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13 Tote bei Anschlag – Taliban kündigen mehr Gewalt an

In der Hauptstadt Afghanistans kamen bei einem Anschlag am Dienstag mehrere Menschen ums Leben. Die Taliban kündigten weitere Vergeltungsaktionen an.

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Taliban drohen jetzt mit Vergeltung - News | heute.at
Taliban drohen jetzt mit Vergeltung - News | heute.at
Bild: © Ahmad Nadeem / Reuters (X02749)

Die militant-islamistischen Taliban haben den Anschlag auf ein Haus des afghanischen Verteidigungsministers für sich reklamiert. Bei dem Autobombenanschlag nahe des Hauses des Verteidigungsministers im Zentrum von Kabul am Dienstagabend (Ortszeit) wurden mindestens 13 Menschen getötet, unter ihnen fünf Angreifer.

Der Angriff auf eine Residenz von Bismillah Khan Mohammadi sei der Beginn von Vergeltungsaktionen an Schlüsselfiguren der Regierung, hieß es in einer von den Islamisten am Mittwoch veröffentlichten Erklärung. Diese Schlüsselfiguren würden Angriffe auf Zivilisten in verschiedenen Teilen des Landes anordnen, öffentliche Einrichtungen zerstören und arme Menschen dazu zwingen, ihre Häuser zu verlassen. Die Taliban würden diesen Verbrechen nicht länger gleichgültig gegenüberstehen und sich ihnen mit aller Kraft entgegenstellen, heißt es in der Erklärung weiter.

Massenflucht der Zivilbevölkerung

Zuletzt hat sich die Sicherheitslage in Afghanistan massiv verschlechtert. Seit Beginn des Abzugs der US- und Nato-Truppen Anfang Mai haben die Taliban mehrere Offensiven gestartet und dabei erst vor allem ländliche Gebiete erobert. Zuletzt verlagerten sich die Kämpfe zunehmend in die Städte. Die afghanische Regierung versucht, verlorene Gebiete zurückzuerobern und die Angriffe auf die Provinzhauptstädte mit verstärkten Luftangriffen abzuwehren.

Dabei allerdings werden immer wieder auch zivile Ziele getroffen. Die Regierung und die USA wiederum werfen den Taliban vor, Landminen in Häusern von Zivilisten zu platzieren und sich hinter Familien zu verstecken, wenn sie afghanische Sicherheitskräfte angreifen.

Zur Lage in Afghanistan
Im Global Peace Index liegt Afghnaistan aktuell auf dem letzten Rang Jedes Jahr werden Tausende Zivilsten ermordet. Terroranschläge sind an der Tagesordnung. Im Mai zogen sich die internationalen Truppen zurück, seitdem sind die radikal-islamistischen Taliban wieder auf dem Vormarsch. Das österreichische Außenministerium warnt auf seiner Website: "Bestehendes Risiko von gewalttätigen Auseinandersetzungen, Raketeneinschlägen, Minen, Terroranschlägen und kriminellen Übergriffen einschließlich Entführungen, Vergewaltigungen und bewaffneter Raubüberfälle im ganzen Land. Den in Afghanistan lebenden Auslandsösterreichern und Österreichern, die sich aus anderen Gründen in Afghanistan aufhalten, wird dringend angeraten das Land zu verlassen."

Schlüsselbezirk

Nun haben die Taliban sogar einen Schlüsselbezirk ihrer ehemaligen Hochburg Kandahar eingenommen. Nur gerade zwei Tage nach dem Beginn der US-Truppen-Abzüge fiel der Distrikt Panjwai in die Hände der Taliban. Der Abzug vom Luftwaffenstützpunkt Bagram in der Nähe von Kabul, von wo aus die Amerikaner fast zwanzig Jahre Operationen gegen die Taliban und ihre Verbündeten der al-Qaida leiteten, wiegt also schwer. Mittlerweile hat eine Massenflucht der Zivilbevölkerung begonnen.

Wie die Uno-Mission in Afghanistan, die UNAMA berichtet, halten die Kämpfe auch in der Provinzhauptstadt Laschkargah im Süden Afghanistans weiter an. Innerhalb von 24 Stunden wurden mindestens 40 Zivilisten getötet und 118 verletzt. Den größten Schaden verursachen zur Zeit Bodenoffensiven von militant-islamistischen Taliban und Luftangriffe der afghanischen Luftwaffe. Die UNAMA fordert die Kriegsparteien auf, Zivilisten besser zu schützen.

Ein Zivilist sagte gegenüber der Nachrichtenagentur AFP: "Die Taliban sind überall in der Stadt. Sie patrouillieren auf Motorrädern durch die Straßen und nehmen Menschen fest oder erschießen solche , die ein Smartphone haben."