdient eine harte Strafe wie in den USA"
Bild: Sabine Hertel

In einer bewegenden Pressekonferenz gewähren zwei Kinder des freigesprochenen steirischen Arztes Eduard L., Josef und Madlen, bedrückende Einblicke in ihren Familienalltag.

Es war ein schwerer Gang für Josef (19) und Madlen L. (28). Neben den fröhlich plaudernden Studenten im Wiener Café Stein, unweit der Hauptuni, geben die Kinder des steirischen Arztes Eduard L. ihre erste Pressekonferenz. Sie wollen aufklären, über die düstersten Kapitel ihrer Kindheit sprechen.

Ihr Vater soll sie und ihre Schwestern Stephanie (29) und Miriam (23) jahrelang misshandelt und gequält haben. Völlig überraschend wurde der Bruder eines Spitzenpolitikers vergangenen Freitag freigesprochen. Nun wollen die sichtlich gebeutelten Kinder erzählen, warum dieses Urteil nicht sein darf.

"Das Bett war voller Blut"

Im Beisein ihrer Anwältin Andrea Peter gewähren die Geschwister bedrückende Einblicke in ein Familienleben fernab jeglicher Idylle. "Mit elf Jahren musste ich meinem Vater zum ersten Mal Beruhigungsmittel spritzen, da war er schon halb benommen", kann Josef diese Erinnerung nicht aus seinem Kopf bekommen. "Ich habe erst beim zwölften Versuch eine Vene getroffen, bis er bewusstlos wurde. Das Bett und der Boden waren voller Blut. Danach bin ich unter Tränen duschen gegangen. Es war die Hölle auf Erden", erzählt der einzige Sohn des Mediziners, sichtlich bemüht, seine Emotionen im Zaum zu halten.

Neun kleine Bier und Zigarren für elfjährigen Josef

Im gleichen Alter brachte ihn Eduard L. auf einer Skihütte dazu, Alkohol zu trinken, um die Wirkung kennenzulernen. "Ich erinnere mich an neun Seidl Bier. Mein Vater wollte mir noch ein zehntes Bier geben, der Kellner hat ihn davon abgehalten."

Als Kleinkinder mussten alle Kinder Zigaretten probieren, damit sie später nicht rauchen. Zum Beweis dieser Misshandlung legten Josef und Madlen bei der Pressekonferenz verstörende Bilder vor, die sie im zarten Alter beim Qualmen zeigen.

"Ich konnte wochenlang nicht sprechen"

Madlen ist weniger gefasst als ihr Bruder. Sie kann ihre Tränen nur kurz zurückhalten, während sie beschreibt, wie sie von ihrem Vater mit 15 Jahren in die Medikamentenabhängigkeit getrieben wurde. "Ich muss ganz alleine einen Entzug machen, ohne, dass meine Mama davon erfahren durfte. Es war grauenhaft, ich konnte wochenlang nicht richtig sprechen und hatte epileptische Anfälle", schildert die gezeichnete, junge Frau.

Bis zur Scheidung soll Eduard L. täglich mit dem Selbstmord gedroht haben. "Ich hab in der Nacht nachgeschaut, ob er noch atmet", erinnert sich Madlen. "Er hat sich die Waffe an den Kopf gehalten und ich hab ihn angefleht, nicht abzudrücken."

"Vater sollte so hart bestraft werden wie in den USA"

Auch nach ihrem emotionalen Medienauftritt muss Madlen um Fassung ringen. Ihr Bruder Josef gibt ihr ein Glas Wasser, umarmt sie, stützt sie, er ist der Fels in der Brandung seiner Schwestern. "Dass du in deinem jungen Alter der Starke sein musst, ist so furchtbar", weint Madlen.

Ihre jüngste Schwester Miriam liegt im Krankenhaus, sie soll akut selbstmordgefährdet sein. "Nach dem Freispruch unseres Vaters hat niemand gefragt, wie es uns geht. Aber wir sind als Kinder noch enger zusammengerückt", sagt Josef. Er wünscht sich Gerechtigkeit: "Vater sollte so hart bestraft werden, wie es in den USA möglich ist".