Österreich

15 Jahre Haft: Manager stach Frau 6 Mal in den Hals

Heute Redaktion
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Wegen Mordes an seiner Ehefrau hat sich am Dienstag ein 35-jähriger Manager am Wiener Straflandesgericht verantworten müssen. Das Urteil: 15 Jahre Haft! Der Bluttat dürften jahrelange Streitigkeiten um die gemeinsame Tochter vorangegangen sein, inklusive Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs. Am 24. November 2012 eskalierte schließlich die Situation im Schlafzimmer des Paares.

Wegen Mordes an seiner Ehefrau hat sich am Dienstag ein 35-jähriger Manager am Wiener Straflandesgericht verantworten müssen. Das Urteil: 15 Jahre Haft! Der Bluttat dürften jahrelange Streitigkeiten um die gemeinsame Tochter vorangegangen sein, inklusive Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs.

Der Mann stach der 37-Jährigen sechsmal in den Hals, packte seine im Nebenzimmer schlafende Tochter und brachte die heute Siebenjährige zu seinen Eltern nach Oberösterreich. Anschließend stellte er sich der Polizei. Der Schöffensenat unter Vorsitz von Richter Friedrich Forsthuber stimmte jetzt mit 6:2 Stimmen für Mord. Das Urteil ist bereits rechtskräftig.

An der WU kennengelernt und verliebt

Der damals knapp 20-jährige Eigenbrötler hatte die witzige, intelligente und dynamische Rumänin Ende der 1990er-Jahre auf der Wirtschafts-Uni kennenlernt. Im Juli 1999 wurde geheiratet. "Die Ehe war super, meine Frau hat mich aus meiner Lethargie herausgeholt, mich angetrieben, sie hat meinen Charakter gebildet. Es war ein schönes Leben. Ich hab sie geliebt, ich liebe sie immer noch. So etwas kann man nicht abschalten", erklärte Christoph G. im Zeugenstand.

Schwiegermutter warf ihm sexuellen Missbrauch vor

Im Sommer 2006 kam die gemeinsame Tochter zur Welt, das Glück schien perfekt. Doch die erfolgreiche Bankerin nahm ein Job-Angebot in Bukarest an, ihr Mann reiste mit Kind hinterher, in der Beziehung begann es zu kriseln. Ein Hauptauslöser für die zunehmende Zerrüttung waren laut dem Angeklagten die Vorwürfe seiner Schwiegermutter, die behauptet hatte, der gebürtige Oberösterreicher verginge sich sexuell an dem Mädchen. Diese Anschuldigungen brachten die Ehe endgültig aus dem Gleichgewicht, denn die Ehefrau habe einmal ihrer Mutter, dann wieder ihm Glauben geschenkt - trotz Einschaltung von Psychologen des Kinderschutzzentrums und Einsatz von Lügendetektoren.

Christoph G. wollte nach Indien

Der heute 35-Jährige fand keinen Weg mehr, sich zu verteidigen, die Vorwürfe ließen sich nicht zerstreuen. Schließlich habe er "kapituliert" und den Entschluss gefasst, ein neues Leben ohne Familie zu beginnen. Er habe sogar Pläne geschmiedet, die Tochter außer Landes zu bringen, "nur, damit sie in Sicherheit ist". Christoph G. beantragt Visa für Indien und kündigt zwei Wochen vor der Tat seinen gut bezahlten Job. Als seine Frau jedoch am Abend des 24. November die "per Handschlag" getroffene Vereinbarung für ungültig erklärte und nun doch die Scheidung forderte, brannten bei G. die Sicherungen endgültig durch.

Brachte Tochter nach OÖ zur Oma

Im Affekt, wie er behauptete, stach er einmal zu, woraufhin eine Rangelei entbrannte. Die 37-Jährige habe sich das Messer gegriffen und sei auf ihn losgegangen, so der Angeklagte. Im Zuge des Kampfes habe er dann die Hand seiner Frau zu fassen bekommen und ihr das Messer noch einige Male in den Hals gerammt. Er sei "völlig schockiert" gewesen, "was da passiert ist". Nur spärlich bekleidet habe er seine Tochter "geschnappt" und sei mit ihr zu seinen Eltern nach Oberösterreich gefahren. Über die Leiche warf er eine Decke.

Gerichtspsychiaterin Sigrun Rossmanith attestierte dem Angeklagten eine "chronische Lebenskrise". Der 35-Jährige habe an einer Belastungsstörung gelitten, zuzüglich Ohnmachtsgefühlen, Stimmungsschwankung und andauernder Hoffnungslosigkeit. Die psychischen Reserven des Mannes seien aufgrund sich ständig wiederholender Vorfälle "weitgehend aufgebraucht" gewesen, so Rossmanith in ihrem Gutachten.

Mutter äußerte Verdacht in Tagebuch

Die mit Spannung erwartete Einvernahme der Mutter des Opfers ist dann noch von der Verlesung des Tagebuches der Getöteten "getoppt" worden. Denn in den Aufzeichnungen kristallisierte sich der von der Oma längst geäußerte Verdacht, dass der Ehemann die gemeinsame Tochter sexuell missbraucht haben könnte, als Hauptgrund der langsamen Zerrüttung der Partnerschaft heraus.

Über vier Jahre hinweg dokumentierte die Frau unzählige Verdachtsmomente, die sie zunehmend verzweifeln ließ. Bereits im Alter von nicht einmal zwei Jahren habe die heute Siebenjährige von sexuellen Annäherungen des Vaters berichtet. Dies soll in den Folgejahren zu eindeutigen Reaktionen des Kindes geführt haben, das auf Fragen, was "der Papi" gemacht hat oder ob der "Papi böse" war, stets mit "Ja" antwortete. Die Bankerin notierte, dass sie immer wieder versucht habe, ihren Ehemann zur Rede zu stellen und ihn mehrmals gebeten habe, nicht zu viel Zeit alleine mit seiner Tochter zu verbringen. Der Angeklagte soll auch einige Male gedroht haben, sie und auch ihre Mutter umzubringen. Die örtliche Trennung von Christoph G. sei aus purer Angst erfolgt.

Auch der Angeklagte führte Tagebuch

Auch die Tagebuchaufzeichnungen von G. wurden verlesen. Darin zeichnete der Beschuldigte ein gänzlich anderes Bild der Situation. Er habe sich dem Kind nie unsittlich genähert. Wie kompliziert sich der Fall dem Schwurgericht darstellte, bewies auch die Aussage des 64-jährigen Vaters von Christoph G. Dieser zeigte sich tief betroffen, dass die Anschuldigungen der "Gegenseite" bereits so weit gingen, dass auch er sein Enkelkind missbraucht haben soll. Er sei nun schon "seit Monaten den bösesten Verleumdungen ausgesetzt".