Österreich

12 Jahre für Ex, der neuen Freund niederstach

Heute Redaktion
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Bild: Sabine Hertel

Ein 42-jähriger Mann wollte die Scheidung von seiner Ehefrau nicht akzeptieren und sie mit Gewalt zurückgewinnen. Er stach ihren neuen Partner am 17. März 2014 nieder. Am Mittwochabend verurteilte ihn die Richterin wegen versuchten Mordes zu 12 Jahren Haft. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

Der Schuldspruch fiel mit 5:3 Stimmen äußerst knapp aus. Der neue Freund der Ex-Frau bekam ein Schmerzensgeld von 4.270 Euro zugesprochen. Verteidiger Andreas Reichenbach erbat Bedenkzeit, Staatsanwältin Martina Klein gab vorerst keine Erklärung ab.

Beim dritten Kontakt stach er zu

Der Mann plagte seine Exfrau mit telefonischen Morddrohungen und Tätlichkeiten. Die Situation eskalierte als die 34-Jährige einen neuen Freund fand. Am 17. März hatte der nun Verurteilte  zweimal Kontakt mit seiner Ex-Frau gehabt - zuerst persönlich in ihrer Wohnung der beiden gemeinsamen Kinder wegen, ein zweites Mal um 19.25 Uhr, als er ihr wieder einmal am Telefon mit dem Tod drohte -, läutete es um 23.20 Uhr Wien neuerlich an der Gegensprechanlage. Draußen vor der Tür wartete der 42-Jährige, wobei er ein Messer mit einer Klingenlänge von 14 Zentimeter in seiner Jacke versteckt hielt.

Wüste Beschimpfung und mit "abschlachten" gedroht

Weil sich auf die Frage, wer draußen sei, keiner meldete, ging der neue Freund der Frau schließlich nach unten, um nachzusehen. Kaum hatte der 27-Jährige die Haustür geöffnet, näherte sich der 42-Jährige und holte mit der rechten Hand aus, wobei er den Nebenbuhler wüst beschimpfte und ihm laut Anklage auch ankündigte, er werde ihn nun "abschlachten".

Opfer blieb im Stiegenhaus, damit Kinder Blut nicht sehen

Als der 27-Jährige die ersten Stiche spürte, gelang es ihm zunächst, den Ex-Mann seiner Freundin mit einem Fußtritt abzuwehren. Er versuchte zu flüchten, doch der Bewaffnete folgte ihm und versetzte ihm weitere Stiche. Nach sieben Treffern - sechs in die Brust, einen in den Oberschenkel - schaffte es der lebensgefährlich Verletzte zurück ins Haus. Wie er als Zeuge dem Schwurgericht (Vorsitz: Nina Steindl) erklärte, ging er nicht zurück in die in der Marinelligasse in Wien-Leopoldstadt gelegene Wohnung, sondern legte sich im Stiegenhaus hin: "Ich wollte nicht, dass mich die Kinder blutig sehen."

Ex-Mann zerfloss vor Selbstmitleid

Der Angeklagte, für den es um zehn bis 20 Jahre oder lebenslange Haft ging, zerfloss in seiner Einvernahme vor Selbstmitleid. Die Frau habe ihn seinerzeit "wie einen Hund aus der Wohnung rausgeworfen". Er sei "sehr enttäuscht" von ihr: "Ich liebe sie noch immer." Auf ihren neuen Partner sei er nur losgegangen, weil dieser ihn geschlagen habe, wimmerte der 42-Jährige: "Ich wollte nur, dass er aufhört, mich zu schlagen. Ich habe mich mit ganz leichten Stichen gewehrt."

Geschworene: "Jessas", als sie Stiche sah

Der 27-Jährige überlebte dank einer im Wiener AKH durchgeführten Notoperation. Mehrere Tage musste er auf der Intensivstation behandelt werden. "Jessas", stieß eine Geschworene halblaut hervor, als der Mann im Zeugenstand sein T-Shirt lüftete und dem Gericht seine Operationsnarben zeigte.