Von Oktober bis März ist für Dämmerungseinbrecher Hochsaison. Von 16 bis 21 Uhr häufen sich Einbrüche vor allem in Häusern und ebenerdigen Wohnungen. "Heute.at" hat mit zwei hochrangigen Polizisten gesprochen, um mit Mythen rund um Einbrüche aufzuräumen und gute Tipps gesammelt, wie Sie sich schützen können.
Von Oktober bis März ist für Hochsaison. Von 16 bis 21 Uhr häufen sich Einbrüche vor allem in Häusern und ebenerdigen Wohnungen. "Heute.at" hat mit zwei hochrangigen Polizisten gesprochen, um mit Mythen rund um Einbrüche aufzuräumen und gute Tipps gesammelt, wie Sie sich schützen können.
Die Wiener Polizei weiß um das Problem der Dämmerungseinbrüche und hat seit der Saison 2014/15 Aktionen gegen "klassische Dämmerer" gesetzt. Verstärkt gehen Polizisten in besonders betroffenen Gebieten auf Streife. Das hat sich ausgezahlt. Bei über 5.400 Personenkontrollen gingen den Beamten 50 einschlägig bekannte Personen ins Netz, bevor sie zuschlagen konnten. Die abschreckende Wirkung ist enorm. In manchen Grätzeln konnte die Einbruchsquote zur Dämmerung um bis zu 32,6 Prozent gesenkt werden. Die Dämmerungseinbrüche in Wohnungen gingen im Stadtgebiet Wien in den Monaten November bis März innerhalb eines Jahres von 1.028 auf 693 zurück.
Besser als die besten Ermittler ist es, es gar nicht zu einem Einbruch kommen zu lassen. Oberstleutnant Manfred Briegl, der Leiter der Abteilung Vermögensdelikte und Abteilungsinspektor Josef Janisch von der Kriminalprävention verrieten "Heute.at", was man selbst tun kann, um sich zu schützen und haben mit 13 hartnäckigen aufgeräumt:
Wer in seiner Wohnung Sicherheitstüren oder Alarmanlagen einbaut, lockt erst recht Einbrecher an, weil sie glauben, da sei etwas zu holen. Das ist Blödsinn. Ist der Einbrecher erst einmal im Haus, ist die Vorgehensweise normalerweise, dass der Verbrecher sich möglichst schnell und unauffällig durchs Gebäude arbeiten will. Sieht man einer Wohnung an, dass sie leicht zu knacken ist, wird das auch gemacht. Gut gesicherte Wohnungen brauchen zu viel Zeit und werden oft links liegen gelassen.
Ich brauche keine teuren Sicherheitsvorkehrungen, eine Versicherung ist viel billiger. Zugegeben, eine Sicherheitstür (empfohlen werden von der Polizei Türen der Sicherheitsklasse 3 und 4) kostet mehrere Tausend Euro, Versicherungen sind günstiger. Nicht zu unterschätzen ist jedoch das Trauma, das ein Einbrecher, der die komplette Wohnung durchwühlt, beim Mieter hinterlässt. Viele fühlen sich nach einem Einbruch in den eigenen vier Wänden nicht mehr sicher. Außerdem zieht ein Einbruch einen Rattenschwanz an Arbeit hinter sich her. Man muss Schätz-Gutachten für die Versicherung machen lassen und viele Wege erledigen. Laut Polizei dauert es bis zu einem Jahr, bis die Folgen ausgestanden sind. Dann kann es trotzdem sein, dass die Versicherung nicht oder nicht genug bezahlt. Zusätzlich verschütten Einbrecher hin und wieder ätzende Flüssigkeiten, um Spuren zu verwischen. In diesem Fall muss die Wohnung kostenaufwändig renoviert werden.
Einbrecher erkennt man, wenn man sie sieht.
Vorurteile sind gefährlich. Ein junges Pärchen mit Kinderwagen kann Einbruchswerkzeug statt eines Babys transportieren. Und wenn man zwei hausfremde Frauen im Stiegenhaus trifft, heißt das nicht unbedingt, dass es sich um Gäste handelt. Auch bei Einbrechern hat sich die Emanzipation schon längst durchgesetzt. Eine Frau kann eine Tür genauso schnell aufbrechen wie ein Mann. Oft werden auch Kinder auf Einbruchstouren mitgenommen. Ein 10-Jähriger passt locker durch eine Oberlichte. Fragen Sie sich lieber, warum ein Kind nicht in der Schule ist, wenn Sie ihm zu ungewöhnlichen Zeiten im Haus begegnen. Überaus erfolgreich sind Verbrecher, die gut gepflegt und im Business-Look unterwegs sind. Würden Sie einen Herrn im Anzug mit Trolley verdächtigen? Eben!
Wenn eine Alarmanlage losgeht, kümmert sich die Polizei darum
Bei manchen Alarmanlagen wird die Polizei automatisch verständigt, längst aber nicht bei allen. Wenn in der Nacht eine Autoalarmanlage losgeht, muss jemand die Beamten verständigen, sonst ist der ganze Lärm für die Katz. Professionelle Einbrecher lösen oft den Alarm einer Wohnung aus und kommen eine halbe Stunde später nachschauen, was sich getan hat. Ist dann alles finster, ist der Weg für die Verbrecher frei.
Eine Kamera-Attrappe schützt meine Wohnung ausreichend.
Laut Polizei gibt es circa vier Typen von Attrappen, die in jedem Baumarkt zu haben sind. Verbrecher sind keine Trottel. Diese Modelle kennen nicht nur Sie, wenn Sie sich einmal mit dem Thema beschäftigt haben, sondern auch die Einbrecher. Selbst echte Kameras zeichnen zwar den Einbrecher auf, doch was nützt ihnen das, wenn Ihre Wertsachen trotzdem weg sind. Einen Einbruch zu verhindern ist immer besser als nachher Beweise für die Tat zu haben.
Das Erdgeschoss eines Hauses zu sichern ist ausreichend.
Diese Einstellung ist Jahrzehnte alt und hat schon manchem sein Hab und Gut gekostet. Aufeinander gestapelte Gartenmöbel, eine herumliegende Leiter oder eine Regenrinne, die in der Nähe eines Balkons verläuft, ist genug, um einem Einbrecher den Weg zu ebnen. Deshalb: Räumen Sie Gartenmöbel im Herbst und Winter weg, und lassen Sie keinesfalls Leitern herumliegen. Sollten Sie keinen Platz für die Leiter haben, ketten Sie sie an einen Baum. Einbrecher schlagen in einer Straße oft mehrmals zu. Lässt einer der Nachbarn eine Leiter liegen, ist sie schnell über den Zaun gereicht und kann immer wieder in der Nähe benützt werden.
Über einen Balkon im 4. Stock kommt eh keiner rein.
Selbst wenn Ihre Eingangstür bombensicher ist, ist sie das auch bei Ihrem Nachbarn? Flinke Langfinger arbeiten sich von Balkon zu Balkon von Wohnung zu Wohnung. Vom Gang aus merkt man nicht einmal, dass gerade ein Einbrecher seine Beute zusammenrafft.
Einbruchssicher kann man eine Wohnung auch ganz billig machen
Leider nur zum Teil wahr. Zeitgesteuerte Lampen, die abends von allein angehen oder Lampen mit Bewegungssensor sind nicht teuer und als Unterstützung eine tolle Idee. Kameraattrappen oder Türen die nicht vom zertifizierten Fachhändler sind, können sich allerdings schnell zum Bumerang entwickeln. Der beste Schutz ist und bleibt bei einer Wohnung die Sicherheitstür. Auf gibt's eine Liste von Händlern, die Ihnen keinen Blödsinn andrehen. Die MA50 fördert einflügelige Sicherheitstüren mit bis zu Euro 400, mehrflügelige mit bis zu Euro 800. Und wer das Geld nicht aufbringen kann oder will, kann seine Tür zur Not mit einem Balken- oder Stangenschloss nachrüsten. Damit Fenster nicht leicht ausgehebelt werden können gibt es Pilzzapfenverriegelungen. Auch durchbruchhemmende Folien für Fenster sind eine Möglichkeit, obwohl es selten geworden ist, dass ein Einbrecher Ihr Fenster mit einem Ziegelstein einschlägt. Die Verletzungsgefahr ist zu groß und seit es DNA-Tests gibt, will kein Einbrecher Blut am Tatort zurücklassen.
Elektronische Spielereien und clevere Apps bringen jeden Gauner zur Strecke
Eine Faustregel ist: Mechanik geht immer vor Elektronik. Eine billige Kamera ist schwierig zu montieren. Ist sie zu niedrig angebracht, kann sie manipuliert werden, ist sie zu hoch, sieht man vom Einbrecher mit Schirmkappe nur noch das Kinn. Ist die Bildqualität zu schlecht, sind die Fotos den Platz nicht wert, den sie auf Ihrer Festplatte wegnehmen. Und selbst wenn alles passt: Was nützen Ihnen die besten Bilder, wenn Ihre Wohnung am Sonntag ausgeräumt wird und am Montag sehen Sie die Beweise? Der Verbrecher ist da wahrscheinlich schon längst über alle Berge oder über die nächste Grenze.
Durch ein gekipptes kommt man nicht in die Wohnung
Nicht wahr. Ein gekipptes Fenster kostet dem versierten Einbrecher ein müdes Lächeln. Lassen Sie Ihr Fenster gekippt, wenn Sie die Wohnung oder das Haus verlassen, könnte sogar die Versicherung aussteigen, weil es sich um eine Obligenheitsverletzung handelt. Auch eine nicht zertifizierte Sicherheitstür von einem nicht autorisierten Händler könnte nach einem Einbruch bei Ihrer Versicherung Probleme machen.
Ein guter Nachbar ist unverzichtbar
Haben Sie eine Sicherheitstür und alle Fenster und Balkontüren sind gesichert sind sie relativ gut geschützt. Trotzdem ist es für jeden Einbrecher ein Anreiz, wenn die Jalousien immer herunten sind, Ihre Post sich vor der Haustür stapelt und sich seit Tagen vor Ihrem Haus der Schnee türmt. Hier einen netten Nachbarn zu haben, ist Gold wert. Bitten Sie ihn, Ihre Jalousien hin- und wieder hochzuziehen, das Postkastl zu entleeren und den Schnee zu räumen. Sollte er dann auf Urlaub fahren, freut er sich sicher, wenn Sie sich revanchieren.
Ohne einen scharfen Wachhund geht gar nichts
Jeder Hund ist ein toller Einbruchsschutz. Abschreckend ist nicht, dass der Hund scharf ist und schmerzhaft zubeißt, sondern, dass er bellt und viel Lärm macht. Selbst der kleinste Pekinese kann so zum Helden werden. Ist der Hund gut trainiert, bellt er auch nicht bei jedem, der an der Wohnung vorbeigeht, sondern nur, wenn jemand hinein will.
Für Einbrecher ist die Polizei zuständig
Dieser Irrtum verursacht mehr Schaden als jeder andere. Seien Sie aufmerksam. Fallen Ihnen zwei Leute in einem Auto auf, die stundenlang nur sitzen, kann es leicht sein, dass sie nur auf die Dämmerung und das Zuschlagen warten. Rufen Sie die Polizei. Die Beamten sind über jede Personenbeschreibung und jeden Hinweis glücklich. Sie als Anrainer haben den Heimvorteil, den eine Polizeistreife nicht aufholen kann. Sie kennen Ihre Nachbarn und wissen wann Ungewöhnliches in Ihrem Grätzel passiert. Viele Leute trauen sich nicht, wegen eines schnöden Verdachtes 133 zu wählen. Lassen Sie sich von Ihren Skrupeln nicht aufhalten. Wir haben es von allerhöchster Stelle, dass die Polizei dankbar ist, wenn Sie Infos bekommen. Und vorher die Beamten zu informieren, kann nachher viele Sorgen, Tränen und viel Ärger ersparen.