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12,50 Meter in Passau: Das kommt jetzt zu uns!

Heute Redaktion
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Bild: Matthias Schrader (AP)

Zerborstene Auslagenscheiben, metertiefe Teiche in der Fußgängerzone - weite Teile der Passauer Alt- und Innenstadt versinken in den Fluten von Donau und Inn. Bewohner und Einsatzkräfte sind mit den Kräften am Ende und sehnen ein Ende des Rekordhochwassers herbei. Alles, was da durch Bayern fließt, schwimmt weiter Richtung Österreich!

Müde und erschöpft lehnt Günther Loibl an der Hauswand. Hilflos muss er mit ansehen, wie die Feuerwehr versucht, sein Lebenswerk zu retten. Seit Stunden bangt der 45-Jährige um seine Gaststätte in der Passauer Innenstadt - die Wassermassen von Donau und Inn sind unnachgiebig. Große Teile der Altstadt und der Fußgängerzone drohen in den Fluten der beiden Flüsse zu versinken.

12,50 Meter-Pegel der Donau

Zu Mittag erreichte der Pegelstand der Donau 12,50 Meter - der zweithöchste jemals gemessene Wert. Seit mehr als 500 Jahren stand das Wasser nicht mehr so hoch in Passau, zum Teil haben sich die Fluten der beiden Flüsse verbunden - von oben gleichen einige Gebiete der niederbayerischen Stadt einer Seenplatte.

"Toiletten und Kühlraum sind bereits überschwemmt, es fehlen nur noch wenige Zentimeter bis zum Schankraum", sagt der Wirt, der trotz seines breiten Kreuzes kraftlos wirkt. Ein armdicker Schlauch kommt aus dem Keller seines Lokals und schießt die Wassermassen mit einer riesigen Fontäne in die überflutete Innenstadt. Loibl hat sein Lokal in die Hände der Feuerwehr gelegt: "Was die leisten, ist brutal. Die versuchen jeden Zentimeter zu retten."

Schaufensterscheiben geben Druck nach

In vielen anderen Fällen sind die rund 600 Einsatzkräfte machtlos. "In der Nacht mussten wir an einem Geschäft abziehen, weil die Schaufensterscheibe unter dem Druck der Wassermassen zerborsten ist", sagt Gerhard Kaltenecker von der Feuerwehr Gaißa. Seit Sonntagvormittag ist er mit seinen Kameraden in Passau. "Wir fahren Schichtdienst, weil die Arbeit in der nassen Kälte sehr kräftezehrend ist." Nach ein paar Stunden Schlaf geht es wieder an die Arbeit.

Dieser ehrenamtliche Einsatz wird von den Betroffenen in Passau nicht nur mit Respekt honoriert. Die Anrainer bringen Tabletts mit frischem Kaffee und Keksen für die Helfer auf die Straße.

Flüsse zwicken die Stadt ein

Aber auch untereinander ist die Hilfsbereitschaft der hochwasser-erprobten Passauer groß. Seit Montagvormittag schleppt der Leiter des Jugendzentrums, Edmund Griegel, die Möbel vom benachbarten Kinderhort in seine noch trockenen Räume. "Bei so einer Katastrophe müssen wir zusammenhalten und uns gegenseitig helfen", sagt er und schnappt sich mehrere Stühle auf einmal. Auf dem Rückweg geht sein besorgter Blick Richtung Inn, der sich bedrohlich nähert.

Der Hort ist bei Normalwasser mehr als 100 Meter vom Inn entfernt, wird nun aber von dessen Fluten umspült. Die Leiterin Sabine Sterl ist dankbar für jede helfende Hand: "Eine solche Situation hatten wir noch nie, auch nicht beim Jahrhunderthochwasser 2002. Und es ist kein Ende in Sicht." Die fast 70 Kinder müssen zu Hause bleiben.

Andere Menschen flüchten aus der Alt- und Innenstadt. "Vor allem Studenten gehen in eine der drei Notunterkünfte", erläutert Stadtsprecher Herbert Zillinger. Die alteingesessenen Bewohner bleiben aber lieber zu Hause. "Sie werden mit Hilfe von Booten mit dem Nötigsten versorgt."

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