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Kraxelbaum weg: Kinder schrieben Brief an Luger

Heute Redaktion
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Der Ort der zu vielen Konflikten unter den Mietern führt: Der Garten samt Spielplatz in der GWG-Siedlung in der Teistlergutstraße in Urfahr.
Der Ort der zu vielen Konflikten unter den Mietern führt: Der Garten samt Spielplatz in der GWG-Siedlung in der Teistlergutstraße in Urfahr.
Bild: privat

Enttäuschte Kinderherzen in einer Wohnanlage in Urfahr. Erst wurde ihr Kraxelbaum umgeschnitten, nun will man ihnen auch das Radfahren und Spielen verbieten.

Es ist ein Facebook-Posting, das aktuell im Netz für rege Diskussionen sorgt und vielfach geteilt wurde. Ein Hausbewohner in Urfahr schreibt am Montag:

"Kinderfreundliche GWG , nur weil sich Nachbarn gestört fühlten wurde ein Zaun errichtet damit die Kinder nicht mehr mit ihren Rädern ums Haus fahren können. Der Kinderspielplatz liegt dafür in der prallen Sonne weil die GWG einen schattenspendenden Baum umschneiden hat lassen. Auch Tischtennis dürfen die Kinder nicht mehr spielen, weil sich einige Leute durch das Ping Pong gestört fühlten. Soviel zur Kinderfreundlichkeit der GWG", ärgert sich der Mieter.

Dazu stellte er ein Foto online. Darauf zu sehen: Der Gartenbereich vor der betroffenen Wohnsiedlung (in der Teistlergutstraße) mit Spielgerüst (!), eine zugeklappte Tischtennisplatte und ein Holzgeländer. Alles wirkt sehr aufgeräumt und fast schon ein wenig verwaist, von Kindern fehlt jede Spur. Was ist in der Karlhofsiedlung los und was vor allem ist dran an den Vorwürfen gegenüber der GWG? "Heute" fragte nach.

Tischtennis spielen zu laut

"Vor etwa vier Wochen soll bei der GWG eine Beschwerde eingegangen sein, dass die Kinder beim Spielen im Garten zu laut seien. Sie sollen nicht mehr mit dem Rad und Roller herumfahren. Auch das Tischtennis spielen stört und geht Nachbarn auf die Nerven", sagt Frau E. gegenüber "Heute". Sie möchte ihren beiden Kindern (8 und 10) zu Liebe nicht genannt werden.



Seit etwa einer Woche gibt es nun auch einen Holzzaun. Er wurde in einer "Nacht und Nebel-Aktion" angebracht, damit die Kinder mit den Rädern nicht mehr durch die Wiese die Böschung hinauffahren. Nachbarn meldeten, dass die Kinder (es kommen auch Kinder der anderen Wohnblöcke zum Spielen) die Wiese zerstört hätten, so E. Von "Sachbeschädigung" war die Rede.

Nach Baumumholzung kam Zaun

"Als mein Sohn den Zaun gesehen hat, sagte er, er wolle hier nicht mehr wohnen und umziehen. Erst wurde der Baum am Spielplatz umgeschnitten, dann das", so E. im Gespräch mit "Heute".

Der umgeschnittene Baum war der Kletterbaum der Kinder. Als dieser weg war, waren die Kids darüber so enttäuscht, dass sie sogar einen Brief an Bürgermeister Klaus Luger schrieben. Dafür gingen sie extra durch die Siedlung, um auch Nachbarn unterzeichnen zu lassen, erzählt E.

"Die Kinder spielen meist am späten Nachmittag, nach der Schule, am Spielplatz – der übrigens als Ort zum Spielen für die Kinder von drei Hausanlagen vorgesehen ist. Manchmal kommen auch Schulfreunde hinzu und andere Nachbarskinder. Dass es da naturgemäß zeitweise etwas laut werden kann liegt auf der Hand", sagt sie.

Allerdings waren die Nachbarn mit ihrer Lärm-Beschwerde nie zu ihr gekommen, hatten nie ein klärendes Gespräch gesucht. Die hauptsächlich älteren Hausbewohner habe sich immer nur an die GWG gewandt bzw. den Kindern selbst gesagt, dass sie im Garten nicht spielen sollen, zeigt sich E. enttäuscht.

GWG um Vermittlung bemüht

Und was sagt die GWG dazu?

Seitens der Wohnungsgenossenschaft ist man um ein friedliches Miteinander bemüht. Man rege die Hausverwaltung an Meinungsverschiedenheiten zu klären, tue alles um zwischen Mietern zu vermitteln. Leider fehle wie in vielen Fällen aber auch in der Teistlergutstraße bei manchen Mietern das Verständnis und die Toleranz gegenüber Familien mit Kindern. Die GWG bekenne sich aber zu einer "kinderfreundlichen Hausordnung". "Es ist ja auch gut so, dass die Kinder draußen zum Spielen zusammenkommen", so Wolfgang Pfeil, Geschäftsführer der GWG, zu "Heute".

Was den Baum betrifft: Dieser musste laut GWG umgeschnitten werden, weil er krank war und die Mieter vor abbrechenden Ästen geschützt werden müssen.

An seiner Stelle soll nun ein Sonnensegel hinkommen, um die Kinder vor der prallen Sonne zu schützen. Auch das Holzgeländer wurde aus Sicherheitsgründen und als eine Art Begrenzung angebracht. Dort wurden zusätzlich Sträucher gepflanzt. (cru)