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"Wer Momo weiterschickt, handelt fahrlässig"

Medienkompetenz-Experte Michael In Albon erklärt, warum die Gruselfigur Momo jüngere Schüler verstören kann.

Heute Redaktion
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Die Gruselfigur Momo sorgt weltweit für Schlagzeilen – ein 14-Jähriger starb bereits. Warum verbreitet Momo Angst und Schrecken? Der Schweizer Medienkompetenz-Experte Michael In Albon erklärt die Hintergründe:

Das Konzept ist sehr hinterlistig, es setzt auf Angst. Vom Schrecken geht eine Faszination, ein Kick aus. Eine wichtige Rolle spielen Youtuber, die auf den Momo-Zug aufspringen und die Geschichte inszenieren.



Warum sind Kinder so empfänglich für den Whatsapp-Hoax?

Jüngere Kinder sind gefährdeter, weil sie noch nicht so gut zwischen der Realität und Schwindel unterscheiden können. Auf einen 8-Jährigen können Horrorgeschichten, wie sie Momo transportiert, verstörend wirken. Kinder glauben auch an den Osterhasen; irgendwann fangen sie vielleicht mit Gleichaltrigen zu diskutieren an und merken, dass er nicht echt ist. Ist ein Kind hingegen allein mit dem Handy in der virtuellen Welt, ist es den teilweise sehr gut aufgemachten Geschichten ausgeliefert.

Wer steckt hinter den Kettenbriefen?

Über den Urheber lässt sich nur mutmaßen. Eine Schlüsselrolle spielen aber jene, die gruselige Nachrichten weiterverbreiten, weil sie es lustig finden, andere zu erschrecken. So verbreiten sich diese viral. Man ist sich nicht bewusst, dass man fahrlässig handelt: Nur weil ich den Fake durchschaue, muss das bei einem anderen Empfänger nicht der Fall sein.

Für Schlagzeilen sorgt auch die sogenannte Momo-Challenge: Hier fordert die Figur Empfänger auf, gefährliche Dinge zu tun. Ein Jugendlicher in Frankreich soll sich darum das Leben genommen haben.

Solche Fälle zeigen, dass das Weiterleiten solcher Nachrichten enorm gefährlich sein kann.

Haben sich die Whatsapp-Hoaxes gehäuft?

Häufung? Nein, aber es kommt immer wieder vor.

Viele Leser wundern sich, dass schon Erstklässler Whatsapp verwenden, obwohl der Dienst erst ab 16 zugelassen ist.

Studien belegen, dass bereits viele Volksschüler ein Smartphone haben. Nur, weil Whatsapp seine App ab 16 anbietet, heißt es nicht, dass es darunter nicht genutzt wird.

In einigen Schulen wandert das Handy ins Körbchen während des Unterrichts. Ist das eine gute Strategie?

Es ist ein Irrglaube, zu meinen, man könne Kinder schützen, indem man sie von digitalen Medien fernhält. Eltern und die Schule sollen die Kinder bei der Mediennutzung begleiten. Schritt für Schritt sollen Kinder immer mehr Dinge machen dürfen. Smartphones soll man unbedingt in den Unterricht integrieren als Lehrmittel. Und: Werden Kinder mit einem Phänomen wie Momo konfrontiert, ist es wichtig, dass sie eine Vertrauensperson haben, mit der sie darüber reden können.

Eine Lehrerin in der Schweiz hat Momo in der Schule thematisiert und die Eltern informiert. Ist das wirklich nötig?

Ja, sie hat fantastisch und vorbildlich reagiert. Die Schule ist wichtig, wenn es darum geht, Strategien zu erlernen, wie man Fake-Informationen erkennen kann. Wir machen hier bereits Projekte im Kindergarten, da heute schon 4- bis 5-Jährige Medien konsumieren und auf verstörende Inhalte stoßen können.

(daw/red)