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"Wie lange dauert Trennungs-Schmerz?"

Dora hat beim Fortgehen einen tollen Mann kennengelernt. Leider hat sich dieser eben erst von seiner Freundin getrennt. Muss sie ihn vergessen?

Heute Redaktion
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Bild: iStock

Frage von Dora (23) an Doktor Sex:Ich lernte kürzlich beim Fortgehen einen tollen Mann kennen, der vor rund zwei Monaten seine fünfjährige Beziehung beendet hatte. Wir schrieben uns nach der ersten Begegnung ein paarmal und später haben wir uns auch einmal zu einem Drink getroffen. Am Ende sagte er zu mir, er freue sich, mich bald wiederzusehen. Als ich ihn später um ein Date bat, schrieb er mir, ich sei eine tolle Frau, aber er habe momentan keine Lust auf eine Beziehung und wolle seine Freiheit genießen, ohne auf jemanden eingehen zu müssen. Ich antwortete ihm, dass ich es schade fände, ihn aber verstehen könne und es schätzen würde, dass er ehrlich zu mir sei. Was denkst du: Muss ich ihn vergessen? Und wie lange dauert es gewöhnlich, bis ein Mann den Trennungsschmerz überwunden hat?

Antwort von Doktor Sex

Liebe Dora

Ob du diesen Mann vergessen musst, scheint mir nicht so sehr abhängig zu sein von seinem Trennungsschmerz – ich komme darauf später noch zu sprechen –, als vielmehr von deinen und seinen Vorstellungen und Konzepten von Beziehung. Aufgrund deiner Beschreibung muss ich annehmen, dass es für euch beide nur zwei Positionen gibt: Entweder ihr seid ein Liebespaar, oder aber ihr seid gar nichts füreinander. Wie ihr zu dieser Haltung kommt, wozu sie dienlich sein soll und auf welchen Kriterien sie beruht, ist mir schleierhaft. Ihr hattet ja noch gar keine Möglichkeit, euch wirklich kennenzulernen. Woher wollt ihr also wissen, dass eine Paarbeziehung für euch das Richtige ist? Oder willst du vielleicht behaupten, dass einige Kurznachrichten, ein bisschen Alkohol konsumieren und ein paar Schmetterlinge im Bauch genügen, um einen Entscheid von dieser Tragweite fällen zu können?

Über deine Frage nach der durchschnittlichen Dauer des Trennungsschmerzes beim Mann musste ich lachen. Wie kommst du bloß auf die Idee, zu denken, dass es diesbezüglich so etwas wie einen Standardwert geben könnte? Auch wenn uns die "Wissenschaftsindustrie" mittlerweile alle möglichen Themen statistisch aufbereitet: Denken sollten wir trotzdem selber. Im vorliegenden Fall würde dies zu der Erkenntnis führen, dass Trauer und Schmerz über das Ende einer Beziehung so sehr von den individuellen Umständen und dem betroffenen Menschen abhängen, dass es unmöglich ist, auch nur annähernd eine Prognose über die Dauer dieser Gefühle zu wagen.

Soweit zu deinen Fragen. Kommen wir nun noch zum Kern der Sache – und der ist folgender: Du hörst nicht – willst nicht hören? –, was der Mann dir sagt! Er erwähnt nämlich mit keinem Wort Trennungsschmerz als Grund für sein ablehnendes Verhalten, sondern spricht nur davon, dass er keine Lust hat auf eine Beziehung und einfach seine Freiheit genießen möchte. So gesehen, müssen wir die Frage, ob du ihn vergessen musst, auch noch unter einem anderen Aspekt betrachten. Demjenigen nämlich, ob du bereit bist, ihm diesen Spielraum zu gewähren und zu schauen, was sich daraus entwickelt.

Ich denke, der Mann glaubt, dass du nichts anderes willst, als möglichst schnell mit ihm in einer Zweierkiste zu landen – vielleicht sogar weil er gemerkt hat, dass du taub bist für seine Signale. Und weil er genau das nicht will, entzieht er sich dir, und zwar ganz grundsätzlich. Wenn du bereit bist und eine Möglichkeit siehst, dich auf Beziehungsexperiment einzulassen, dessen Ausgang offen ist, rate ich dir, dich noch einmal bei ihm zu melden, mit dem Vorschlag, das Ganze etwas gelassener anzugehen. Und falls er darauf einsteigt, kannst du ihm beim nächsten Gespräch ja erklären, dass du dich wegen deiner Begeisterung für ihn zu voreiligen Handlungen hast hinreißen lassen. Viel Glück! (wer) (mp)