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"Wir haben zwei Meter Schnee, die Gäste sind in Angst"

Nach der Lawinentragödie in Italien, bei der ein ganzes Hotel verschüttet wurde und mindestens elf Menschen starben, wird nun ermittelt.

Heute Redaktion
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18. Jänner: Am Gran-Sasso-Massiv in den Abruzzen in Mittelitalien wurde ein dreistöckiges Hotel von einer Horror-Lawine verschüttet. 29 Menschen starben, die Rettungsaktion wurde durch enorme Schneemassen stark behindert.
18. Jänner: Am Gran-Sasso-Massiv in den Abruzzen in Mittelitalien wurde ein dreistöckiges Hotel von einer Horror-Lawine verschüttet. 29 Menschen starben, die Rettungsaktion wurde durch enorme Schneemassen stark behindert.
Bild: picturedesk.com

Wie nun bekannt wurde, hatte der Hoteldirektor noch am Tag des Unglücks eine E-Mail an die Behörden geschickt und dringend um Evakuierung gebeten. Die Gemeinde leitete den Hilferuf weiter, doch die Behörden ignorierten ihn. Noch am selben Tag ging die Lawine nieder.

Das Hotel Rigopiano in Pescara wurde am frühen Abend des 18. Jänner von einer riesigen Lawine verschüttet. Mindestens elf Menschen starben, Dutzende sind noch vermisst. Noch am frühen Nachmittag schickten die Hotelbetreiber einen Hilferuf per E-Mail an die Behörden und baten um die Evakuierung des Hotels. Doch dieser wurde ignoriert.

Die Nachricht beginnt mit den Worten: "Angesichts der jüngsten Ereignisse ist die Situation besorgniserregend geworden." Gegen 14 Uhr am vergangenen Mittwoch schickte der Hotelchef Bruno di Tommaso die Mail an die örtliche Polizei, den Bürgermeister, die Präfektur sowie an die Provinzbehörden.

Er unterrichtet die Behörden, dass der Schnee inzwischen zwei Meter Schnee hoch liegt. Abgesehen vom Personal seien zwölf Zimmer belegt. "Wir haben noch genug Treibstoff um die Generatoren noch bis morgen zu betreiben", schreibt Di Tommaso in Mail. Die Telefone seien allerdings inzwischen außer Betrieb.

"Gäste wollen im Freien übernachten"

"Die Gäste sind in Angst vor den Erdbeben und haben sich entschlossen, im Freien zu campieren", schildert der Hoteldirektor die dramatische Situation. "Wir haben versucht, sie zu beruhigen, aber angesichts der blockierten Straßen sind sie entschlossen, die Nacht in den Autos zu verbringen." Die Hotelmitarbeiter hätten den Zufahrtsweg bis zur Staatsstraße freischaufeln können, für mehr fehlten den Eingeschlossenen de Mittel.

"Wohl wissend um die allgemeinen Schwierigkeiten, bitten wir dennoch um eine Intervention Ihrerseits", schreibt der Direktor gefasst. Er beendet das Mail mit: "Wir verbleiben in Erwartung Ihrer Antwort." Doch die Antwort sollte nicht kommen. Gemeinde und Polizei hätten die Nachricht sofort an die oberste Verwaltung weitergeleitet, die die Hilfsmaßnahmen koordinierte. Doch dort ignorierte man den Hilferuf.

Man habe sich mit dem Hotel in Verbindung gesetzt, die den Hilferuf dementiert hätten, hieß es auf höchster Ebene. "Das ist eine Zeitungsente", so die Antwort an die lokalen Behörden. Dreieinhalb Stunden später - gegen 17.30 Uhr - wurde das Hotel von rund 120 Tonnen Schnee verschüttet. Nun laufen Ermittlungen.

(red)