Niederösterreich

13 Kinderärztepraxen leer, Grünen NÖ kritisieren Mangel

In Niederösterreich sind 13 Kinderärztepraxen unbesetzt: Ein Fehlstand von 32 Prozent. Laut Grünen schweigt die zuständige SP-Landesrätin dazu.

Tanja Horaczek
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Der Mangel an Kinderärzten muss laut Grünen-Chefin Helga Krismer behoben werden.
Der Mangel an Kinderärzten muss laut Grünen-Chefin Helga Krismer behoben werden.
Getty Images

Dem politischen Mitbewerber zu gratulieren, wenn er die richtigen Forderungen stellt, ist in Österreich nicht selbstverständlich. Doch genau das tut Niederösterreichs Grünen-Landessprecherin Helga Krismer angesichts der Forderungen der NÖ-Sozialdemokraten, die Kinderbetreuung in Niederösterreich auf ein Niveau zu bringen, das Eltern – primär Frauen – Kinderbetreuung und Job unter einen Hut bringen lässt.

Blinder Fleck in NÖ

„SP-Chef Franz Schnabl hat vollkommen Recht, wenn er feststellt, dass das ,in Niederösterreich oft ganz schwierig’ ist“, erklärt Krismer, weist aber auf einen „blinden Fleck“ der Sozialdemokraten hin: „Schnabl und die SP lassen da einen ganz zentralen Aspekt komplett außen vor – obwohl der in Niederösterreich komplett im Argen liegt: Die Versorgung mit Kinderärzten.“

Helga Krismer
Helga Krismer
Bild: Daniel Schreiner

Agenden liegen in der Hand der SPÖ

Wirklich verwundert ist die Grünen-Chefin darüber nicht: „Gesundheitsagenden – also auch die Pädiatrie – liegen in Niederösterreich bei den Sozialdemokraten: Schnabls Parteifreundin Ulrike Königsberger-Ludwig ist als Gesundheitslandesrätin hier zuständig. Genauer: Wäre.“ Denn obwohl Ärztekammer und Gesundheitsexperten seit Jahren auf einen eklatanten Mangel an Kinderärzten in Niederösterreich hinweisen, ist „von Seiten der dafür zuständigen Landesrätin dazu kein Sterbenswörtchen zu hören. Geschweige denn Aktivität zu erkennen.“

Dramatischer Hilfeschrei

Wie dramatisch die Lage mittlerweile ist, wurde diese Woche – einmal mehr – durch den Hilfeschrei der Initiative „SOS Kinderarzt“ aufgezeigt: Laut österreichischer Ärztekammer sind in Niederösterreich derzeit 13 Kassen-Kinderärzt:innen-Praxen unbesetzt. Für rund 300.000 Kinder und Jugendliche im Land gibt es lediglich 38 Kassen-Praxen. „Die Situation ist dem Land seit Jahren bekannt, dennoch wurden und werden keinerlei Maßnahmen gesetzt, diesen Trend zu stoppen oder umzukehren“, ist Krismer empört.

Mittlerweile hätten Eltern oft die Wahl zwischen endlosen Wartezeiten (in manchen Praxen werden gar keine Termine mehr vergeben oder keine neuen Patienten aufgenommen) oder teure Privatärzte aufzusuchen. Denn während die Zahl der Kassenpraxen sinkt, steigt die der Kinder-Wahlärzte im Land. „Das ist ein untragbarer Zustand: Dass medizinische Grundversorgung für kinderreiche oder sozial schwächere Familien eine Frage der Kosten wird, darf einfach nicht sein", kritisiert die Grünen-Chefin.

Ruf nach flächendeckender Versorgung

Nähme die SP ihre eigene Forderung nach einem kinder- und familiengerechten Niederösterreich ernst, so Krismer abschließend, müsste „der Ruf nach einer garantierten und flächendeckenden Versorgung mit Kassen-Kinderärzten täglich, vehement und laut erschallen. Auch wenn SP-Chef Franz Schnabl da seine eigene Landesrätin in die Pflicht nehmen müsste.“