Szene

"Warcraft: The Beginning": Effekte statt Handlung

Heute Redaktion
Teilen

Mit "Warcraft: The Beginning" erobert das beliebteste Videospiel in der Geschichte des Internets nun auch die Kinoleinwände. Unter der Regie von David-Bowie-Spross Duncan Jones entstand ein Fantasy-Actioner, der durch geniale visuelle Effekte glänzt, auf der Plot-Ebene aber fast völlig versagt.

Mit "Warcraft: The Beginning" erobert das beliebteste Videospiel in der Geschichte des Internets nun auch die Kinoleinwände. Unter der Regie von David-Bowie-Spross Duncan Jones entstand ein Fantasy-Actioner, der durch geniale visuelle Effekte glänzt, auf der Plot-Ebene aber fast völlig versagt.

"Warcraft: The Beginning" entführt die Zuseher nach Azeroth, eine mittelalterliche Welt, in der Greife durch die Lüfte segeln, Magier in Himmelsstädten mystische Superwürfel bewachen und Könige keine sadistischen -Monarchen, sondern noble, furchtlose Gutmenschen sind. Gut und Böse sind hier farbkodiert: Helden ist ein blaues Leuchten in den Augen vorbehalten, Schurken strahlen hingegen in grünem Glanze.

Der Ork-Anführer Gul'dan (Daniel Wu) gehört zu den grünen Jungs. Ohne mit der Wimper zu zucken opfert er Unschuldige, um mit ihrer Lebensenergie ein Portal aus seiner sterbenden Heimatwelt nach Azeroth zu öffnen. Dort fällt er mit seiner Ork-Armee ein, um die Menscheit zu versklaven. Der Krieger Lothar (Travis Fimmel), der junge Magier Khadgar (Ben Schnetzer) und sein älterer "Kollege" Medivh (Ben Foster) wollen das natürlich verhindern. Dazu benötigen sie allerdings die Hilfe ihrer Gegner. Das Halbblut Garona (Paula Patton), unter den Orks ohnehin eine Aussätzige, ist schnell überzeugt. Häuptling Durotan (Toby Kebbell) schlägt selbst eine Zusammenarbeit vor, möchte er seine Mitstreiter doch von Gul'dans faulem Zauber befreien.

Was? Wie? Warum?

Bei gigantomanischen, effektlastigen Action-Blockbustern empfiehlt es sich, nicht groß über Handlungsengpässe, Logikfehler und im Sand verlaufende Motive nachzudenken. Was Duncan Jones (auch als Co-Drehbuchautor am Film beteiligt) uns mit "Warcraft: The Beginning" vorsetzt, dürfte aber sogar den hartgesottensten Kawumm-Kino-Fans zuviel sein.

Hier ein kleiner Auszug an Fragen, die die Videospielverfilmung völlig offen lässt (keine Sorge, wir spoilern nicht!): Warum ist Magier-Ass Medivh ein wortkarger, schlechtgelaunter Eremit, der weniger Angst vor dem Untergang der Menschheit als vor dem Verlust seines Postens zu haben scheint? Wie sieht die Familiengeschichte von Garona aus? Bedeutet Halbblut, dass sie halb Mensch, halb Ork ist? Wie paart sich ein Wesen ohne Körperpanzer und unkaputtbare Knochen mit einem Ork? Warum interessieren sich Zwerge, Elfen, etc nicht für die Ork-Invasion?

Interessante Charaktere, geniale Optik

Die Story von "Warcraft: The Beginning" ist voller Lücken und Ungereimtheiten. Erklärungen sollen wohl in einem Sequel folgen, der Plot von Teil eins birgt jedoch mehr Frust- als Cliffhanger-Potential. Abseits der Handlung hat der Fantasy-Actioner dennoch einiges zu bieten. Zuallererst einmal die visuellen Effekte, Marke State-of-the-Art. Die Orks und sämtliche andere Fabelgestalten sehen schlichtweg grandios aus. Am besten gefallen die Szenen, in denen die Kamera aus dem Geschehen zoomt und der Streifen wieder wie ein Videospiel aussieht.

Auch die Charaktere des Films sind besser als seine Handlung. -Veteran Travis Fimmel gibt einen feinen, wenn auch mimisch variantenlosen Lothar ab, Ork Durotan wird schnell zum Helden der Herzen. Am verkorksten Plot ändert das freilich nichts. Witz und Leichtigkeit sucht man in diesem Film ebenfalls vergeblich. "Warcraft: The Beginning" ist somit vor allem etwas für Fans des Games, die ihre geliebten Figuren auf der großen Leinwand erleben wollen.

"Warcraft: The Beginning" startet am 26. Mai in den österreichischen Kinos.