Österreich

"Wir leben in einer Albtraum-Wohnung"

Heute Redaktion
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Ein Umbau in einem Gemeindebau in Simmering sorgt bei Mietern für Ärger – und für feuchte Flecken im Schlafzimmer. Durch die Baustelle am Dach läuft Wasser in die Wohnungen.

Schon die Oma hat im "Salvador Allende-Hof" an der Simmeringer Hauptstraße gelebt. Vor einigen Jahren zog die Großmutter in ein Haus mit Lift, das Enkerl übernahm die relativ schmucke Gemeindewohnung mit 75 Quadratmetern. Nachwuchs hatte sich eingestellt, das Ehepaar Eva und Günther T. freute sich auf ein nettes Familienleben. Weit gefehlt.

Denn seit Juli 2018 wird der Komplex aus den 1950er-Jahren umfassend renoviert. Neben Liftzubauten und Dämmungen sollten auch Dachwohnungen errichtet werden. Damit begann eine ganze Serie von dramatischen Beeinträchtigungen:

– Durch den Abbau des Daches drang so viel Wasser in die darunter liegende Wohnung, dass sich an allen Ecken Schimmel bildete. Sohn Florian (5) war fast ständig durch eine Bronchitis beeinträchtigt. "Wiener Wohnen" meinte, man müsse eben besser lüften.

– Just in der kalten Jahreszeit – nämlich von Oktober 2018 bis März 2019 – wurden im gesamten Stiegenhaus Fenster und Haustor entfernt. Die Wohnung war kaum mehr zu heizen. Eva T.: "Ich fürchte mich jetzt schon vor der Heizkostenabrechnung im kommenden Juni. Unsere Wohnung ist derzeit ein Albtraum."

– Weil im Stiegenhaus durchgebrochen wurde, konnte man das Haus nur über eine im Freien angebaute Notstiege aus Stahl verlassen. Günther T.: "Bei jedem Wetter mit einem kleinen Buben – auch nicht lustig!"

– Für die neue Wohnung im Dachgeschoß musste in der Toilette der Familie das Fallrohr nach oben verlängert werden. Dabei entstand bei Stemmarbeiten ein Loch, dass wochenlang nur mit einem Plastiksack "abgedichtet" war.

– Auch im Bad kam es neben Schimmelbefall zu einer Stemmöffnung an der Wand, die hinter der Waschmaschine erst nach Wochen entdeckt wurde. Zitat des gepeinigten Paares: „Wir habe den ganze Winter über für A**** und F**** geheizt."

Auf "Heute"-Anfrage zeigt "Wiener Wohnen" Verständnis für den Unmut der Mieter, betont aber, dass der Vorzeige-Bau aus den 60er-Jahren nach dem Umbau ein "Schmuckkästchen" sein werde. Der Jungfamilie wird eine Mietzinsminderung zugesagt, die bereits im Jänner dieses Jahres eingebracht wurde.

Das Bauende ist für Ende 2019 angekündigt. Viele Mieter sind dazu aber skeptisch. Zumal es immer wieder vorkommt, dass einen ganzen Monat auf der Baustelle gar nicht gearbeitet wird. Familie T. dazu: "Das Management dieses Projekts mit den vielen Baufirmen ist ganz offenbar nicht perfekt abgestimmt." (W. Pohl)