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"Wie komme ich von meiner Pornosucht los?"

Heute Redaktion
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Bild: iStock

Pit lädt täglich bis zu 30 Clips herunter, verkehrt auf Dating-Plattformen und schaut oft bis nach Mitternacht Pornos. Alle Versuche, damit aufzuhören, sind gescheitert.

Frage von Pit (24) an Doktor Sex: Ich sehe gut aus, bin aber etwas schüchtern. Meine Freundin ist sehr attraktiv und es läuft gut im Bett. Wir sehen uns etwa dreimal in der Woche und haben dann jeweils tollen Sex. Jedoch ist er nicht mehr so wie am Anfang der Beziehung. Manchmal muss ich an andere Frauen denken, um zu kommen. Zudem schaue ich jeden Abend Pornos und lade täglich etwa 30 Clips herunter, in denen sich Frauen selbst befriedigen, auch wenn ich sie nicht alle schaue. Auch auf Datingplattformen verbringe ich viel Zeit. Insgesamt bin ich so täglich während zwei und mehr Stunden beschäftigt. Manchmal geht es gar so weit, dass ich vor dem Schlafengehen noch Pornos herunterlade und deshalb erst nach Mitternacht einschlafe. Wenn die Freundin nicht da ist, masturbiere ich mehrmals am Tag. Ich habe auch schon ein paar Mal versucht, alle Dateien zu löschen und mein Verhalten zu stoppen. Doch nach spätestens zwei Wochen begann alles wieder von vorne. Wie kann ich davon loskommen? Soll ich versuchen, am Anfang keine Clips mehr herunterzuladen, alle bestehenden Filme und Bilder zu löschen und alle Zugänge zu den Plattformen zu sperren?

Antwort von Doktor Sex

Lieber Pit

Damit von einer Sucht gesprochen werden kann, müssen vier Kriterien erfüllt sein: Erstens: Eine Person ist nicht oder nur noch schwerlich in der Lage, frei zu entscheiden, ob sie ein Verhalten ausführen will oder nicht. Zweitens: Eine Person führt ein Verhalten trotz absehbarer oder bereits eingetretener negativer Konsequenzen weiterhin aus. Drittens: Das Beschaffen und der Konsum nehmen die betroffene Person zeitlich so in Anspruch, dass sie soziale und berufliche Kontakte oder Verpflichtungen vernachlässigt. Und schließlich viertens: Bei der Person oder bei Menschen in ihrem Umfeld besteht ein Leidensdruck, der Hilfsangebote erfordert.

Auch wenn ich mir nicht anmaße, aus der Ferne eine Diagnose zu stellen, scheinen aus meiner Sicht bei dir – abgesehen von den negativen Konsequenzen – alle Kriterien so weit erfüllt zu sein, dass ich von einer sehr ausgeprägten Tendenz zur Sucht sprechen würde.

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Wie du schreibst, hast du bereits mehrmals erfolglos versucht, dein Verhalten zu ändern. Es scheint mir daher wenig sinnvoll, es ein weiteres Mal auf eigene Faust zu probieren. Suche dir stattdessen eine Fachperson, die dich im anstehenden Veränderungsprozess begleitet. Sich einem fremden Menschen gegenüber zu outen ist zwar möglicherweise beschämend, gleichzeitig aber auch ein erster Schritt zur Bewältigung des Leidens. Ein seriöser Therapeut untersteht der Schweigepflicht und du darfst daher davon ausgehen, dass niemand von deiner Herausforderung im Umgang mit Sex im Internet erfahren wird.

Falls du bei der Suche nach einem geeigneten Therapieplatz Unterstützung benötigst, darfst du dich ungeniert wieder bei mir melden. Viel Glück!

(wer)