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"Verdiene so viel Respekt, wie der Bundespräsident!"

Klomann, Armin-Wolf-Fan, Ex-Obdachloser: Leo Hruschka macht die Drecksarbeit, eine Doku schaut ihm dabei auf die Finger. 21.05 Uhr, ORF 2

Heute Redaktion
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Häusl, Kanal, Mülldeponie, Hotelzimmer. In der neuen "Am Schauplatz"-Reportage wird's schmutzig. In ihrem neuen Werk wühlt sich Nina Horowitz durch Kellerasseln, Fäkalien und Plastik. Einer, der sich die Finger schmutzig macht, ist Leo Hruschka, Klomann im Wiener Sportklub. Für seinen Job findet er klare Worte: "Ich verdiene in Wahrheit genau so viel Respekt, wie der Bundespräsident!"

"Voller Dreck!" – eine Reportage, eine Liebserklärung, eine Abrechnung.

"Manchmal geht mir einfach nur das G'impfte auf"

"Manchmal geht mir einfach nur das G'impfte auf", schimpft Hrschuka. "Es gibt Leute, die schauen mir nicht einmal in die Augen, wenn sie an mir vorbeigehen. Die starre ich dann ganz intensiv an, nur um sie zu ärgern."

Dabei gibt's da gar nichts zum Runterschauen, eher zum Runterspülen – schließlich geht's am Häusl des Wiener Sportklubs meistens so richtig schmutzig zu. Genau so, wie bei den Kanalräumern, auf der Müllanlage oder, ganz banal, im Hotelzimmer.

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Ein Tag in der dreckigen Unterwelt

Ganz besonders große Überwindung kostete Filmemacherin Hororwitz der Abstieg in die Kanalisation: "Es geht zehn Meter runter, die Schächte sind extrem eng und nur einen Meter hoch. Die Realität hat mit der Dritten-Mann-Tour nichts zu tun", erzählt sie im "Heute"-Talk. "Weil die Leute glauben, Öl beim Klo runterspülen zu müssen, ist's auch irsinnig glitischig. Ich hatte dauernd Angst, auszurutschen."

Kanalarbeiter verdient 1.500 Euro Netto

"Ich wollte nach zehn Minuten kündigen. Es stinkt, Kellerasseln krabbeln herum, es ist eng und grauslich. Da kriegst du die Panik", erinnert sich Thomas Weigl an sein erstes Mal im Kanal. Mittlerweile nehmen er seine Kollegen die Arbeit mit Stolz und, in erster Linie, Humor. Gut so, denn wer sich aufgrund extremer Enge teilweise am Bauch durch die Schächte robben muss, braucht einen guten Magen. Traumjob ist's keiner, klar. Eher eine Drecksarbeit. Aber davon lassen sie sich die Wuchteln nicht verderben.

Horowitz: "Weil ich mich beim Runtergehen nicht gerade graziös bewegt habe, nannten sie mich den ganzen Tag ,Gazelle'. Der Schmäh rennt durchgehend." Das hartnäckige Gerücht, dass man für diese und ähnliche Tätigkeiten recht gut bezahlt bekommt, entpuppt sich laut Horowitz als Mär. "Einer der Arbeiter erzählt, dass er 1.500 Euro Netto bekommt." Das ist viel Geld, aber genug?

Klomann war obdachlos und ist Armin-Wolf-Fan

Leo Hruschka ist einer, der die Stellung hält. Und das auch während des Spiels. Ob seinen Mannen einen guten oder schlechten Tag haben, sieht er nur durch einen schmalen Spalt. "Spannend sind die Brüche, die sich im Laufe der Reportage auftun", erzählt Horowitz. "Wenn man ihn so schimpfen hört, über die ,Gfraster', die sein Reich versauen. Und dann erzählt er, dass er schweres Asthma hat, fünf Jahre obdachlos war und in der Zeit nur geschaut hat, dass er halbwegs sauber gekleidet ist und nicht in den Alkoholismus abrutscht." Übrigens: Sein Held abseits des Fußballpaltzes ist Armin Wolf. Er würde das so gerne machen, was der ORF-Anchor macht. "Aber leider bin ich in der falschen Branche."

Zimmermädchen traf am Arbeitsplatz noch keine Österreicherinnen

Zimmermädchen Justina Schneider arbeitet in einem Hotel am Gürtel. 25 Zimmer hat sie an einem Tag zu reinigen. "Ich räum' den Dreck der anderen weg. Nicht mehr und nicht weniger". Wenn Zimmer von Gästen völlig verdreckt hinterlassen werden, verliert die gebürtige Slowakin aber schon einmal ihren pragmatischen Gleichmut. "Dann frag ich mich, ob denen zuhause niemand Manieren beigebracht hat." Österreichische Kolleginnen hat sie in all den Arbeitsjahren übrigens noch keine getroffen.

"Voller Dreck" – eine Reportage über Menschen, die sich schmutzig machen, weil sie unseren Mist wegräumen. 21.05 Uhr, ORF 2

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