Ein türkischer Staatsbürger (56) musste sich gestern am Landesgericht Wiener Neustadt wegen Schlepperei verantworten. Er soll laut Staatsanwaltschaft die Durchreise bzw. Einreise von 115 Menschen, großteils Landsleute aus der Türkei, über Serbien und Ungarn und weiter nach Deutschland, Frankreich und in die Schweiz durchgeführt bzw. mitorganisiert haben.
"Verwandte aus der Türkei haben mich angerufen und gesagt, sie wollen nach Deutschland, da habe ich angeboten, dass ich helfen kann", so der Angeklagte ohne Arbeitserlaubnis vor Gericht.
Als sein Cousin aus der Türkei ihn gebeten hatte, zu helfen, um nach Deutschland zu kommen, holte er diesen vom Bahnhof ab. Weil dieser nicht alleine war, bot der hilfsbereite Angeklagte seine Unterkunft zur Übernachtung an. So entstand ein Geschäftsmodell – und es meldeten sich immer wieder Flüchtlinge bei ihm an.
Die Fahrten sollen von Februar 2021 bis Oktober 2023 durchgeführt worden sein. Dass die Menschen inzwischen über eine Schlepperorganisation bei ihm anklopften, war dem Mann bewusst. Er habe aber keinen Gewinn gemacht und kein Geld genommen. Er hatte nur Kontakt zu einer Person, mit der vereinbart worden war, dass er Spesen ("Hotelgebühr" von 30 bis 40 Euro) für die Übernachtungen erhält.
Der Angeklagte – er zeigte sich vor Gericht schuldig – sorgte für Essen und Trinken, bevor die Reise weiterging: "Ich habe wirklich geglaubt, ich habe geholfen", denn die Leute hätten sich in einem schrecklichen Zustand befunden.
Das Urteil: Drei Jahre und neun Monate Haft (nicht rechtskräftig).