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"Wonder Wheel": Am Ende ist alles beim Alten

Woody Allens buntes Beziehungsdrama rund um den Vergnügungspark auf Coney Island in den 5oer Jahren besticht hauptsächlich durch schöne Bilder.

Heute Redaktion
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Coney Island Mitte der 50er-Jahre: Altmeister Woody Allen (82) entführt in seinem neuesten und mittlerweile 48. Regiewerk in ein tristes Beziehungs-Kammerspiel inmitten eines knallbunten Vergnügungsparks.

Starke Frauenrollen

"Wonder Wheel" ist ein höchst melodramatisches Familien-

und Beziehungsdrama mit starken Frauenrollen und überraschend wenig Spannungsmomenten. Kate Winslet geht darin als frustrierte Ehefrau Ginny durch die persönliche Hölle.

Migränegeplagt im lauten Vergnügungspark

Als gescheiterte Schauspielerin geht sie verhärmt und von täglicher Migräne geplagt ihrer eintönigen Arbeit als Kellnerin nach. Richi, der Sohn aus erster Ehe ist ein zündelnder Cineast, der lieber im Kino sitzt, als die Schulbank zu drücken (großartig: Jack Gore!). Der Ehemann Humpty (Jim Belushi), alles andere als ein Romantiker. Er leitet das Karussell des Vergnügungsparks und ist umgänglich, solange man ihm keinen Alkohol gibt.

Katastrophe ist vorhersehbar

Als dann auch noch Humptys Tochter auftaucht, um sich vor ihrem Gangster-Ehemann zu verstecken, ist das Drama perfekt. Kein Wunder also, dass Ginny sich auf ein romantisches Abenteuer mit dem um Jahre jüngeren Rettungsschwimmer Mickey (Justin Timberlake) einlässt. Die Katastrophe scheint von Anfang an vorprogrammiert.

Knallbuntes Kammerspiel

Dennoch schafft es der Film nicht, denn anfänglichen Spannungsaufbau zu halten. Man erwartet eine irrwitzige Gangsterkomödie und bekommt ein bildgewaltiges, knallbutes Beziehungskammerspiel, in dem vor allem die weiblichen Rollen hervorstechen. Jim Belushi spielt den besorgten Vater durchaus gediegen, Justin Timberlake den charmanten Vintage-Baywatch-Beau leider ohne Ecken und Kanten.

Zündelnde Momente

Gerade ihm, dem verklärten Romantiker, fehlen in den entscheidenden Momenten die passenden Emotionen. Für die einzigen Lacher im Film sorgt Ginnys Sohn aus erster Ehe, der schon beinahe krankhaft Feuer legen muss, um den Alltag abseits der Kinoleinwand halbwegs zu ertragen.

Die Anspannung ist ansteckend

Und während sich Kate Winslet eifersuchtsgeplagt die Seele aus dem Leib spielt und derart unter Strom steht, dass man selber angespannt an den Nägeln zu kauen beginnt, möchte man eigentlich mehr von der bezaubernden Augenweide Carolina (Juno Temple) sehen. Klar, dass sich Mickey in die schöne Stieftochter seiner Affäre verliebt. Klar, dass die Vergangenheit Carolina irgendwann einholen muss. Und klar auch, dass Ginny ihre Konkurrentin ins offene Messer laufen lässt.

Zeitreise ohne viel Spannung

Letztendlich bleibt alles beim Alten und man fragt sich, ob man den Film nicht hätte spannender inszenieren können. So schön die Bilder auch sein mögen und so sehr man sich auch in Kate Winslets Charakter hineinversetzen kann, so sehr schwächelt doch der Plot. Vielleicht funktioniert die Story besser am Theater. Eine romantische Zeitreise an die idyllische Atlantikküste der 50er-Jahre ist es aber allemal.

Ab 12. Jänner in den heimischen Kinos.