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"Was kann ich tun, um zu kommen?"

Victor musste 38 werden, bis er seinen ersten Sex haben konnte. Noch klappt nicht alles nach Wunsch.

Heute Redaktion
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Bild: iStock

Frage von Victor (38) an Doktor Sex: Ich konnte mich erst vor wenigen Monaten outen und beginne nun langsam damit, mein schwules Leben zu entdecken und zu genießen. Zuvor hatte ich weder eine Beziehung noch Sex. Ich starte also ziemlich von null weg. Beim Sex kann ich mich noch nicht so ganz entspannen und gehen lassen, dass ich kommen kann. Auch wenn ich mich mit dem Mann insgesamt wohl fühle. Für meinen Partner ist es jedoch befriedigend. Ich bin aber richtig erregt und mag es auch, mich liebevoll und sinnlich um ihn zu kümmern. Ich habe bemerkt, dass ich es schwieriger finde, selber einen Orgasmus zu bekommen, als einen zu geben. Von Natur aus bin ich eher scheu und zurückhaltend. Meine Gefühle kann ich am besten indirekt ausdrücken. Eine nahe und intime Beziehung ermöglicht diese Distanz aber eben gerade nicht. Dies macht das ganze Spiel zwar natürlicher und spannender, fordert mich aber gleichzeitig auch sehr heraus. Was soll ich (anders) machen, damit ich zum Orgasmus komme?

Antwort von Doktor Sex

Lieber Victor

Ich denke, der Ansatzpunkt zur Lösungsfindung liegt bei der von dir beschriebenen Herausforderung im Umgang mit Nähe und Distanz – beziehungsweise bei den Spannungen, die dadurch entstehen. Die Frage, die sich in diesem Zusammenhang unweigerlich stellt, ist: Wie atmest du – beim Sex aber auch in anderen Situationen, in denen es dir nicht möglich ist, die Begegnung mit einem Menschen deinen Wünschen entsprechend zu gestalten?

Viele Menschen atmen schnell und gepresst, wenn sie aufgeregt, wütend oder ängstlich sind. Ihre Muskulatur spannt sich an, sie ziehen den Bauch ein und die Schultern hoch, was dazu führt, dass die beschriebenen Emotionen erhalten bleiben oder sich sogar noch verstärken. Sobald sich die Atmung entspannen und die Luft bis in den Bauch und in die Flanken strömen kann, tritt Ruhe ein. Der Körper wird weicher und die Gedanken können wieder fließen. Manche Männer atmen auch beim Sex in der beschriebene Art. Aufgrund der starken Erregung oder weil eine Position körperlich anstrengend ist, beginnen sie zu hecheln, ihre Muskeln verspannen sich und die Wahrnehmung wird blockiert.

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Um beim Liebesspiel entspannter zu sein, um deine Erregung steuern, dich intensiver spüren und so letztlich fließend zum Orgasmus kommen zu können, kann es hilfreich sein, mit der Atmung zu spielen. Indem du beim Sex bewusst und ruhig bis tief in den Bauch hinunter atmest, schaffst du in deinem Körper Raum, in welchen sich die sexuelle Erregung verteilen kann. Wichtig ist, dass du dich nicht von der Lust überwältigen lässt und in einen blinden Aktivismus hineinsteigerst. Bleibe in bewusstem Kontakt mit dir und deinem Partner. So spürst du, was in deinem Körper geschieht und kannst dich in die Empfindungen hineingeben, die dich näher zum Orgasmus bringen. Zudem kannst du so auch immer wieder loslassen, wenn Spannungen entstehen.

Achte nicht nur beim Sex auf deinen Atem sondern auch sonst in deinem Alltag. Gerade in Situationen, in denen du dich schüchtern fühlst und den Impuls spürst, dich zurückzuziehen, kann dir bewusstes Atmen innerlich Raum und damit Entspannung verschaffen. Viel Spaß beim Ausprobieren!

Ihre Frage an Doktor Sex: [email protected]

(wer)

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