Österreich

150 Jahre: Polizei Wien feiert mit Uniform-Parade

Heute Redaktion
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Die Wiener Polizei feiert heuer runden Geburtstag. Anlässlich des 150. Jubiläums findet eine Parade durch die City statt. Mit dabei sind auch historische Uniformen und Fahrzeuge.

Der alljährliche Tag der Wiener Polizei wird heuer regelrecht zum Straßenfest. Um den runden 150. Geburtstag der Exekutive gebührend zu feiern, gibt es heuer neben den traditionellen Vorführungen in der Rossauer Kaserne auch eine Parade über den Ring. Dabei können verschiedene Abordnungen in historischen Uniformen, Polizisten in verschiedenen Adjustierungen und Ausrüstungen sowie der Fuhrpark an Sonder- und Streifenfahrzeugen der Wiener Polizei bestaunt werden. "Heute" durfte schon am Mittwoch in der Marokkanerkaserne (Landstraße) bei der Anprobe der historischen Kostüme dabei sein.

(Video: Polizei Wien)

Bürgerinformation der Polizei Wien
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Telefon:01-313 10-78 900
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Dabei zeigt sich: Die Uniformen, fast alles Originale, die in den meisten Fällen aus privaten Sammlungen stammen, passen auch noch Jahre nach ihrer Außer-Dienst-Stellung. Kleinere Probleme, wie das Binden der Krawatte auf Melanie's Uniform (einer Angestellten der Stadt Wien zur Parkraumbewirtschaftung) der 1960er Jahre und das Finden passender Schuhe, sind schnell behoben.

Insgesamt werden rund 800 Teilnehmer bei der Parade über den Ring ziehen, dafür wird die Straße ab 13.45 Uhr für den Verkehr gesperrt. Neben Polizeischülern sind auch viele Aktive sowie 210 Polizeimusiker dabei. 24 historische Uniformen werden zu sehen sein, die älteste stammt aus dem Jahr 1869 und umfasst neben einem knielangen Mantel mit Knöpfen in Doppelreihe auch einen Federhut und Säbel.

Geschichtsträchtig sind auch die Fahrzeuge, die am Rathausplatz zu sehen sind: Bis 19 Uhr können hier 70 historische Polizeifahrzeuge, das älteste ein Mannschaftstransportwagen aus den späten 1950ern, bewundert werden.

Dafür, dass alle Uniformen historisch korrekt sind, sorgt unter anderem Gruppeninspektor Manfred Rabenstein, der auch staatlich geprüfter Fremdenführer und passionierter Hobby-Polizeihistoriker ist. Gerade erst hat er den Verein "Österreichische Gesellschaft für Polizeigeschichte" gegründet, von dem es in Zukunft mehr zu sehen geben wird.

"Bisher waren wir bei Events im Heeresgeschichtlichen Museum und der Langen Nacht der Museen dabei. In Zukunft wollen wir aber echte Reenactments, also das Nachstellen historischer Ereignisse, möglichst wahrheitsgetreu in die Wiener Innenstadt bringen. Das Motto ist hier, kommen die Menschen nicht ins Museum, kommt das Museum zu den Menschen", so Rabenstein zu "Heute".

Der Festtag der Wiener Polizei startet actionreich: Ab 9.30 Uhr führen die Spezialisten der Diensthundeeinheit und der Sondereinheit WEGA ihr Können vor. Coole Action versprechen auch die Trialshows der Motorradpolizisten.

Daneben stehen vor Ort jede Menge Infos zur Verfügung: Welche Ausrüstungsgegenstände hat die WEGA und welche Fahrzeuge die Landesverkehrsabteilung? Wie schütze ich mich am besten vor einem Einbruch? Wie werde ich eigentlich Polizist und wie genau läuft der Aufnahmetest ab? Für all diese Fragen stehen Polizisten aus den verschiedensten Abteilungen der Wiener Polizei bereit, die gerne Einblicke in die polizeiliche Arbeit geben.

Für die Jüngsten ist natürlich die Kinderpolizei wieder mit vor Ort. Interessierte Kinder bekommen nach erfolgreicher Aufnahme nicht nur ihren Dienstausweis, sondern auch eine Menge Goodies.

Daneben gibt es ein Kinderschminken und, wer will, kann sich vor Ort ein Phantombild anfertigen lassen.

Ab 15 Uhr ziehen dann hunderte Beamte in historischen Kostümen vom Universitätsring zum Rathausplatz (City). Im Anschluss findet ein Festakt mit einer Angelobung von Polizeischülern sowie einer Ausmusterung und Übernahme von Absolventen der Polizeigrundausbildung statt. Musikalisch umrahmt wird die Veranstaltung durch fünf Polizeimusikkapellen aus ganz Österreich.

Am 2. Februar 1869 wurde mit kaiserlicher Entschließung in Wien die k.k. Sicherheitswache als erste moderne Polizeiorganisation eingerichtet. Davor war die Militar-Polizeiwache in Wien fur die innere Sicherheit zustandig. Die erste Sicherheitswacheabteilung wird in der Leopoldstadt eingerichtet.

Im Marz 1872 nimmt das "Institut der k. k. Polizeiagenten in Wien" die Arbeit auf. Die neuen Polizeiagenten versehen ihren Dienst noch von einer Zentralstelle aus.

Nach der Ermordung von zwei Polizeiagenten 1884 erhalt die Wiener Sicherheitswache Spitzhelme anstatt der Filzhute sowie 500 Revolver der Marke "Gasser" – eine Sonderanfertigung speziell fur die Polizei.

1920 erfolgt eine Reform der Sicherheitswache und der Kriminalpolizei: Der Name "Sicherheitswache" wird auf "Bundessicherheitswache" geandert. Das Polizeiagentenkorps erhalt die Bezeichnung "Kriminalbeamtenkorps", aus den "Polizeiagenten" werden "Kriminalbeamte".

Die Zwischenkriegszeit war von Auseinandersetzungen und Unruhen zwischen unterschiedlichen politischen Orientierungen gepragt. Dabei kam es, etwa beim Justizpalastbrand von 1927, auch immer wieder zu Toten aufgrund des polizeilichen Vorgehens, aber auch zu zahlreichen im Dienst getoteten Polizisten.

Nach dem Anschluss an das Deutsche Reich 1938 wird die Bundessicherheitswache in die deutsche Schutzpolizei eingegliedert. Fuhrende Beamte der Wiener Polizei werden festgenommen, entlassen oder in den Ruhestand geschickt. Viele Polizisten unterstutzen aber auch die Machtubernahme der Nationalsozialisten tatkraftig.

Am 13. Juni 1945 ubernimmt wieder die Polizeidirektion Wien unter schwierigen Bedingungen und Einschrankungen durch die Besatzungsmachte den Polizeidienst in der Bundeshauptstadt. Mit der Unterzeichnung des Staatsvertrages 1955 fallen diese Einschrankungen weg, und die Polizei wird technisch modernisiert. Eine Funkstreifenabteilung mit sechs Kraftfahrzeugen wurde eingefuhrt. 1964 erhalten auch die Bezirksabteilungen erste Kraftfahrzeuge.

1974 wird das neu errichtete Polizeidirektionsgebaude am Schottenring 7-9 eroffnet, das bis heute als Zentrale der Wiener Polizei fungiert.

2002 wird die Zahl der Bezirkspolizeikommissariate und der Sicherheitswacheabteilungen von 23 auf 14 verringert. Der Kriminaldienst wird neu geordnet. Es gibt auch eine Reform der Sonder- und Spezialeinheiten.

2005 werden Bundessicherheitswache, Bundesgendarmerie, Kriminalbeamtenkorps und Teile der ehemaligen Zollwache zur neuen, osterreichweit einheitlichen "Bundespolizei" zusammengefuhrt. Seitdem ist die Uniform der "Bundespolizei" dunkelblau.

Heute versehen in Wien rund 8.300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sowohl im Verwaltungsdienst als auch im exekutiven Außendienst, ihren Dienst. Weitere 1.000 Polizeibeamte befinden sich derzeit in Ausbildung. Für die Wiener Bevolkerung stehen 83 Polizeiinspektionen als polizeiliche Ansprechstellen zur Verfugung.

Pro Jahr verzeichnet die Wiener Polizei rund 1.200.000 Notrufe. Diese fuhren zu taglich etwa 1.200 Einsatzen. Die Landesleitzentrale der Wiener Polizei betreibt neben der Notrufnummer 133 und dem internationalen Notruf 112 auch einen Gehorlosennotruf, der mehr als hundert Mal im Jahr in Anspruch genommen wird.