Österreich

"Wir sind sicher nicht 450 Hooligans"

Heute Redaktion
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Bild: Linzer Blauhelme

Der Tränengas-Einsatz der Polizei gegen Fans von Blau Weiß Linz beim Derby gegen den LASK sorgt weiter für Wirbel. Mehr als 100 Fotos und zahlreiche Videos wurden gesammelt. Sie sollen beweisen, dass der Einsatz der Polizei überzogen war.

gegen Fans von Blau Weiß Linz beim Derby gegen den LASK  sorgt weiter für Wirbel. Mehr als 100 Fotos und zahlreiche Videos wurden gesammelt. Sie sollen beweisen, dass der Einsatz der Polizei überzogen war.
25 Verletzte, darunter sogar ein achtjähriger Bub, mussten nach dem Tränengaseinsatz in der Halbzeit des Fußballspiels verarztet werden.  "Wir haben im Vorfeld bei Besprechungen die Polizei noch darauf hingewiesen, dass ein Tränengaseinsatz sehr gefährlich sei", sagt Manuel Wellmann von der Fanvereinigung "Stahlstadt Kollektiv".

Der Grund: Weil der Fan-Käfig ein Dach und eine Plexiglas-Wand (statt eines Netzes) hat, kann sich das Gas nicht verteilen. "Die Verletzten durften dann nicht einmal raus. Ich musste 15 Minuten mit der Einsatzleitung verhandeln. Dann durften sie hinaus. Aber nur einzeln", so Wellmann.

Der Blau-Weiß-Fan ist seit 20 Jahren mit dabei. "Aber so etwas habe ich in der Form noch nie erlebt", sagt er. "Natürlich haben wir 10 bis 15 Wahnsinnige, das wollen wir gar nicht schönreden. Aber hier hat es völlig unbeteiligte Fans getroffen", kritisiert Wellmann.

Kein Statement der Polizei

Gegenüber "Heute" wollte sich die Polizei übrigens nicht äußern. Sehr wohl aber in "Life Radio". Man sehe den Klagen gelassen entgegen. Es habe verletzte Beamte gegeben. Die, die sich aufregen seien "Hooligans und deren Sympathisanten", so ein Sprecher.

"Unsinn. Da waren 450 Menschen in dem Käfig. Waren das alles Hooligans?" ärgert sich Wellmann. Betroffene Fans waren übrigens unter anderen der Ex-Sportchef von Blau Weiß David Wimleitner (der aufgrund des Tränengas-Einsatzes aussah wie ein Schwergewichts-Boxer nach einem harten Kampf, siehe Foto unten), die designierte Landesgeschäftsführerin der SPOÖ Bettina Stadlbauer, Alex Stelzer von der Buchhandlung "Alex" in Linz – also eher nicht die klassischen Hooligans.

Wahr ist allerdings, und das streitet Fan-Beauftragter Wellmann gar nicht ab, dass es vor dem Spiel Ausschreitungen gab. "Davon distanzieren wird uns auch klar und deutlich." Aber, das war, wie gesagt, VOR dem Spiel – und der Tränengas-Einsatz war in der Halbzeitpause. Beides stand also in keinerlei zeitlichem Zusammenhang.

Übrigens: Der von den Blau-Weiß-Fans beauftragte Anwalt Manfred Arthofer sichtet gerade das Bild- und Video-Material. "Aber an sich ist klar: Das Waffengebrauchsgesetz gilt auch für die Polizei und der Vorfall auf der Tribüne war lang nach den Ausschreitungen", sagt er.

Das "Stahlstadt Kollektiv" will auf jeden Fall Beschwerde bei der Bundesliga und im Innenminsterium einlegen.