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"Wir überlebten, weil wir frühstücken waren"

Heute Redaktion
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Bild: Reuters

Am 26. Dezember 2004 riss ein Tsunami an den Küsten Südostasiens 230.00 Menschen in den Tod - Irene und Josef H. überlebten. Ein Kipferl und ein heißer Kaffee retteten Irene und Josef das Leben: Es ist der zweite Weihnachtsfeiertag, 9 Uhr in der Früh, als die Wienerin (55) mit ihrem Mann Josef auf Lohifushi (Malediven) zum Frühstück geht.

Am 26. Dezember 2004 riss ein Tsunami an den Küsten Südostasiens 230.00 Menschen in den Tod – Irene und Josef H. überlebten. Ein Kipferl und ein heißer Kaffee retteten Irene und Josef das Leben: Es ist der zweite Weihnachtsfeiertag, 9 Uhr in der Früh, als die Wienerin (55) mit ihrem Mann Josef auf Lohifushi (Malediven) zum Frühstück geht.

Zeitgleich wird die Ferienanlage (52 Bungalows) von der ersten Flutwelle erfasst. Ihr Glück: Der Speisesaal liegt erhöht, wird von der Welle verschont. "Als wir zu unserem Haus kamen, war Chaos, alles stand unter Wasser, unsere Koffer schwammen herum. Es herrschte gespenstische Stille, dann rollte die nächste Welle an", sagt Irene H.. Das Ehepaar rennt bei der Hintertür des Bungalows hinaus, sucht Schutz hinter der Freiluftdusche: "Ich sah, wie sich die vier Meter hohe Wasserwand im Meer aufbaute, dann schwappte die zweite Welle über uns hinweg. Wir hielten uns panisch an einem Rohr fest, schafften es, nicht mitgerissen zu werden."

Geschockt, aber am Leben retten sich Irene und Josef in den Speisesaal. Noch weiß das Ehepaar nicht, das es sich um einen Tsunami handelte, der 230.000 Menschen das Leben kostet. Erst am Abend, als im Speisesaal Nachrichten übertragen werden, sehen sie das Ausmaß der Tragödie: "Josef und ich sahen uns schweigend an, wussten: Jetzt sind wir nur knapp dem Tod entkommen." Erst Stunden nach der Flutwelle gelingt es den Wienern, Kontakt zu ihrer Familie aufzunehmen, die in Wien um ihr Leben bangte: "Ich rief meine Schwester an, als sie meine Stimme hörte, hat sie nur geschrien."

Trotz Warnungen vor weiteren Flutwellen sind die Wiener auf der Insel gefangen: "Reisegesellschaften schickten zwar Rettungsboote, diese holten aber nur eigene Urlauber. Die Schiffe fuhren halb leer ab, ließen uns zurück". Erst nach 7 Tagen kann das Paar nach Hause fliegen. Zurück in Wien "überrollte" die Todeswelle Irene noch viele Nächte: "Ich hatte Monate Albträume – jedes Mal, wenn ich die Augen zumachte, sah ich die Welle. Heute sind wir unendlich dankbar, überlebt zu haben, feiern den 26. 12. als unseren Geburtstag und legen, so oft wir können, am Jahrestag der Tragödie einen Blumenstrauß am Meer nieder – für die vielen Toten, die das Drama nicht überlebt haben."