Österreich

1,5 Millionen Österreicher könnten in Armut abrutschen

Kinder, chronisch Kranke und Alleinerziehende sind besonders von Armut und Ausgrenzung betroffen. Die Zahl der Gefährdeten ist im Vorjahr gestiegen.

Sandra Kartik
Kinder und Alleinerziehende sind besonders von Armut betroffen.
Kinder und Alleinerziehende sind besonders von Armut betroffen.
Getty Images/iStockphoto (Symbol)

Die Teuerungen machen sich deutlich bemerkbar: Im Vorjahr waren mehr als 1,5 Millionen Menschen von Armut und Ausgrenzung bedroht. 201.000 Österreicher galten 2022 als erheblich materiell und sozial benachteiligt. 2,3 Prozent der Bevölkerung waren von dieser Armutslage betroffen, im Jahr 2021 waren es nur 1,8 Prozent. Das zeigen die aktuellen Armutsdaten der Statistik Austria.

Jedes 5. Kind ist armutsgefährdet

"In der Krise müssen wir die Stärken des Sozialstaats erhöhen und die Schwächen korrigieren“, fordert Martin Schenk vom Netzwerk Armutskonferenz. Besonders von Einkommensarmut gefährdet sind weiter Kinder (30 Prozent) – jedes 5. ist armutsgefährdet, Alleinerzieherinnen (52 Prozent) und Arbeitslose (67 Prozent). Die Zahl der "Working Poor" ist auf 331.000 Betroffene angestiegen.

Mit großen Problemen sind Menschen mit chronischer Erkrankung konfrontiert. Alleinlebende Frauen in der Pension sind stärker gefährdet (28 Prozent). Und die hohen Wohnkosten bringen viele an den Rand. Das höchste Risiko erheblicher materieller und sozialer Problemlagen hatten Alleinerziehende. In Bezug auf Leistbarkeit bestimmter Grundbedürfnisse wie "die Wohnung warm halten können" oder "unerwartete Ausgaben tätigen können", zeigen sich Verschlechterungen der sozialen Situation.

Mittelschicht auch betroffen

"Volkshilfe und andere Sozialorganisationen schlagen seit über einem Jahr Alarm: die Ressourcen für die direkte Hilfe sind knapp, die Warteschlangen immer länger. Längst sind nicht nur die Einkommensärmsten in der Sozialberatung. Die hohen Preise für das Lebensnotwendige, insbesondere für Energie, Lebensmittel und Wohnen belasten Menschen bis in die Mittelschicht", mahnt auch Volkshilfe-Direktor Erich Fenninger.

"Die bisherigen Maßnahmen der Regierung reichen nicht aus, um Armut zu bekämpfen. Wir müssen die Profit-Preis-Spirale beenden und strukturelle Maßnahmen zur sozialen Absicherung treffen", so der Volkshilfe-Chef weiter. Das hieße die Einführung einer Kindergrundsicherung, einer Energie-Grundsicherung, einer Mietpreisbremse und langfristige Verbesserungen beim Arbeitslosengeld und der Mindestsicherung.

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