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"Wir haben Sex, trotzdem schaut er Pornos"

Heute Redaktion
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Bild: imago stock & people

Neulich sah Desirée, wie sich ihr Mann vor dem Computer eine Hand in die Hose schob. Darauf angesprochen, gestand er ihr, ab und zu Sexfilme zu schauen.

Frage von Desirée (26) an Doktor Sex: Ich bin mit meinem Freund seit fünf Jahren glücklich verheiratet und in 6 Monaten werden wir Eltern. Auch im Bett haben wir es eigentlich gut. Seit einiger Zeit merke ich, dass er sehr viel am Computer hängt. Meist dann, wenn ich nicht zu Hause bin oder früher ins Bett gehe. Kaum nähere ich mich ihm, wird das Gerät ausgeschaltet. Auf die Frage, was er mache, sagt er immer "nichts!". Neulich ging ich auch wieder früher zu Bett, habe aber die Tür zum Schlafzimmer offen gelassen. Im Spiegelbild des Fensters konnte ich sehen, wie er etwas in den Laptop tippte, Küsschen schickte und danach seine Hand in die Hose steckte. Sofort stand ich auf und stellte ihn zur Rede. Er versicherte mir, er habe keine Andere und liebe nur mich. Aber hin und wieder schaue er Pornos. Er würde mich aber nie betrügen. Warum tut er mir das an, wenn er mich doch liebt und ihm, wie er sagt, nichts fehlt? Ich lasse ihn nie links liegen und sage immer ja zu Sex. Das alles gibt mir zu denken und ich fühle mich wie der letzte Dreck. Ich habe Angst, dass er mich doch irgendwann betrügen wird. Es fällt mir schwer, ihm zu vertrauen. Was soll ich tun?

Antwort von Doktor Sex

Liebe Desirée

Warum dein Partner Pornos schaut, weiß ich nicht. Am besten fragst du ihn das selber. Ich vermute, dass er es aus ähnlichen Gründen tut wie unzählige andere Männer auch: Etwa weil er sich langweilt und die Filme leicht verfügbar sind. Oder um sich abzulenken nach einem langen Arbeitstag. Vielleicht tut er es auch einfach zur Befeuerung seiner Phantasien, um sich aufzugeilen, oder weil er Lust hat auf etwas Abwechslung und einen Ausflug in virtuelle Sexwelten. Was mir ziemlich sicher scheint, ist, dass sein Verhalten nicht direkt mit dir etwas zu tun hat. Bedenke, dass dein Mann auch Pornos schauen kann, obwohl ihn der reale Sex mit dir erfüllt und befriedigt.

Häufig geht in Beziehungen verloren, dass Menschen vielfältige Bedürfnisse haben, die nicht alle vom selben Partner befriedigt werden können. Dies fällt mir immer wieder auch in Paarberatungen in meiner Praxis auf. Für die meisten Menschen, die mit einem Seitensprung oder dem Pornokonsum des Partners oder der Partnerin konfrontiert werden, ist das Verhalten Ausdruck von Unzufriedenheit oder Mängeln in der Beziehung. Immer wieder stellt sich jedoch heraus, dass dies nicht so ist. Häufig führt die Erkenntnis, dass der Mensch, der einem am nächsten ist und den man zu kennen glaubt, individuelle Freiheiten beansprucht, zu einer Beziehungskrise. Manche Paare scheitern daran und trennen sich. Andere jedoch nutzen diese, um die eigenen Wertvorstellungen zu hinterfragen und die Partnerschaft auf ein neues Fundament zu stellen.

Mir scheint, dass auch bei euch die Auseinandersetzung mit der Frage "Wie viel Freiheit brauche ich in der Beziehung?" ansteht. Umso mehr noch, da ihr bald Eltern werdet. Der Wechsel von der Zweierkiste zur Familie wird die Zahl der Herausforderungen erhöhen und die Aufgaben komplexer werden lassen. Da dein Selbstwertgefühl durch die ganze Sache ziemlich angeknackst zu sein scheint, rate ich euch zu ein paar klärenden Sitzungen mit einer Fachperson. So werdet ihr im Sommer unbelastet von alten Geschichten eure neue Aufgabe als Eltern in Angriff nehmen können. Viel Glück!

Deine Frage an Doktor Sex: [email protected] (wer)