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1.700 Polizisten gegen 19 Besetzer - 31 Anzeigen

Heute Redaktion
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Die besetzte "Pizzeria Anarchia" in Wien-Leopoldstadt ist geräumt. Der Polizeieinsatz zog sich vom Vormittag bis in die Abendstunden. Die Exekutive, die mit Räumpanzer und einem Riesenaufgebot an Beamten im Einsatz war, gelang es letztlich, alle 19 Besetzer aus dem dreistöckigen Haus zu holen. Zuvor waren bereits vor dem Haus rund ein Dutzend Besetzer festgenommen worden.

ist geräumt. Der Polizeieinsatz zog sich vom Vormittag bis in die Abendstunden. Die Exekutive, die mit Räumpanzer und einem Riesenaufgebot an Beamten im Einsatz war, gelang es letztlich, alle 19 Besetzer aus dem dreistöckigen Haus zu holen. Zuvor waren bereits vor dem Haus rund ein Dutzend Besetzer festgenommen worden.

Die Vorbereitungen für die gerichtlich angeordnete Räumung des von den Aktivisten verbarrikadierten Hauses liefen bereits zeitig in der Früh an. Ab 5.00 Uhr errichtete die Polizei eine Platzsperre, der Einsatz der insgesamt gut 1.700 Polizisten - unter denen auch Sondereinheiten wie die WEGA waren - begann kurz vor 10.00 Uhr.

Bevor sich die Polizei an die Räumung des besetzten Gebäudes machen konnte, galt es zunächst Barrikaden vor dem Haus zu überwinden. Vor allem die anscheinend in tagelanger Arbeit angefertigten Barrikaden der Aktivisten, darunter verschweißte Stahltüren und Dutzende Kubikmeter Sperrmüll, stellten die Einsatzkräfte vor Probleme. Dabei wurden bereits zwölf Sympathisanten vor dem Haus festgenommen. Schließlich drangen die Beamten ins Innere des Hauses vor, das von den Besetzern zuvor verbarrikadiert worden war.

Gegen 20.30 Uhr erklärte die Polizei die Hausbesetzung schließlich für beendet. Zuletzt wurden weitere 16 Personen - zwölf Männer und vier Frauen - aus dem Gebäude geholt. Damit stieg die Zahl der Besetzer, die das Haus verlassen mussten, auf insgesamt 19. Sie werden nach Angaben der Polizei wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt und versuchter schwerer Körperverletzung angezeigt.

Besetzer pinkelten auf Polizei

Die Aktivisten im Haus bewarfen Beamte mit Wurfgeschoßen und pinkelten vom dritten Stock aus auf die Polizei, die mit 1.700 Beamten vor Ort im Einsatz ist. Die Einsatzkräfte rückten unter anderem mit einem Räumpanzer vor, um an den errichteten Barrikaden vorbeizukommen.

Zum Abtransport des Sperrmülls, mit dem die Besetzer offenbar seit Tagen den Eingangs- und Stiegenbereich des Hauses versperrt hatten, wurde ein Spezialtrupp der MA 48 abgestellt. Vorläufig wurden rund 70 Kubikmeter Müll und 18 Kubikmeter Eisen weggeschafft, hieß es.

Besetzer pinkelten auf Polizei

Die Aktivisten "begrüßten" die Polizisten mit Flaschen, Eiern, Fäkalien, Urinbeuteln und Buttersäure. Unterdessen versuchten Einsatzkräfte, über das Nebenhaus bzw. den Innenhof Zutritt zur Pizzeria Anarchia zu erlangen. Die Vordertür war zugeschweißt, die Hintertür zubetoniert.

Während die Polizei versuchte, die Tür aufzubrechen, machten sich die Besetzer lautstark bemerkbar. Rufe wie "Die Häuser denen, die sie bewohnen" und "Ganz Wien hasst die Kieberei" waren zu hören.

Im Vorfeld hatte es geheißen, dass die Hausbesetzer aus der linken Szene "Hilfe" aus Deutschland bekommen: 300 Anarchos seien extra angereist, um sich mit den Punks der Räumung zu widersetzen. Letztlich waren es nur 19 Besetzer, die die Polizei aus dem Gebäude holte.

Polizei "belieferte" Hausbesetzer

Die Aktivisten verbarrikadierten die Gasse in den frühen Morgenstunden in beide Richtungen mit Sperrmüll, Sofas und anderen Gegenständen. Die Polizei hat die Besetzer irrtümlicherweise mit Material beliefert. Bereits kurz nach 5 Uhr hatte ein Polizei-Lkw in der Fugbachgasse eine Ladung Tretgitter abgeladen. Diese hatten sich kurze Zeit später die Aktivisten besorgt und damit die Mühlfeldgasse in Richtung Heinestraße gesperrt. Polizeisprecher Roman Hahslinger sprach von einem "logistischen Fehler".

In der Nähe des Hauses haben sich zahlreiche Einsatzwagen der Polizei versammelt, um für den Fall der Fälle gerüstet zu sein. Mehr als 100 Beamte sind im Einsatz. Um 6.23 Uhr verhängte die Polizei ein Platzverbot.

Grünen-Kritk: "Überbordender Polizeieinsatz"

Die Wiener Grünen kritisieren den "überbordenden Polizeieinsatz". "Der Polizeieinsatz steht aus meiner Sicht in keinem Verhältnis zum Anlass. Hunderte PolizistInnen, ein Panzerwagen, Wasserwerfer, großräumige Absperrungen und Platzverbote verunsichern die lokale Bevölkerung. Dabei wäre Deeskalation angebracht", kritisierte Landessprecher Georg Prack.

Paul Hefelle, ÖVP-Bezirksrat in der Leopoldstadt, stellte sich indes hinter die Polizei. Man könne diese nicht zum Sündenbock stempeln. Auch wenn der jetzige Eigentümer das betreffende Haus als Spekulationsobjekt erworben haben sollte, hätten sich die Aktivisten auf den Deal eingelassen. Nun hätten die Besitzer die Räumung vor Gericht durchgefochten und damit sei diese rechtskräftig.

Seite 2: Wieso sich die Hausbesitzer die Punks selbst ins Haus holten!

Rechtskräftiges Urteil zur Räumung

Hintergrund des Polizeieinsatzes ist ein rechtskräftiges Urteil des Bezirksgerichts Leopoldstadt über die Räumung des Hauses Mühlfeldgasse 12. Die Eigentümer des Hauses hatten den Punks vor drei Jahren einen auf sechs Monate befristeten Vertrag angeboten, die Punks ließen sich darauf in dem Haus nieder.

Offenbar sollten mit den neuen Bewohnern die alten Mieter zum Auszug animiert werden, mit der Solidarität von alten und neuen Mietern wurde aber nicht gerechnet.

Die Punks hatten auch die Pizzeria Anarchia im Erdgeschoß des Hauses gegründet. Eine im April 2013 vom Gericht festgestellte Räumung ist nach der Ablehnung einer Berufung seit Jänner 2014 rechtskräftig.