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"Warum bin ich im Winter ein Sexmuffel?"

Seit zwei Jahren erlebt Georg in der kalten Jahreszeit einen deutlichen Rückgang seiner Lust. Trotzdem fordert seine Freundin regelmäßig Sex ein.

Heute Redaktion
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Bild: iStock

Frage von Georg (39) an Doktor Sex: Ich habe seit zwei Jahren eine Freundin. Zu Beginn unserer Beziehung lebten wir ein intensives Sexualleben. Es begann im Frühling und ging über den Sommer bis in den Herbst weiter. Als dann der Winter kam und ich meine Saisonstelle als Skilehrer antrat, reduzierte sich der Sex auf einmal pro Woche. Oft war es auch weniger. Ich hatte das Gefühl, es liege an mir. Der Winter scheint irgendwie mein Verlangen zu bremsen. Natürlich war ich auch müde von der Arbeit im Freien. Auch in diesem Winter war es so. Meiner Freundin steht der Sinn nach mehr Sex. Sie fordert diesen auch ein und ich versuche, ihn ihr - so gut es halt geht - zu geben. Gelegentlich muss ich mich aus einem Pflichtgefühl heraus auch dazu zwingen. Aber wenn ich dabei meine eigene Befindlichkeit und Bedürfnisse übergehe, fühle ich mich danach schlecht. Gleichzeitig möchte ich aber meiner Freundin den Sex nicht vorenthalten. Ein Dilemma! Was kann ich tun?

Antwort von Doktor Sex

Lieber Georg

Als Menschen sind wir Teil der Natur und genauso wie Pflanzen und Tiere den irdischen Zyklen und Rhythmen unterworfen. Dazu gehören beispielsweise Tag und Nacht oder die Jahreszeiten. Der Winter entspricht im Jahreslauf der Nacht. Er ist die dunkle Zeit, in der sich das Leben nach innen wendet, verlangsamt und für kurze Zeit fast gänzlich zur Ruhe kommt, ehe dann im Frühling – dem Morgen des Jahres – alles wieder erwacht und ganz langsam, aber kräftig in Bewegung kommt und dem Licht zustrebt. Im Laufe der Zeit ist es dem Menschen gelungen, sich durch technische Errungenschaften immer mehr aus den durch die Natur gegebenen "Zwängen" zu befreien und seine Rhythmen selber zu bestimmen. Jedoch ist er dadurch nicht frei geworden von den Auswirkungen der natürlichen Gegebenheiten.

Was du beschreibst, scheint mir eine Folge des eben beschriebenen Phänomens, also der im Winter reduzierten Energie zu sein. Da du zudem in dieser Zeit als Skilehrer täglich intensiv Sport treibst, verstärkt sich dieser Effekt noch. Wenn der Körper stark gefordert ist und nicht ausreichend Zeit hat, sich zu erholen, beginnt er in den Bereichen Energie einzusparen, die nicht überlebenswichtig sind. Dazu gehört auch die Fortpflanzungsfunktion, die ja stark an die Lust gebunden ist. So gesehen kann Lustlosigkeit auch einfach bedeuten, dass im Moment nicht genügend Energie vorhanden ist, um auch noch Sex zu haben.

Es scheint mir daher wichtig, dass du deiner inneren Stimme vertraust und nicht einfach dem Pflichtgefühl folgst. Sie schützt dich nämlich davor, deine Kräfte in einem ungesunden Maß zu strapazieren. Dadurch wirst du aber wahrscheinlich in einen Konflikt geraten mit deiner Partnerin, denn auf deine Lustlosigkeit zu hören und nur so oft Sex zu haben, wie es deinem Bedürfnis gerade entspricht, bedeutet zwangsläufig, ihren Forderungen Grenzen zu setzen. Und dies wiederum wird dich auf dich selbst zurückwerfen und dich mit all deinen mehr oder weniger bewussten Werten, Haltungen und Ängsten in Kontakt bringen. Aber genau die Auseinandersetzung darüber beinhaltet die Möglichkeit, euch als Einzelne und als Paar weiter zu entwickeln. Wisse: Es gibt keine Pflicht zum Sex. Jeder Mensch hat die Freiheit, unabhängig von den Bedürfnissen anderer Personen zu entscheiden, ob, wann und wie er sich körperlich einlassen will. (wer)

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