Wirtschaft

"Viertel der Arbeitszeit wird nicht gearbeitet"

Heute Redaktion
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Bild: Fotolia

Aus einer von der Wirtschaftskammer Oberösterreich (WKOÖ) in Auftrag gegebenen Studie geht hervor, dass die österreichischen Erwerbstätigen inklusive Urlaub und Krankenständen effektiv nur während 73,5 % der vom Arbeitgeber bezahlten Zeit arbeiten.

Aus einer von der Wirtschaftskammer Oberösterreich (WKOÖ) in Auftrag gegebenen Studie geht hervor, dass die österreichischen Erwerbstätigen inklusive Urlaub und Krankenständen effektiv nur während 73,5 % der vom Arbeitgeber bezahlten Zeit arbeiten.



„Österreichs Arbeitnehmer sind zu wenig produktiv“, das schließt die WKOÖ jetzt aus der Studie. Alleine durch gesetzliche Feier- und Urlaubstage entfallen 38 Tage im Jahr. Zusätzlich werden den Mitarbeitern durchschnittlich 13,5 Arbeitstage, in denen sie sich im Krankenstand befinden, bezahlt, summiert die WKOÖ . Ergänzt wird diese Rechnung durch Zahlen einer IMAS-Studie, wonach Arbeitnehmern durch sonstige Freistellungen wie Arztbesuche und Übersiedlungstage 2,9 Arbeitstage fehlen. Wären 54, 4 Tage im Jahr.



Plaudern und Internetsurfen

Mit unproduktiven privaten Tätigkeiten wie Telefonaten und Internetsurfen verbringen die Österreicher 14,5 Arbeitstage. Das macht zusammen fast 69 von 260 Tagen, an denen ein Mitarbeiter zwar bezahlt wird, aber nicht arbeitet. Kaffeeplausch noch nicht inbegriffen. Das sei im internationalen Vergleich ein hoher Wert und würde langfristig die Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen Wirtschaft gefährden, folgert WKOÖ-Präsident Rudolf­ Trauner.



Die Rechnung der WKOÖ:

Jahresurlaub: 25 Arbeitstage
Gesetzliche Feiertage: 13 Arbeitstage
Urlaubstage: 23
Durchschnittlicher Krankenstand (in OÖ): 13,5 Arbeitstage
Sonstige bezahlte Freistellungen (Arzt, Pflegefreistellung, Postensuchtag, Übersiedlungstage etc.): 2,9 Arbeitstage
Private Tätigkeiten während der Arbeitszeit laut IMAS (Privattelefonate, Rauchpausen, Internetsurfen, Kaffeetratsch, etc.): 14,5 Arbeitstage

 
WKOÖ schlägt Modell vor

Um die Netto-Arbeitszeit zu erhöhen, fordert die WK gesetzliche Änderungen besonders in den Bereichen der Krankenstände. So sollte nach Meinung der WKOÖ der erste Krankenstandstag nicht bezahlt werden und der Dienstnehmer an der Entgeltzahlung beteiligt werden, sofern ein Freizeitunfall vorliegt. Außerdem könnten Kuren und bezahlte Dienstverhinderungen auf den Urlaub angerechnet werden. Und: Jede Ausweitung von bezahlten Dienstverhinderungen sollte vermieden werden.



Erhard Prugger, Sozialrechts-Experte der Wirtschaftskammer, sagt, die Krankenstandsregelung habe sich in Schweden bewährt. Das Krankenstandsverhalten habe sich geändert, Kurzzeit-Krankenstände habe man weggebracht.
AK "entsetzt"

Der Präsident der Arbeiterkammer Oberösterreich, Johann Kaliauer, zeigt sich von den Forderungen Trauners „entsetzt“. Er entgegnet, dass es ein Verdienst der Mitarbeiter sei, dass die heimische Wirtschaft so gut dastehe.
Tirols Arbeiterkammerpräsident Erwin Zangerl bezeichnet die Forderungen als "menschenverachtend.“ Er verweist auf eine Erhebung der Statistik Austria, wonach Österreichs Arbeitnehmer alleine im dritten Quartal 2012 fast 17 Millionen Über- und Mehrstunden ohne Abgeltung erbracht haben. „Kein Mensch kann ein Arbeitsleben lang mit Höchstleistung arbeiten“, warnt Zangerl.