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"Warum bin ich überhaupt nicht mehr spitz?"

Heute Redaktion
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Bild: iStock

Thea hatte in ihrem ganzen Leben noch nie so viel Lust wie während der Schwangerschaft. Doch seit sie vor einem Jahr Mutter wurde, läuft nichts mehr. Gibt es einen Weg zurück?

Frage von Thea (28) an Doktor Sex: Vor einem Jahr habe ich mein erstes Kind zur Welt gebracht. Während der Schwangerschaft war ich so geil wie noch nie in meinem Leben. Täglich habe ich mich selber befriedigt und mehrmals wöchentlich kam es zu Sex mit meinem Mann. Aber seit der Geburt bin ich überhaupt nicht mehr spitz. Ich bin verzweifelt! Wie bekomme ich diese Geilheit zurück? Es war wunderschön und ich vermisse dieses Gefühl - und natürlich den daraus resultierenden Sex mit meinem Mann.

Antwort von Doktor Sex

Liebe Thea

Ein kluger Kopf hat einmal gesagt, dass das Verhalten von Menschen von ihren Vorstellungen gesteuert wird. Also von der Idee, wie etwas ihrer Meinung nach sein sollte. Um eine Vorstellung von einer Sache zu haben, um darüber nachdenken und Wünsche entwickeln zu können, braucht es Wissen. Und dieses Wissen wiederum entsteht aus Erfahrungen, die bereits gemacht wurden. Auch du verhältst dich so, indem du die Lust, die du in der Vergangenheit erlebt hast, mit derjenigen vergleichst, die du im Moment empfindest. So gesehen ist nicht die fehlende oder qualitativ andere Geilheit das Problem, sondern der Vergleich.

Es gibt unzählige Faktoren, die einen Einfluss haben können auf die Befindlichkeit und damit auch auf die Lust eines Menschen. Neben psychischen spielen auch körperliche Aspekte eine Rolle. Gerade letztere fallen in der Schwangerschaft in Form eines komplett veränderten Hormonhaushaltes stark ins Gewicht.

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Wichtig scheint mir, dass du die Vergangenheit loslässt. Lebenswege führen nie rückwärts, sondern öffnen sich in die Zukunft. Deine aktuelle Situation ist eine völlig andere. Du bist geistig und körperlich besetzt von deinem Kind. Daneben führst du möglicherweise auch noch einen Haushalt oder bist Arbeitnehmerin. Und schließlich ist da auch noch eine Partnerschaft, die Aufmerksamkeit fordert. In der Summe führt das alles dazu, dass Lust und Leidenschaft einen komplett anderen Stellenwert haben - haben müssen.

Es wäre vermessen, wenn ich dir nun irgendwelche Tipps geben würde, wie du dich verhalten sollst. Denn dann würde ich mich ja eben auch an der Vergangenheit orientieren. Wichtiger als das konkrete Verhalten, scheint mir die Haltung zu sein, die du und dein Mann den veränderten erotischen Spannungsverhältnissen gegenüber einnehmen. Könnt ihr diese annehmen als etwas, das zu eurer neuen Situation passt? Könnt ihr euch auf den Gedanken einlassen, dass die Aufgaben, die eine Familie mit sich bringen, nicht so sehr Geilheit und Leidenschaft erfordern, als vielmehr Partnerschaftlichkeit und Vertrauen?

Damit soll nicht gesagt sein, dass körperliche Nähe nun komplett unwichtig ist. Ich möchte euch einfach dazu einladen, eure Sichtweise den Gegebenheiten anzupassen. Was ihr erlebt, bedeutet letztlich nämlich vor allem, dass es "die" Sexualität als etwas, das wie ein Objekt unabhängig von seiner Umgebung weitgehend konstant bleibt, nicht gibt. Im Gegenteil: Sexualität, Lust und Leidenschaft sind Subjekte, geradezu eigenständige und lebendige Wesen, die sich ständig verändern.

Vielleicht hilft es euch, wenn ihr sie wie Gäste betrachtet, die euch im Alltag besuchen. Denn an diese hat man keinen bestimmten Anspruch. Man nimmt sie, wie sie gerade sind und akzeptiert auch, dass sie sich zuweilen anders gebärden, als man es sich vielleicht wünschen würde. (wer)

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