Wien

1450 außer Kontrolle? Wiener warten Stunden in Hotline

Im Umfeld eines jungen Wiener Brüderpaars häuften sich die Corona-Fälle. Im Gespräch mit "Heute" sagen sie: "Wien hat Corona nicht im Griff".

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Alexander (23) und Andreas Wohltan (21) üben Kritik an Wiens Umgangsweise mit der Pandemie.
Alexander (23) und Andreas Wohltan (21) üben Kritik an Wiens Umgangsweise mit der Pandemie.
Privat

Voriges Wochenende war der Wiener Alexander Wohltan (23) mit seinem Bruder Andreas (21) auf einer Geburtstagsfeier. Im Freien, an der Alten Donau. "Als am Dienstag dann zwei Personen aus der Gruppe Symptome zeigten, isolierten wir uns alle und suchten nach Möglichkeiten, uns testen zu lassen", erzählt Alexander Wohltan gegenüber "Heute".

"Über eine Stunde in der Warteschleife"

Die Niederösterreicher aus der Gruppe seien nach Anruf bei der Hotline 1450 aufgefordert worden, in eine Teststraße zu fahren. "Sie erhielten noch am gleichen Tag die Information, sich in Quarantäne begeben zu müssen", so der 23-Jährige. "Wir Wiener steckten alle über eine Stunde in der Warteschleife von 1450. Diese bricht alle 16 Minuten ab, sodass man sich erneut einwählen muss", ärgert sich Alexander. Endlich durchgekommen, schickte man die Brüder in eine Teststraße.

Hotline 1450 hat jetzt mehr Mitarbeiter

Mit der langen Wartezeit konfrontiert, sagt das Büro von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker auf "Heute"-Anfrage, man habe es just zu diesem Zeitpunkt mit einem enormen Aufkommen an Anrufen zu tun gehabt – am Montag, Dienstag und Mittwoch der letzten Woche habe es täglich rund 18.000 Anrufe gegeben. Die Hotline 1450 habe reagiert und zusätzliche Mitarbeiter eingestellt. Aktuell müsse man mit etwa 20 Minuten Wartezeit rechnen.

"Wir waren 30 Minuten vor Öffnung dort und es war schon Stau", erzählt Alexander Wohltan von der Teststraße.<br>
"Wir waren 30 Minuten vor Öffnung dort und es war schon Stau", erzählt Alexander Wohltan von der Teststraße.
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Stau bei Teststraße

"Wir waren 30 Minuten vor Öffnung dort und es war schon Stau", erinnert sich der Wiener. "Die Autos fuhren einfach dort hin, wo sie wollten, die Ordner haben nichts beigetragen". Insgesamt habe das Brüderpaar dreieinhalb Stunden in der Teststraße verbracht. Dort habe man ihnen nichts über Quarantäne gesagt, nur, dass das Ergebnis binnen drei Tagen käme.

Brüder hätten sich schriftlichen Bescheid gewünscht

Vier Personen aus der Gruppe waren positiv, Alexander und sein Bruder Andreas negativ. "Alle Niederösterreicher haben zeitnah einen Absonderungsbescheid bekommen und wurden auch von der Polizei kontrolliert", sagt Alexander, von den Wienern habe noch niemand einen Bescheid und nur eine einzige positive Person wäre telefonisch kontaktiert worden. "Den anderen wurde nicht einmal gesagt, dass sie zu Hause bleiben müssen", so Alexander, "was wir aber natürlich trotzdem gemacht haben".

Quarantäne-Verordnung auch mündlich gültig

Hierzu äußert sich der Specher von Gesundheitsstadtrat Hacker, Mario Dujaković: "Wenn eine Quarantäne verordnet wird, gilt das auch mündlich. Dazu braucht es keinen Zettel". Weil der Wunsch nach einem schriftlichen Bescheid aber keine Seltenheit sei, habe die Stadt Wien nun 150 zusätzliche Mitarbeiter zur Bescheiderstellung eingestellt.

Grundsätzlich sagt Dujaković: "Bei Verdacht auf Ansteckung setzen wir auf die Vernunft der Bürger, ihre sozialen Kontakte zu reduzieren". Verordnen könne man eine Quarantäne nicht aufgrund eines Verdachts, hier sei Eigenverantwortung gefragt.

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