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"Wie kann ich ihre Lust auf Sex neu erwecken?"

Alle Versuche von Marc, das partnerschaftliche Sexualleben in Schwung zu halten und vor Langeweile zu schützen, sind fehlgeschlagen. Was nun?

Heute Redaktion
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Bild: iStock

Frage von Marc (22) an Doktor Sex: Ich bin seit bald drei Jahren mit meiner Freundin zusammen. Abgesehen von den üblichen kleinen Hochs und Tiefs haben wir viel Spaß zusammen! Trotzdem gibt es ein Problem. Mir war Sex immer wichtiger als ihr, weshalb ich auch fast immer die Initiative dazu ergriff. Ich versuchte, unser Sexleben durch Abwechslung in Schwung zu halten und vor Langeweile zu schützen. Seit einiger Zeit haben wir aber nur noch zwei Mal Sex im Monat. Ich habe meine Freundin auch schon drauf angesprochen. Ihre Antwort ist stets die gleiche, nämlich dass sie im Moment einfach keine Lust hat. Wir hoffen beide, dass sich dies bald ändert. Kann ich vielleicht etwas dazu beitragen dass es schneller geht?

Antwort von Doktor Sex

Lieber Marc

Du hast versucht, mit deinem Aktivismus das unabwendbare abzuwenden. Und wie alle anderen vor dir bist du gescheitert. Der Vorteil daran ist, dass du nun die Möglichkeit hast, zusammen mit deiner Freundin zu lernen, dass auch vorübergehende Lustlosigkeit und Sexflauten zu einer Beziehung gehören. Zudem, und das scheint mir fast noch wichtiger zu sein, könnt ihr jetzt damit beginnen, Sexualität zu etwas Gemeinsamem zu machen, das ihr beide gestaltet und das von euch beiden genährt wird. Das war nämlich bis jetzt gar nicht möglich, da du, getrieben von der Furcht vor Langweile und deinen Vorstellungen von Sex, die Verantwortung dafür ganz an dich gerissen hast. Kein Wunder, blieb deine Freundin so in der Defensive und engagierte sich bisher nie für euer Sexualleben. Sie hatte ja gar keine echte Möglichkeit dafür.

Wie weiter?

Wichtig scheint mir, dass du dich zuerst einmal mit dir und deinen Überzeugungen in Zusammenhang mit Sex auseinandersetzt. Dazu nachfolgend ein paar Fragen. Wie du schreibst, wolltest du euer Sexleben in Schwung halten und vor Langeweile schützen. Du scheinst überzeugt zu sein, dass dies einerseits notwendig und andererseits machbar ist. Wie kommst du darauf? Auf welchen Vorannahmen beruhen dein Denken und Handeln, was Sex angeht? Welche Bilder von Mann-sein und Männlichkeit, von Frau-sein und Weiblichkeit, von Beziehung und Geschlechterrolle, von Sexualität liegen ihnen zugrunde? Was verstehst du im Detail unter Sex, welche Aktivitäten beinhaltet er für dich und gibt es aus deiner Sicht dabei eine bestimmte Rollenverteilung? Wie würdest du sexuelle Lust beschreiben? Ist sie immer gleich oder hat sie je nach Situation verschiedene Gesichter? Und wie beeinflusst sie dein Verhalten?

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Nutzen Sie die Möglichkeit, sich zu einem Anliegen rund um Liebe, Sex und Beziehung von einem Fachmann beraten zu lassen. Senden Sie Ihre Frage ganz einfach per Mail an [email protected]. Aus Gründen des Datenschutzes werden die Namen und die Altersangaben von der Redaktion abgeändert. Wir bitten um Verständnis, dass nicht jede Frage beantwortet werden kann.

Indem du diese Fragen für dich selber beantwortest, erhältst du eine erste Idee von den Prägungen, die dein Verhalten in Bezug auf Sexualität steuern oder zumindest beeinflussen. Wenn du magst, kannst du danach die Fragen und deine Antworten, beziehungsweise was du beim Nachdenken darüber herausgefunden hast, deiner Freundin präsentieren. Ihr könnt aber auch gemeinsam an den Fragen arbeiten oder du kannst deine Freundin bitten, sich individuell damit zu beschäftigen und dann mit dir in einen Dialog darüber einzusteigen. Auf der Basis solcher Gespräche könnt ihr dann damit beginnen, eure ganz eigene Sexualität zu er-finden. Eine Sexualität, die sich an Vielfalt und euren möglicherweise ganz unterschiedlichen Bedürfnissen orientiert, statt an einem vom Mainstream vorgegebenen, kleinsten gemeinschaftlichen Nenner.