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"Wie soll ich auf ihren Rückzug reagieren?"

Nach einer schweren Beziehungskrise vor zwei Jahren haben sich Sean und seine Frau wiedergefunden. Doch nun droht erneut Ungemach.

Heute Redaktion
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Bild: iStock

Frage von Sean (35) an Doktor Sex: Ich bin seit zwölf Jahren mit meiner Frau zusammen und seit sieben Jahren verheiratet. Wir haben zwei Kinder und waren bislang auch glücklich. Vor zwei Jahren hatten wir eine schwere Beziehungskrise, während der ich ausgezogen bin. Mithilfe einer Paartherapie haben wir wieder auf einen gemeinsamen Weg gefunden. Unsere Beziehung ist nun besser als je zuvor. Wir reden über alles, achten aufeinander und gehen respektvoll miteinander um. Das war nicht immer so.

Seit einiger Zeit hat sich meine Frau nun aber zurückgezogen. Sie sagt, es gebe nichts, was sie stört und alles sei super. Aber irgendwie seien die Gefühle und das Bedürfnis nach Nähe nicht mehr da. Wir haben wundervollen Sex und unternehmen Sachen miteinander. Das ist auch der Grund, warum es meine Frau so fertigmacht. Ich bin ratlos und weiß nicht, was ich machen und wie ich auf ihre Bedürfnislosigkeit reagieren soll. Kann man sich nach so langer Zeit entlieben? Gibt es das, dass einfach keine Gefühle mehr da sind?

Antwort von Doktor Sex

Lieber Sean

Ja man kann sich entlieben – und es ist sogar notwendig, dies immer wieder zu tun! Damit meine ich aber nicht, man solle regelmäßig den Partner oder die Partnerin wechseln. Und dies ist auch keine Aufforderung zum Fremdgehen, um so eine Gefühlsflaute zu überbrücken.

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Gefühle sind flüchtige Phänomene und es ist daher nicht zu empfehlen, sich darauf zu verlassen und wichtige Entscheidungen und große Lebensprojekte davon abhängig zu machen. Sonst läuft man Gefahr, plötzlich ernüchtert dazustehen.

Sich in Bezug auf die Beziehung wie im falschen Film zu fühlen, bedeutet nicht zwangsläufig, dass der gemeinsame Weg zu Ende ist. Häufig bedeuten Gefühle der Fremdheit und das damit einhergehende Bedürfnis nach Rückzug primär, dass es Zeit ist für eine Standortbestimmung.

Wenn ich in meiner Praxis mit Paaren eine solche Situationsanalyse durchführe, stellt sich bei den beteiligten Personen häufig die Erkenntnis ein, dass ein bestimmter Beziehungsinhalt – ein Thema – bearbeitet ist und somit ein Beziehungsabschnitt zu Ende geht.

Weil in ihrem Beziehungskonzept ein solches Szenario nicht vorgesehen ist und sie diese Erkenntnis deshalb auch nicht einordnen können, reagieren viele Betroffene darauf mit Verunsicherung und Angst.

Hilfreich ist dann meist, den Paaren bewusst zu machen, dass es auch in Beziehungen Zyklen gibt, die durch bestimmte Qualitäten gekennzeichnet sind. In Anlehnung an die Jahreszeiten könnte man von Beginn, Reifung, Höhepunkt, Niedergang und Vergehen sprechen.

Dazu gehören auch bestimmte Gefühlsqualitäten, die sich parallel zum Prozess verändern. Mir scheint, dass deine Partnerin sich gerade im Endstadium eines solchen Zyklus befindet. Es geht für sie – und dadurch auch für dich – nun darum, eine neue Beziehungsvision zu entwerfen. Sobald diese gefunden ist, werden sich auch wieder Gefühle einstellen. Alles Gute!

Ihre Frage an Doktor Sex: [email protected]

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