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"Warum verweigern manche Frauen den Sex?"

Heute Redaktion
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Bild: iStock

Jana liest in Foren immer wieder von Männern, die von ihrer Partnerin sexuell kaltgestellt wurden. Was tun, damit es in ihrer Beziehung nicht so weit kommt?

Frage von Jana (25) an Doktor Sex: Immer wieder Stoße ich in Foren auf Berichte von verheirateten Männern, die darüber klagen, dass ihre Frau keinen Sex mehr will. Manche erzählen, sie hätten schon Jahre keinen Geschlechtsverkehr mehr gehabt, da die Frau sich ihnen wegen mangelnder Lust mehr oder weniger verweigere. Mich stimmt das nachdenklich. Warum ist das so? Ich liebe Sex und genieße ihn mit meinem Partner auch in vollen Zügen. Kann es sein, das der Reiz verloren geht? Wie kann ich verhindern, dass es auch bei uns auf die Dauer so wird? Ich möchte das meinem Partner niemals antun.

Antwort von Doktor Sex

Liebe Jana

Auch ich höre diese Klage oft – mehrheitlich von Männern und seltener, aber doch ab und zu, von Frauen. Was die Gründe für das Ende der Paarsexualität angeht, scheint mir die angegebene Lustlosigkeit aber nur ein Sammelbegriff zu sein für eine Vielzahl von unterschiedlichsten und sehr individuellen Gründen. Nicht selten, so meine Erfahrung in der Beratung, sind Veränderungen im Bereich der Sexualität Symptome für Dynamiken in der Beziehung, die nichts mit Sexualität zu tun haben. So geht es zum Beispiel manchmal darum, Macht auszuüben und dadurch Kränkungen zu kompensieren, die in einem anderen Zusammenhang passiert sind. Aber auch mangelnde Kompetenzen im Gespräch über Sexualität oder die Furcht davor, die eigenen Wünsche und Bedürfnisse dem Partner oder der Partnerin gegenüber ehrlich zu äußern, können dem Sex den TodesStoß verpassen.

Bei den meisten Menschen steht am Anfang einer Beziehung das echte Bedürfnis, es nie so weit kommen zu lassen. Trotzdem geschieht es bei fast allen Paaren. Warum ist das so? Der letzte Satz deiner Frage zeigt aus meiner Sicht etwas von dem, was in den meisten Beziehungen schlussendlich zum Problem führt: Nämlich die Trennung zwischen den eigenen Bedürfnissen und denjenigen des Partners oder der Partnerin. Und damit einhergehend der Wunsch, ihn oder sie nicht zu enttäuschen, weil dies zur Trennung und damit zum Verlust des Beziehungsvorteils führen könnte.

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Entscheidend ist nicht, den Partner vor Enttäuschungen zu verschonen. Vielmehr geht es darum, sich einander und der Beziehung gegenüber authentisch zu zeigen. Das heißt, ehrlich zu sein und das zu kommunizieren, was wirklich ist, anstatt auf die Erlaubnis dafür zu warten oder das zu sagen, was man glaubt, was von einem erwartet wird. Alles andere führt zwangsläufig zu Anpassung, mit dem Ziel, sich möglichst so zu zeigen, dass beim Gegenüber keine Irritation entsteht und alles möglichst so bleibt, wie es ist. Weil es aber außer der Tatsache, dass sich alles ständig verändert, nichts im Leben gibt, das beständig ist, wird genau dieses Handeln letztlich mit Garantie zu Entfremdung und damit geradewegs in eine Beziehungskrise führen.

Was kannst du tun? Es mag banal tönen, abgedroschen und dazu auch noch egoistisch. Aber letztlich tust du am meisten für eure Beziehung, eure Sexualität und deinen Partner, wenn du dich ihm als Mensch ganz zumutest – also mit allem was du bist und zu bieten hast. Dadurch müsst ihr euch zwar immer wieder mit Grundsatzfragen auseinandersetzen und manchmal werden auch die Fetzen fliegen. Langweilig aber wird es euch in einer solchen Beziehung kaum werden.

(wer)