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"Weil ich Pornos schaue, ist sie lustlos!"

Nino ist verzweifelt. Er hadert mit seiner Vergangenheit, und auch die Gegenwart ist nicht rosig. Ist der fehlende Sex das Problem?

Heute Redaktion
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Bild: iStock

Frage von Nino (42) an Doktor Sex: Ich bin seit zehn Jahren mit einer Frau zusammen. Sie ist meine erste Beziehung. Eigentlich sollte ich glücklich sein: Ich habe gute Freunde, liebe Eltern, ein Haus mit Garten und einen guten Job. Wir wandern, schauen Filme zusammen und mögen Katzen. Trotzdem fühle ich mich seit einiger Zeit gelangweilt, unmotiviert, unglücklich und leer.

Ich begann schon früh, Pornos zu schauen. Zu Beginn der Beziehung hat meine Sucht zu heftigem Streit geführt. Aber seit fünf Jahren duldet sie den Konsum. Jedoch läuft seither nichts mehr im Bett, da sie keine Lust mehr hat. Neulich versuchten wir es wieder einmal, aber danach hatte sie Schmerzen, obschon wir Gleitmittel benutzten.

Ich bereue, dass ich bis 30 bei meinen Eltern lebte, und trauere meiner Jugend nach. War es das? Fünf Jahre Sex mit einer Frau und nun noch 40 Jahre ohne Sex im gleichen Alltagstrott? Eine Trennung war mehrmals Thema, aber unsere Gefühle füreinander, Existenzängste und mein Problem, Frauen anzusprechen, hielten mich davon ab. Was soll ich tun – Therapie, Trennung, Geduld, Escort oder gar Exit?

Antwort von Doktor Sex

Lieber Nino

Offensichtlich gibt es zwischen deinem Pornokonsum und der Lustlosigkeit deiner Partnerin einen direkten Zusammenhang. Sonst hätte sie nicht genau seit dem Zeitpunkt kein Bedürfnis mehr nach Sex, zu dem sie damit begonnen hat, sich zu fügen und deinen Konsum widerstandslos hinzunehmen. Ich vermute, dass sie damals innerlich abgehängt hat.

Im Keller der von dir als glücklich und –abgesehen vom fehlenden Sex – weitgehend harmonisch gepriesenen Beziehung scheinen ein paar Leichen zu liegen: Zum einen die Resignation und die damit verbundene Sprachlosigkeit deiner Freundin gegenüber deinem Umgang mit Sex im Netz, zum anderen deine gedrückte Stimmung.

Was Letztere Angeht, bin ich aufgrund deiner Beschreibung geneigt, von einer leichten bis mittelschweren depressiven Episode zu sprechen. Manche der von dir erwähnten Stimmungen und Gedanken finden sich auch in der Beschreibung der Symptome dieser psychischen Erkrankung. Selbstverständlich ist dies aber nur eine Vermutung und muss genauer abgeklärt werden.

Ich empfehle dir deshalb, umgehend einen Termin mit einer auf Depressionen spezialisierten Fachperson zu vereinbaren. Nach erfolgter Anamnese wird der Psychiater oder die Psychiaterin eine genaue Diagnose stellen können. Da Zusammensetzung und Intensität der Symptome von Person zu Person verschieden sind, ist auch die Behandlung individuell.

Wichtig ist, dass in der Therapie dein Umgang mit deiner Biografie ein Thema wird. Dein Hadern mit dem, was gewesen ist, scheint dich nämlich stark zu binden und verstellt so deinen Blick auf das, was hier und heute der Fall ist. Und auch dein Pornokonsum sollte unbedingt angesprochen werden – allein schon deshalb, weil er deine Beziehung stark belastet.

Es ist wahrscheinlich, dass in diesem Zusammenhang auch deine Freundin in Form von Paarsequenzen in die Therapie eingebunden werden wird. Sollte dies nicht der Fall sein, empfehle ich euch unbedingt parallel zu deiner Behandlung eine Paarberatung. Alles Gute!

Deine Frage an Doktor Sex: [email protected] (wer)