Wien

113 Millionen Euro  gegen Fachkräftemangel in Wien

Mit gezielten Förderungen will die Stadt gegen den Mangel an Fachkräften angehen. Heuer sollen davon 39.000 Wiener und 1.100 Unternehmen profitieren.

Louis Kraft
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Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke (SP).
Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke (SP).
Sabine Hertel

Der Wiener Arbeitsmarkt erholt sich zunehmend von der Coronakrise, doch der Fachkräftemangel bleibt. Im Haus des Meeres (Wien-Mariahilf) stellten Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke (SP) und der Geschäftsführer des Wiener ArbeitnehmerInnenförderungsfonds waff, Fritzl Meißl heute, Montag, die Strategien der Stadt zur Behebung des Mangels vor. 

Arbeitsmarkt erholt sich von Coronakrise

Die aktuellen Arbeitsmarktdaten zeigen, dass sich Wien zunehmend von der Krise erholt. Die Beschäftigung hat wieder ordentlich zugelegt: Im Dezember 2021 waren in Wien 870.741 Personen beschäftigt, um 12.345 bzw. 1,4 Prozent mehr als noch vor der Pandemie. Gleichzeitig lag die Arbeitslosigkeit im Jänner noch über dem Vorkrisenniveau. 154.986 Personen waren in Wien arbeitslos oder in Schulungen, das sind 3.613 mehr als im Jänner 2020. Dennoch ist der Ausblick der Wirtschaftsforscher für 2022 äußerst positiv. Sie gehen von einem starken Wirtschaftswachstum von 5,2 Prozent (WIFO) bzw. 4,2 Prozent (IHS) aus, abhängig vom weiteren Pandemieverlauf und den gesetzten Maßnahmen.

Hotels und Gastro fehlen Mitarbeiter

Hauptverantwortlich für diese Steigerung bei den Beschäftigten sind laut Stadt die Branchen Gesundheits- und Sozialwesen (+6.779), die Erbringung von freiberuflichen wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen (+5.652) sowie Information und Kommunikation (+ 4.204). Weniger rosig sind die Aussichten jedoch in anderen Branchen: In Wien stehen vor allem die Hotellerie und Gastronomie weiter unter dem Eindruck der Pandemie. Allein in dieser Branche gibt es jetzt 7.318 Beschäftigte weniger als vor der der Krise.

Hoher Fachkräftemangel in IT und Pflege

Besonders drastisch ist der Personalmangel aber bei den Fachkräften. Nicht erst seit Beginn der Corona-Pandemie wird es in manchen Branchen immer schwieriger, ausreichend qualifizierte Mitarbeiter zu finden. Darunter fallen unter anderem der IT-  oder der Pflegebereich.

Daher schnürt die Stadt nun ein Förderpaket in Höhe von 113 Millionen Euro, um Wiener als Fachkräfte auszubilden. Zentrales Element ist dabei der waff, der kostenlose Beratung anbietet und die Aus- und Weiterbildung finanziell unterstützt. Dabei stehen gerade Wiener ohne Ausbildungsabschluss im Fokus, denn Weiterbildung und Qualifizierung schützten vor Arbeitslosigkeit. So sei die Arbeitslosenquote von Personen mit Lehrabschluss um rund 40 Prozent niedriger als jene von Pflichtschulabsolventen.

113 Millionen Euro stellt die Stadt heuer über den waff zur Verfügung. Der Großteil fließt in die Fachkräftesicherung (50 Mio.), dahinter folgen berufliche Weiterentwicklungschancen (41 Mio.), Arbeitsintegration (14 Mio.) und kommunale Arbeitsmarktpolitik (8 Mio.).
113 Millionen Euro stellt die Stadt heuer über den waff zur Verfügung. Der Großteil fließt in die Fachkräftesicherung (50 Mio.), dahinter folgen berufliche Weiterentwicklungschancen (41 Mio.), Arbeitsintegration (14 Mio.) und kommunale Arbeitsmarktpolitik (8 Mio.).
waff

"Der waff bietet auf individueller, betrieblicher und strategischer Hinsicht wesentliche Unterstützung für den Wiener Arbeitsmarkt. 113 Millionen Euro investieren wir in die Beratung und Förderung von rund 39.000 Wienerinnen und Wiener und über 1.100 Unternehmen. Damit tragen wir als Stadt auf persönlicher Ebene zu neuen beruflichen Möglichkeiten bei und sorgen für zusätzliche Fachkräfte etwa im Pflegebereich und der IT", erklärt Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke (SPÖ).

"Jobs plus Ausbildung" wird ausgebaut

Der waff erarbeitet derzeit mit den Sozialpartnern, dem AMS Wien und Abteilungen der Stadt Wien wesentliche Grundlagen der Fachkräftesicherung. Dabei soll eine Datenbasis geschaffen und Strategien und Maßnahmen zur Fachkräftesicherung evaluiert werden. Am Ende des Prozesses wird 2023 das "Fachkräftezentrum" für Wien stehen. Dabei handelt es sich um eine Art "Think Tank", der die Herausforderungen am Arbeitsmarkt frühzeitig erkennen und geeignete Maßnahmen entwickeln soll.

Daneben setzt der waff konkret auf die Qualifizierung von Mitarbeitern, etwa im Gesundheits- und Sozialbereich. So wird das, in Kooperation mit dem AMS Wien laufende Programm "Jobs PLUS Ausbildung" ab heuer auf 3.000 Teilnehmer erhöht. Dafür werden neue gewerbliche Kooperationen aufgebaut und bestehende Bereiche wie Pflege und Elementarpädagogik weiter ausgebaut.

"Wir werden heuer mit dem Ausbau unseres Programms 'Jobs PLUS Ausbildung' starten, die Förderung für das Einstellen von arbeitsuchenden Wienerinnen und Wienern über 50 Jahre weiterführen und die Basis für das Fachkräftezentrum legen. Das sind wesentliche Schritte, um Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu unterstützen, damit sie im Beruf weiterkommen", betont Meißl.

Unterstützung für Betriebe, die Lehrlinge ausbilden

Eine weitere Säule der Fachkräftesicherung ist die Unterstützung der Lehrausbildung. Hier bietet der waff Förderungen für Betriebe, die Lehrlinge einstellen, und gemeinsam mit dem AMS Wien auch die überbetriebliche Lehrausbildung an. Dank der Ausweitung der überbetrieblichen Lehrausbildung auf 3.540 Lehrlinge (+ 5,7 Prozent) sei die Gesamtzahl der Lehrlinge im Jänner 2021 auf 17.281 gestiegen und habe damit das Vorkrisenniveau um 1,7 Prozent überschritten.

50plus, Frauen in Technik und EPU als Schwerpunkte

Daneben setzt die Stadt Schwerpunkte auf die Gleichstellung von Frauen und Männern am Arbeitsmarkt, die Integration ausgrenzungsgefährdeter Jugendliche und Migranten und die Joboffensive 50plus. Diese wird heuer weiter ausgebaut. Das Programm ermöglicht Langzeitarbeitslosen über 50 Jahre die Rückkehr in eine Beschäftigung.

Unternehmen, die langzeitarbeitslose über 50-jährige Wiener einstellen, bekommen eine Förderung der Lohn- und Lohnnebenkosten. Das erste Halbjahr wird zur Gänze gefördert, das zweite zu zwei Drittel. Das Programm steht jetzt bis zu 3.000 Wiener zur Verfügung statt zuletzt bis zu 1.750. Gerade in der Zielgruppe der über 50-Jährigen bestehe für Unternehmen hohes Fachkräftepotenzial.

Eine neue Zielgruppe der waff-Förderungen sind Ein-Personen-Unternehmen (EPU). Sie werden seit dem Vorjahr mit bis zu 2.000 Euro für Weiterbildung zur Stärkung der unternehmerischen Kompetenzen unterstützt.

Um gezielt Frauen zu unterstützen, fördert der waff die Chancengleichheit von Frauen und Männern am Arbeitsmarkt und bietet etwa die Programme "FRECH – Frauen ergreifen Chancen" und "Karenz und Wiedereinstieg" an. Dabei werden Frauen mit Förderungen von bis zu 5.000 Euro unterstützt.

Digi-Winner stärkt digitale Kompetenzen

Die Weiterbildungsdatenbank liefert eine qualitätsgesicherte Übersicht zum Weiterbildungsangebot. Inhaltlich wird die Stärkung der digitalen Kompetenzen der Beschäftigten forciert, etwa mit dem gemeinsam mit der AK Wien umgesetzten Qualifizierungsprogramm "Digi-Winner".

Darüber hinaus ist der waff der größte Träger von Arbeitsstiftungen in Österreich. Arbeitsstiftungen bieten für Arbeitnehmer im Fall von Personalabbau oder Insolvenzen die Möglichkeit beruflicher Neuorientierung, Qualifizierung und Unterstützung bei der Arbeitssuche.

Fast Zweidrittel der Fördernehmer sind Frauen

Insgesamt sollen von dem 113 Millionen Euro-Förderpaket rund 39.000 Wienerinnen und Wiener und rund 1.100 Unternehmen profitieren. Alleine bei der Förderung beruflicher Entwicklungschancen seien es über 26.000 Wiener, davon über 16.000 Frauen, Das entspricht einem Anteil von rund 62 Prozent. Der waff unterstützt bei der Weiterbildung, damit persönliche Ziele wie beruflicher Aufstieg, höheres Gehalt, Arbeitsplatzsicherheit oder bessere Arbeitsbedingungen erreicht werden können. Dafür stehen heuer rund 40,7 Millionen Euro bereit. 

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