Österreich

"Voices for Refugees": 150.000 für Solidarität

Heute Redaktion
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60.000 Menschen bei der Demo, über 100.000 beim Konzert am Heldenplatz. Keine Zwischenfälle und jede Menge offene Herzen. "Flüchtlinge Willkommen" und "Voices for Refugees" waren eine beeindruckende Solidaritätsbekundung. Kritische, auch politische Worte auf der Bühne, gute Stimmung und ganz viel Musik für Solidarität bestimmten den Abend. Vor allem Bundespräsident Heinz Fischer berührte mit seinen Worten und Toten Hosen-Sänger Campino griff die FPÖ und HC Strache frontal an.

60.000 Menschen bei der Demo, über 100.000 beim Konzert am Heldenplatz. Keine Zwischenfälle und jede Menge offene Herzen. "Flüchtlinge Willkommen" und "Voices for Refugees" waren eine beeindruckende Solidaritätsbekundung. Kritische, auch politische Worte auf der Bühne, gute Stimmung und ganz viel Musik für Solidarität bestimmten den Abend. Vor allem Bundespräsident Heinz Fischer berührte mit seinen Worten und Toten Hosen-Sänger Campino griff die FPÖ und HC Strache frontal an.
 

Die Demonstration "Flüchtlinge Willkommen" begann um 13:00 Uhr am Wiener Westbahnhof. Der Zug wurde schnell zwei Kilometer lang. Als die Spitze der Demo bereits am Ring angelangt war, stand das Ende noch immer am Ausgangspunkt. Laut Veranstalter waren rund 60.000 Menschen dabei, die Polizei sprach in einer Aussendung von "nur" 20.000 bei der Demo und 30.000 vor dem Parlament.

Die Stimmung war gut, das Publikum divers. Neben Punks waren auch Familien mit Kindern und Blasmusiker dabei. Laut Polizei verlief alles friedlich und es kam zu keinen Zwischenfällen. Neben den Chefs zahlreicher Hilfsorganisationen bedankte sich auf der Sänger der Toten Hosen, Campino bei der Schlusskundgebung vor dem Parlament bei den Demonstranten. Ein FPÖ-Stand auf der Mariahilfer Straße wurde zur Sicherheit von der Polizei abgeschirmt.

 

100.000 am HELDENplatz

Das Ende der Demo markierte den Beginn des Konzertreigens am Heldenplatz. Bei "Voices for Refugees" erhoben zahlreiche Künstler ihre Stimme für Flüchtlinge. Viele hatten klare Worte für die Politik. Zwischen den Konzerten gab es zahlreiche Redner, unter ihnen viele Flüchtlinge.

Insgesamt über 100.000 Menschen versammelten sich seit dem Nachmittag am Heldenplatz und zeigten ihre Solidarität. Am Abend war der Platz im Herzen Wiens knallvoll. Dies bestätigten die TV-Bilder und die Polizei. Immer wieder waren "Refugees Welcome"-Rufe zu hören. Die Menschen standen sogar noch draussen am Burgring. Auch beim Konzert gab es keine Zwischenfälle.

Klare Worte

Schauspieler Harald Krassnitzer fand besonders kritische Worte für die Politik. Im Hinblick auf die OÖ-Wahl sagte er: "Die Leute haben die FPÖ nicht deswegen gewählt, weil sie die Besseren sind, sondern weil die anderen Parteien nicht gut genug sind." Und in Sachen Wien-Wahl richtete er der FPÖ aus: "Diese Stadt wird sich nie wieder von menschenverachtenden Volksverhetzern regieren lassen."

 

Initiator des Konzertes war Volkshilfe-Direktor Erich Fenninger. Er richtete sich ebenfalls an die Politik: "Wir sind ein Weckruf für die Politiker, sich endlich wieder auf die Grundrechte und die Menschenwürde zu besinnen. Unsere Stimmen für eine soziale und gerechte Welt." Und: "Wenn man für nichts mehr steht, dann fällt man um. Wir wollen, dass Zäune und Mauern wieder niedergerissen werden. Wir wollen nicht, dass Menschen, die unter Not leiden, gestoppt werden."

 

Reden von Flüchtlingen

Stellvertretend für alle, sprach eine Flüchtlingsfamilie aus Syrien auf der Bühne unter großem Applaus. Der kleinen Chayda kamen die Tränen, als sie über ihre Heimat sprach: "Kein Wasser, kein Strom, keine Schule. Die Menschen haben Angst. Ihr Bruder Ahmed sagte: "Vielen Dank Österreich."

 

Auch ein Flüchtling aus Afghanistan war da: "Ich bin hier, weil meine Familie tot ist. Ich liebe die Leute in Österreich, ich möchte hier ein neues Leben anfangen. Vielen Dank Österreich."

 

Heinz Fischer: "Bin stolz auf Österreich"

Bundespräsident Heinz Fischer hielt ebenfalls eine Rede. Er war überwältigt von den vielen Menschen am Heldenplatz. "Danke an alle die gekommen sind, Danke an alle, die in den letzten Wochen und Monaten geholfen haben. Ich bin stolz auf euch. Ich bin stolz auf Wien. Ich bin stolz auf Österreich."

Auch das Staatsoberhaupt ließ sich zu offener Kritik hinreissen: "Wir müssen unsere Stimmen erheben und Flüchtlingen eine Stimme geben. Sie sind keine anonyme Masse. Und von denen, die aus der Not der Menschen Geschäfte machen - egal ob wirtschaftliche oder politische - wende ich mich ab."

 

"I am a Muslim, not a Terrorist"

Dann kam ein Mann mit seiner Familie auf die Bühne: "Hallo Freunde", sagte er. "Auf meinem langen und schweren Weg nach Österreich, habe ich Frieden und Segen vermisst, aber hier wieder gefunden." In Syrien war er Apotheker und hatte ein gutes Leben, so wie viele in Österreich.

"Aber der Krieg hat unser Leben zerstört. Viele Menschen sind gestorben. Wir sind hier, um unseren Kindern eine Chance zu geben, dem Krieg zu entkommen. Wir sind dankbar für eure Menschlichkeit. I am a Muslim, not a Terrorist."

 

Politische Musik

Die Künstler sangen nicht nur, sie sagten auch etwas. Alle waren von der unglaublichen Größe des Publikums begeistert und bedankten sich. Konstantin Wecker beispielsweise richtete "Grüße aus München" aus, wo sich "nicht so viele wie hier, aber immerhin einige gegen die 'Orbanisierung' Bayerns wehren." Conchita Wurst stellte ihren Auftritt ins Zeichen des Zuhörens: "Denn wer informiert ist, kann keine Vorurteile haben!" Neben "Zucchero" traten auch die Helden des neuen Austropop "Bilderbuch" auf, bevor "Die Toten Hosen" den Abend fulminant abschlossen.

 

"Dieses Lied ist nicht für Sie geschrieben, Herr Strache"

Vor dem Song "An Tagen wie diesen" adressierte Campino seine Botschaft direkt an die FPÖ: "Wien. Ihr seid so eine tolle Stadt. Lasst euch diese Stadt nicht wegnehmen von diesem Heinz-Christian Strache. Würde unter ihm so ein Abend möglich sein?" Kleiner Fauxpas: Campino sagte auf der Bühne zunächst Karl-Heinz statt Heinz-Christian.

Die Toten Hosen haben jedenfalls mitbekommen, dass bei FPÖ-Veranstaltungen öfters Lieder von ihnen laufen. Campino forderte HC Strache daher direkt auf: "Herr Strache. Unterlassen Sie das! Dieses Lied ist nicht für Sie geschrieben!"
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