Die Firma "123 Shared Mobility" hat laut einer Aussendung des Landesgerichts Wiener Neustadt ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung beantragt. Den Gläubigern wird angeboten, innerhalb von zwei Jahren 20 Prozent ihrer Forderungen zurückzubekommen. Wie orf.at berichtet, hat das Unternehmen die IT-Infrastruktur und die Plattformtechnologie für Carsharing und Vermietung bereitgestellt. Die 419 Transporter, die in Österreich im Einsatz waren, wurden allerdings von einem Partner zur Verfügung gestellt.
Der Grund für die Insolvenz ist laut Unternehmen folgender: "Der exklusive Flottenpartner hat kurzfristig und ohne Vorwarnung vertragswidrig nahezu sämtliche Fahrzeuge aus dem System abgezogen, indem er diese systemisch und physisch deaktivierte. Damit wurde die Geschäftsgrundlage des Unternehmens in Österreich schlagartig verunmöglicht, da die Fahrzeug-Vermietung nicht mehr möglich war."
Spannend: Laut Creditreform sind rund 70 Gläubiger und "eine Vielzahl von Kunden", die auch Forderungen aus Kautionsrückzahlungsansprüchen haben, von der Insolvenz betroffen. Aktuell sollen fünf Dienstnehmer im Unternehmen beschäftigt sein. Die Passiva belaufen sich auf rund 4,7 Millionen Euro. "Der Großteil daraus ergibt sich aus Kautionsrückzahlungsansprüchen von Kunden", so der Gläubigerschutzverband.
Die Geschäftsführung der 123 Shared Mobility GmbH betont: "Wir arbeiten intensiv an einer Lösung für die Zukunft, da der Geschäftsbetrieb in Österreich aufgrund der jüngsten Ereignisse derzeit in der bisherigen Form so nicht weitergeführt werden kann."
Für die Märkte in Tschechien, der Slowakei und Ungarn gibt es laut Unternehmen Entwarnung. Dort läuft der Betrieb wie gewohnt weiter: "Diese ausländischen Märkte sind eigenständige Lizenznehmer und operieren daher uneingeschränkt weiter. Die Länder sind von den Entwicklungen in Österreich nicht berührt."
In den letzten Jahren haben sich bei der Arbeiterkammer viele Betroffene gemeldet. Ihnen wurden zum Beispiel Kautionen oder Vertragsstrafen wegen Geschwindigkeitsübertretungen oder Rauchen im Auto abgebucht. Die Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt ermittelt derzeit gegen den Geschäftsführer der 123 Shared Mobility GmbH wegen schweren gewerbsmäßigen Betrugs und Veruntreuung.