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"Warum ergreift sie nie die Initiative beim Sex?"

Heute Redaktion
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Bild: iStock

Pit ist verwirrt. Seine Partnerin versichert ihm, wie attraktiv er ist, und dass sie den Sex mit ihm vollumfänglich genießt. Trotzdem handelt sie nicht.

Frage von Pit (37) an Doktor Sex: Ich bin seit zehn Jahren mit meiner Frau zusammen. Wir haben etwa sechsmal im Monat Sex, immer mit einer Pause von rund zwölf Tagen, da sie vor und während der Menstruation Kopf- und Bauchschmerzen hat. Jedoch hätten wir vermutlich keinen Sex, wenn ich nicht immer wieder die Initiative ergreifen würde.

Schon oft haben wir zusammen über Zeitungsartikel diskutiert, die darüber berichten, dass Männer und Frauen verschieden sind und auch unterschiedliche Bedürfnisse in Sachen Sex haben. Ich denke, dies zeigt sich auch in unserer Beziehung. Obwohl wir es sonst eigentlich gut haben zusammen, ist unser Sexleben immer wieder ein Thema.

Was ich nicht verstehe: Wie ist es möglich, dass meine Frau mir zwar stets versichert, dass sie sich von mir sexuell angezogen fühle, dass unsere körperlichen Begegnungen jeweils super seien und sie dabei auch jedes Mal zum Orgasmus komme, jedoch letztlich trotzdem nie die Verantwortung dafür übernimmt, dass es zum Sex kommt?

Antwort von Doktor Sex

Lieber Pit

Mögliche Gründe für die Zurückhaltung deiner Partnerin gibt es viele. Primär sind es aber wohl deine Ideen über Handlungen, die bei dem, was du unter Sex verstehst, vollzogen werden müssen. Sie lassen dich zum Schluss kommen, du müsstest immer die Initiative ergreifen, andernfalls gäbe es keinen Sex. Oder kurz: Ich vermute, deine Vorstellungen unmöglich machen dir, ihr Verhalten als Verführung zu lesen.

Es ist oft erstaunlich, wie Menschen sich an persönlichen Konzepten orientieren, ohne sie als solche erkannt oder sich bewusst dafür entschieden zu haben. Wenn du mich fragst, ist es letztlich doch völlig egal, wer beim Sex anfängt. Hauptsache, er findet statt – und zwar möglichst so, wie es den Wünschen und Bedürfnissen der Beteiligten entspricht. Und wenn ich dich richtig verstehe, scheint dies für euch beide der Fall zu sein.

Die Idee, beide Partner müssten stets gleich viel Initiative zeigen und Verantwortung übernehmen, geht – nicht nur was den Sex angeht – meist komplett an den vorhandenen Möglichkeiten der Betroffenen vorbei. Menschen sind aufgrund ihres Wesens und ihrer im Laufe der Biografie erlebten Prägungen verschieden. Das biologische Geschlecht ist dabei nur einer von vielen Aspekten und spielt eine untergeordnete Rolle.

Dies ist aber keine Einladung, sich mit dem Argument "ich bin halt so" zurückzulehnen. Einander zum Spielen einzuladen ist wichtig. Damit dies gelingen kann, ist es jedoch notwendig, sich auch wirklich auf das Anderssein des Gegenübers einzulassen. Man muss dessen "Verführungssprache" erlernen und in sich selbst die aufrichtige Bereitschaft erstellen, sich auch wirklich verführen lassen zu wollen. Oft hapert es aber genau hier.

Wichtig scheint mir, dass du deiner Partnerin offen mitteilst, was genau du unter "verführen" verstehst, also auch, welche Handlungen du damit in Verbindung bringst. So weiß sie, was zu tun ist, um dich zufriedenzustellen. Frage sie aber auch, was es ist, das sie sexuell in Stimmung bringt. Ich vermute mal, du wirst Geschichten hören, die dir bisher unbekannt waren und möglicherweise weit von dem entfernt sind, was dich anturnt. Alles Gute!

Deine Frage an Doktor Sex: [email protected]

(wer)